«… und wieder produziert Blocher etwas Wind»
Zankapfel Franken: Auf die Forderungen von SVP und FDP, Steuern zu senken und beim Staat zu rationalisieren, reagierten viele Leserinnen und Leser mit Unmut – und dem Vorwurf von Profiteur-Politik.

Fast 470 Kommentare schrieben die Leserinnen und Leser von Redaktion Tamedia bis 15 Uhr zum Beitrag mit dem Titel «Starker Franken: SVP und FDP fordern Einschnitte beim Staat» und zur Replik «Blocher macht auf Tea Party», die als Kommentar publiziert wurde. Eine grosse Mehrheit lässt sich von den Vorschlägen Blochers allerdings nicht begeistern, wie die Lektüre zeigt. «... und wieder produziert Blocher etwas Wind, was umgehend als Sturm geortet wird», schreibt Hausi Meier. «Wer ihm die Plattform für das Deklarieren von volkswirtschaftlichen Leerläufen gibt, darf nicht erstaunt sein, wenn die Flaggen mit dem Sünneli munter geschwenkt werden», so Meier.
Immer wieder liesst man die Wörter «Profiteure», «profitieren», «Reiche», «Superreiche» und das Kürzel «$VP», um anzudeuten, welche Klientel die Partei mit ihren Forderungen bediene. Dietrich Michael Weidmann beispielsweise empört sich über «das wahre Gesicht dieser Leute» und bestreitet, dass Blochers Ideen einen Nutzen für den Mittelstand hätten: «KMU profitieren von einer Politik, die Familien und Mittelstand entlastet, nicht aber von Steuergeschenken für Superreiche!»
Kritik an der Rolle der Liberalen
Die zustimmende Rolle der FDP, die einige der SVP-Vorschläge bereits zuvor geäussert hatte, wird zum Teil in noch schärferen Worten kritisiert. «Bei der SVP weiss man wenigstens, was man hat – steinzeitliche Methoden, die direkt in das Verderben führen. Um die FDP ist es aber noch viel schlimmer bestellt. Diese einst stolze, staatstragende Partei hat weder einen Kern noch irgendwelche nachvollziehbaren Strategien», schreibt beispielsweise Peter Hasler. Ein nautisches Bild dagegen bemüht ein anderer Leser: «Vielleicht sollte jemand der FDP sagen», heisst es in Anspielung auf die Rolle der Liberalen, «dass man den Anker spätestens dann loslassen sollte, wenn er ins Wasser fällt.»
Vor allem aber offenbaren die Forumsbeiträge, dass der Wahlkampf in vollem Gange ist. Leserin Sandra Kaufmann gesteht öffentlich, dass sie «wegen der exzessiven Migration» zum ersten Mal damit geliebäugelt hätte, die SVP zu wählen, «aber nach Blochers Statement, das bald sogar die habgierige FDP überflügelt, ist mir das unmöglich». Und Stefan Sutter schreibt: «Blocher macht nicht auf Tea Party. Seine Partei ist die schweizerische Tea Party. Ich hoffe, diese Partei kriegt im Oktober eine saftige Rechnung dafür.»
Besonnenheit in wenigen Beiträgen
Neben den zahlreichen Blocher- beziehungsweise SVP-Kritikern melden sich freilich auch die Anhänger zu Wort. Zum Beispiel, indem sie den Verfasser der Replik «Blocher macht auf Tea Party», Philipp Löpfe, kritisieren. «Herr Löpfe schlägt einmal mehr mit Pauschalurteilen gegen Blocher, SVP und FDP um sich. Ich finde das sehr billig. Die vorgeschlagenen Massnahmen würden sehr wohl eine Entlastung der Mittelstandsunternehmen bringen», schreibt Stefan Gfeller.
In der Minderheit sind unter den Verfassern der zahlreichen Beiträge in jedem Fall diejenigen, die sich mit einer ausgewogenen Position zu Wort melden. «Grundsätzlich ist es nicht schlecht, wenn der Staat seine Ausgaben senken kann», schreibt Janosch Lall mit Blick auf die Forderungen nach Bürokratieabbau und nach Effizienzsteigerungen bei den Bundesbetrieben, «aber einen Abbau des Staates als Heilmittel gegen den starken Franken zu proklamieren, ist verlogen.»
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