Spitzenspiel FCZ - YBUnd auf einmal beendet der FCZ sein Versteckspiel
Das 2:1 gegen YB beflügelt den Leader – er gibt nun offiziell den Titel als Ziel aus. Mit 14 Punkten Vorsprung hat er auch gut reden.

Foto: Claudio Thoma (freshfocus)
Wie lange haben sie sich geziert beim FC Zürich, den Meistertitel als Ziel auszugeben. Selbst als sie schon mit 13, 14 Punkten vorne lagen, wollten sie nach aussen nichts davon wissen. Schon im Winter von der Meisterschaft zu reden, sagt jetzt Trainer André Breitenreiter, wäre vermessen gewesen – nach diesen letzten drei Saisons mit grossen Problemen.
An diesem frühen Samstagabend ist das anders, «jetzt ist die Zielgerade erreicht», sagt Breitenreiter, «wir wollen das jetzt». Sechs Runden vor Schluss gibt es kein Versteckspiel mehr: Der FCZ ruft den Titel als Ziel aus. Besonders mutig ist das angesichts seines Vorsprungs nun auch wieder nicht. Nach dem 2:1 gegen den entthronten Meister aus Bern liegt er 14 Pluspunkte vor dem FC Basel. Und damit kann er schon in einer Woche Meister sein. Bedingung dafür ist, dass er daheim gegen Sion gewinnt und der FCB aus seinen nächsten beiden Spielen, am Montag in Sitten und dann gegen Luzern, nur einen Punkt holt.
Die Stimmung im Letzigrund ist ausgelassen, und in den letzten paar Minuten des Spiels taucht selbst Heliane Canepa an der Seitenlinie auf. Sie solle runterkommen, hat Ancillo Canepa ihr gesagt, das sei ein besonderer Moment. So ist sie erstmals nahe dran, als sich nach dem Schlusspfiff alle in den Armen liegen und weitere drei Punkte feiern.
YB ist endgültig entthront – und selbst schuld daran
Bis dahin hat der FCZ ein zähes Stück Arbeit zu erledigen gehabt. Er kommt schlecht ins Spiel, genau genommen gar nicht. Nach zwölf Minuten liegt er bei den Cornern schon 0:6 zurück. Sein Glück ist, dass die Young Boys damit nichts anzufangen wissen und dass sie auch sonst sehr kreativlos unterwegs sind. Sie bestätigen bis zum Ende, warum sie nun schon seit sieben Runden ohne Sieg sind. Sie mögen zwar überlegen sein, aber sie haben nicht annähernd mehr die Wucht der Meisterjahre, diese Kraft, Überzeugung und Entschlossenheit, um erfolgreich sein zu können. «Wir haben es selbst verbockt», fasst Verteidiger Cédric Zesiger die Saison in einem Satz zusammen, «wir haben es nicht verdient, oben zu stehen.»
Dem FCZ dagegen genügt der erste Angriff, der wirklich auch ein Angriff ist, um in Führung zu gehen. Antonio Marchesano brilliert mit seinem Pass in die Tiefe, Mohamed Camaras Positionsspiel überzeugt nicht, und Assan Ceesay trifft aus recht spitzem Winkel. Das ist nach 33 Minuten und ein Tor ohne jede Ansage.
Zur zweiten Halbzeit kommt Aiyegun Tosin für den blassen Ante Coric, Breitenreiter möchte in der Offensive mehr Tempo haben. Und eine Viertelstunde später geht sein Plan auf. Nach einem Fehlpass von Zesiger leitet Marchesano den Konter ein, Tosin zieht los und bedient Ceesay. Das Zuspiel ist zwar nicht optimal, Ceesay gelingt trotzdem sein 16. Saisontreffer.

Foto: Claudio Thoma (freshfocus)
Der angehende Meister beschränkt sich weitgehend aufs Verteidigen, und er tut das so gut und voller Elan, dass Yanick Brecher kaum etwas zu tun bekommt. Nur einmal hat er Pech, als Mirlind Kryeziu einen Schuss von Jordan Siebatcheu noch leicht abfälscht. Er kann den Anschlusstreffer nicht verhindern. Es bleibt für die letzte Viertelstunde ohne Folgen.
Dzemailis Erinnerung und Breitenreiters Schmunzeln
Dann steht Altmeister Blerim Dzemaili vor die Fernsehkamera und erklärt: «Intern haben wir immer gesagt, dass wir Meister werden wollen.» Der Trainer habe bereits am ersten Tag der Zusammenarbeit gesagt: «Jungs, wir können etwas Grosses leisten, wenn ihr auf mich hört.»
Breitenreiter muss schmunzeln, als er davon hört. Wenn «der Blerim» das so schön sage, sei nichts mehr hinzuzufügen, sagt er im ersten Anlauf. Im zweiten präzisiert er, dass die Erinnerung Dzemaili doch leicht trüge. «Ein paar Spiele hat es schon gedauert, bis ich das sagte.»

Thomas Schifferle ist seit 1979 Sportjournalist. Seit 1995 arbeitet er in der Sportredaktion bei Tamedia.
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