«Umsetzung eines Volksentscheides verhindert»
Alternative HeilmethodenDer Hardliner der Komplementärmedizin,TA vom 11. Dezember;Absage an die Alternativmedizin, TA vom 8. Dezember Zynische Disqualifizierung. In letzter Zeit steht die Homöopathie auffallend häufig im Mittelpunkt heftiger Kritik. Die ihr zugrunde liegende Lehre sei ein Irrtum und ihre Medikamente wirkungslos. Reiner Placeboeffekt, daher auch nicht kassenwürdig. Scharlatanerie halt. Wer die Homöopathie derart schlechtredet, suggeriert dem Leser indirekt, es gebe keine Alternative zur chemiegestützten Medizin. Nun, wie sieht es denn auf der «anderen Seite» aus: Da liest man von überteuerten Medikamenten, vom hart umkämpften Pharmamarkt mit allen Konsequenzen, von unzähligen unterschlagenen Medikamentenstudien, welche im harmlosesten Fall die Wirkungslosigkeit eines Medikamentes aufgezeigt hätten. Im Zusammenhang mit dem Vioxx-Skandal, einem Schmerzmittel mit tödlicher Nebenwirkung, bekam das Wort «Totschweigen» einen bitterbösen Nachgeschmack. Dieser stellt sich auch ein bei einer Aussage unseres nationalen Hardliners, Beda Stadler, wonach kein wirksames Medikament ohne Nebenwirkungen sein kann. Auf diese Weise die Homöopathie zu disqualifizieren, ist zynisch, polarisiert und bringt uns keinen Schritt weiter auf der Suche nach der geeignetsten Behandlung. Bei all dieser Kritik ist vorauszusehen, dass der Bundesrat der Empfehlung seiner Fachkommission folgen und die Homöopathie als nicht aufnahmewürdig einstufen wird. Damit wird die Umsetzung eines klaren Volksentscheides verhindert, der notabene weniger Fragen aufwirft als derjenige der letzten Abstimmung, zumindest juristisch. Ueli Merz, Winterthur Das Dogma vom Primat der Materie. Edzard Ernst ist ein Hardliner der Schulmedizin und nicht der komplementären Seite. Die ganze Diskussion um die Komplementärmedizin wird entfacht durch das uralte und noch immer ungelöste Geist-Materie-Problem. Einzelne Naturwissenschaftler wie Prof. Ernst glauben nach wie vor an das Dogma vom Primat der Materie, welches für die unbelebte Natur passend ist, für Mensch und Tier aber längst wissenschaftlich logisch widerlegt wurde. So wundert es nur ihn selbst, dass er der einzige wissenschaftliche Kritiker komplementärer Methoden ist.Modernere Forscher postulieren beim Menschen eine Wechselwirkung zwischen Materie (Gehirn, Nervensystem) und Geist (Bewusstsein, Intention, Ideen, freier Wille), was auch der täglichen Erfahrung jedes gesunden Menschen entspricht. Unter dem Primat der Materie kann aber eine nichtphysische Wirkung per Definition nicht nachgewiesen werden. Die hochgelobten Doppelblindstudien «beweisen» daher nur, was von materialistischen Wissenschaftlern schon vorher festgelegt wurde, nämlich eben, dass nur «Stoffe» wirken können. Das erklärt auch, wieso der Placeboeffekt offenbar nicht als «Wirkung» gelten darf, obwohl diese in allen Studien auftritt und in einigen Fällen (Krebstherapien) bessere Resultate als die Medikamente aufweist. Würde der krude Materialismus beim Menschen zutreffen, müssten nicht nur Psychosomatik und Komplementärmedizin, sondern auch Psychiatrie und Psychologie aus den Leistungskatalogen der Versicherungen entfernt werden. Ausserdem gäbe es weder Wissenschaft noch Kunst und Religion, denn Kulturentwicklung ist nur durch Wirkung von Geist auf Materie möglich. Dieser Zusammenhang scheint den Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft unbekannt zu sein, weshalb sie den schweizerischen Volkswillen bezüglich Komplementärmedizin ungeniert missachten. Solange das psychophysische (Leib-Seele)-Problem ungelöst ist, tun Kritiker und Befürworter dasselbe, nämlich glauben, was nicht bewiesen werden kann. Max Egli, Seuzach Selbstverantwortung bestraft. Ein Mann bekommt ein Placebo, das pro Packung 300 Franken kostet. Der relativ hohe Preis soll dem Patienten das Gefühl vermitteln, dass er es wert ist, so teuer behandelt zu werden. Oder man geht davon aus, dass der Mann glaubt, dass eine teure Therapie besser wirkt. Ich frage mich allerdings, wo die Marge von rund 299 Franken versickert, die ja nur Teil der Placebotherapie ist. Offenbar gibt es neben den sichtbaren Strömen von Geldern auch unsichtbare. Die Placebotherapie zielt auf die Selbstheilungskräfte ab. Chemische Produkte sind vor allem in der Anfangsphase sehr teuer. Der komplementären Medizin, die auf Menschen ausgerichtet ist, die an die «Sprache» der Natur glauben und auf einem ganzheitlichen Weg Selbstverantwortung übernehmen, droht die Gefahr, trotz gewonnener Abstimmung nicht in die Grundversicherung aufgenommen zu werden. Und dies, obwohl sie insgesamt nur marginale Kosten verursacht. Es ist schwierig, Langzeitstudien über Medikamentenschäden oder Abhängigkeiten zu erstellen. Wenn jemand teuren chemischen Medikamenten nicht mehr vertraut und ihre teilweise erheblichen Nebenwirkungen nicht mehr in Kauf nehmen will – die manchmal selber mit anderen chemischen Substanzen bekämpft werden müssen – und umsteigen will auf sanftere Behandlungen, wird er im schlimmsten Fall bestraft, indem er keine Zusatzversicherung mehr bekommt oder mehr bezahlt. Die Verantwortung für seine Krankheit im aktiven Sinne zu übernehmen, ist wahrscheinlich etwas vom schwierigsten, Pillen zu schlucken, etwas vom einfachsten. So gesehen, wird Selbstverantwortung bestraft. Daniel Müller, Kreuzlingen «Würde der krude Materialismus beim Menschen zutreffen, müssten auchPsychiatrie undPsychologie ausden Katalogen entfernt werden.» Professor Edzard Ernst, Kritiker der Komplementärmedizin.Foto: PD
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