Uni distanziert sich von Schutzbach
Die Rektorin der Universität Basel Schenker-Wicki wirft ihrer Dozentin «undemokratisches» Verhalten vor.

Die Lage für die Basler Genderwissenschaftlerin und Dozentin Franziska Schutzbach (38) spitzt sich zu: Seit die BaZ letzte Woche bekannt machte, dass die Dozentin auf ihrem privaten Blog «Präzis und Kopflos» schrieb, dass sie ihr unliebsamen Politikern – sie kommen ausnahmslos von rechts – die Redefreiheit verbieten möchte, und zum gesellschaftlichen Boykott gegen «Rechtsnationale» aufrief, hagelt es Kritik von allen Seiten.
Politiker der SVP, LDP, Grünen und SP zeigten sich empört ob ihrer Statements. Adil Koller, Baselbieter SP-Präsident, sagte: «Mit ihrem Essay stellt sie sich selber bloss, denn sie weist offensichtlich einen Mangel an Demokratieverständnis auf.» Die Basler SVP forderte in einer Medienmitteilung zusätzlich ihren Rauswurf aus der Universität Basel.
Franziska Schutzbach liess die breite Kritik an sich abprallen und sprach auf ihrem Blog und auf dem Nachrichtendienst Twitter von einer «Schmutzkampagne» der BaZ und anderen Kritikern.
Zorn der CVP
Doch mittlerweile hat sie auch den Zorn der CVP auf sich gezogen. Nach der Berichterstattung der BaZ von vergangener Woche, führte das Onlineportal Watson mit der Genderforscherin ein Interview. Angesprochen auf die Diskussion über «Leitkulturen» warf Schutzbach Angehörigen der CVP vor, «Blut-und-Boden-Politik» zu betreiben.
Als «Blut-und-Boden-Ideologie» wird die rassistische Definition des «Volkskörpers» bezeichnet, die die Nazis anwendeten. Daraufhin schrieb der Basler CVP-Präsident Balz Herter auf Twitter: «Franziska Schutzbach schwingt die Nazikeule. Ich bin schockiert, dass jemand mit solchen Einstellungen Dozentin an der Uni Basel ist.» Auch die Baselbieter CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter hat sich online an Schutzbach gewandt.
Sie sei «schockiert» über die Äusserungen der Dozentin, schreibt sie. Und an Schutzbach selber: «Ihre extremen Positionen unterscheiden sich in keiner Weise von jenen, welche Sie so kritisieren.» Schutzbach hat sich bei der Nationalrätin für den Nazi-Vergleich entschuldigt.
Keine Rückendeckung mehr
Letzte Woche wollte die Universität keine Kritik an der Dozentin äussern. «Die Uni nimmt ihre Aussagen zur Kenntnis», schrieb Uni-Sprecher Matthias Geering auf Anfrage. «Frau Schutzbach äussert sich auf ihrem Blog als Privatperson. Mitgliedern der Universität Basel steht es frei, ihre Meinung an solchen Orten zu äussern.»
Auf ihrem Blog bedankte sich Schutzbach daraufhin für die Rückendeckung der Uni. Doch diese hat sie mittlerweile wieder verloren. Die Weltwoche hat in ihrer gestrigen Ausgabe die Berichterstattung der BaZ ebenfalls aufgenommen. In dem Bericht distanziert sich die Universität deutlich von ihrer Dozentin. Uni-Rektorin Andrea Schenker-Wicki hat nun selber das Wort in der Debatte um ihre Genderstudies-Dozentin ergriffen.
Schenker-Wicki sagt: «Die Vorschläge von Frau Schutzbach entsprechen nicht der Art und Weise, wie in der Schweiz Politik betrieben wird.» Es gehöre zu den hiesigen demokratischen Spielregeln, andere Positionen offen und direkt zu kritisieren. «Es ist aber undemokratisch, Ausgrenzungen und Boykotte zu fordern», so die Uni-Rektorin.
Ob Andrea Schenker-Wickis Rüge auch personelle Konsequenzen mit sich zieht, ist unbekannt. Dozentin Franziska Schutzbach, die noch keinen Doktortitel besitzt, hat bei der Universität nur einen befristeten Lehrauftrag. Wie Uni-Sprecher Matthias Geering festhält, läuft dieser am 31. Januar 2018 aus.
Geering kann jedoch keine Auskunft dazu geben, ob Schutzbachs Lehrauftrag verlängert werde. Diese Entscheidung obliege der zuständigen Fakultät. Die Philosophisch-Historische Fakultät liess eine Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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