«...und dann setzte dieses gefürchtete Flat Spinning ein»
Als Felix Baumgartner gestern aus der Druckkapsel sprang, hielt die Welt den Atem an. Wie gefährlich die Situation für den 43-Jährigen während des Fluges tatsächlich war, verriet er im bisher einzigen Interview.
Es war ein Sprung für die Geschichtsbücher. Als der Österreicher Felix Baumgartner nach rund neun Minuten im US-Bundesstaat New Mexico landete, hatte er gleich mehrere Rekorde gebrochen: den höchsten Absprung, die höchste Geschwindigkeit während eines freien Falls (1342,8 km/h) und den höchsten bemannten Ballonflug.
Nur um einen Rekord muss er zurzeit noch bangen: den längsten freien Fall. Joe Kittinger, der bisherige Rekordhalter, der den Sprung von der Zentrale in New Mexico mitverfolgte, brachte es im Jahr 1961 auf 4 Minuten und 36 Sekunden Flugzeit. Doch dafür hatte der heute 83-Jährige einen Stabilisierungsschirm verwendet, was den freien Fall wesentlich verlangsamte.
Freiwilliger Verzicht auf den Stabilisierungsschirm
Baumgartner verzichtete freiwillig auf dieses Hilfsmittel, was wohl definitiv dazu berechtigt, dem 43-Jährigen das Prädikat «verrückter Österreicher» zu verleihen. Im ersten und bisher einzigen Interview nach dem Sprung erklärte er, weshalb er den Stabilisierungsschirm nicht verwenden wollte: «Ich habe immer gedacht, dass ich es irgendwann unter Kontrolle bringe.» Ein simpler Push auf den Auslösungsmechanismus hätte indes genügt, um die Lage zu entschärfen. Doch für Baumgartner hatte die Jagd nach den Rekorden Vorrang. «Es war wie Schwimmen, ohne das Wasser zu berühren. Du willst mit deinem Arm gegensteuern, aber da ist nichts.»
Tatsächlich hing das Leben von Baumgartner an einem seidenen Faden. «Der Exit war perfekt», sagte er im Gespräch mit Servus-TV, dem Fernsehsender seines Sponsors Red Bull. Danach sei «die Situation kurzfristig ausser Kontrolle geraten». Er drehte sich um die Hoch- und Längsachse, und dann habe auch noch dieses «gefürchtete Flat Spinning» eingesetzt, das extrem schnelle Drehen um die eigene Achse, das zum Tod führen kann. «Ich dachte, ich verliere das Bewusstsein. Es war um einiges schwieriger, als wir alle angenommen hatten», sagte Baumgartner.
«Aber das wollte ich nicht»
Doch dem Österreicher gelang es immer wieder, seinen Flug unter Kontrolle zu bringen. Ansonsten hätte ihm die automatisierte Sicherheitstechnik einen Streich gespielt. «Sechs Sekunden musst du dich durchgehend drehen, dann geht der Stabilisierungsschirm automatisch auf. Aber das wollte ich nicht», sagte der Extremsportler.
Mit 1342,8 km/h gelang es Baumgartner, die angestrebte Schallgeschwindigkeit von 1234,8 km/h deutlich zu übertreffen. Der berühmt-berüchtigte Knall, der beim Durchbrechen der Schallmauer auftreten kann, sei aber ausgeblieben. «Den Sonic Boom habe ich nicht gespürt», so Baumgartner. Dafür aber die Erleichterung kurz nach der Landung: «Mir sind 20 Tonnen Last von den Schultern gefallen.» Er habe sich sieben Jahre auf diese Mission vorbereitet, und immer wieder drohte sie an Details zu scheitern, die er selbst nicht habe beeinflussen können.
Ausfall der Visierheizung
In diesem Fall war es die Visierheizung des Helmes, die beim Aufstieg ausfiel und Baumgartner wortwörtlich die Sicht auf die Welt vernebelte. Doch auch dieses Hindernis meisterte der Österreicher: «Es konnte nicht sein, dass das Ganze an einer Visierheizung scheitert.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch