Ueli Maurer, heimlicher Liebling der Frauen?
Ueli Maurer hat als Politiker stets gegen mehr Frauenrechte angekämpft. Viele Frauen, die mit ihm zusammenarbeiten, finden trotzdem lobende Worte für den SVP-Hardliner.
Ueli Maurer wird nachgesagt, er habe zwei Gesichter: In der politischen Debatte ein Scharfmacher, im persönlichen Umgang zuvorkommend, nett und herzlich. Diese Spaltung zeigt sich nicht zuletzt in seiner Haltung gegenüber den Frauen. «Frauen und Umwelt verursachen nur Aufwand und Kosten. Doch keiner traut sich das zu sagen», zitierte ihn der «Brückenbauer» vor elf Jahren. In der Debatte zum Gleichstellungsgesetz von Mann und Frau, machte er sich über die Anliegen auf seine Weise lustig: «Ich habe ein unverkrampftes Verhältnis zu den Frauen», sagte er, «schon meine Mutter war eine Frau.»
Umso erstaunlicher ist, dass gerade starke, emanzipierte Frauen, die mit Maurer zusammenarbeiten, über den SVP-Haudegen lobende Worte finden. Auf der politischen Bühne lange Zeit Kontrahentin, versteht sich etwa die Genfer SP-Politikerin Christiane Brunner bestens mit Maurer. «Ich habe ihn als Menschen erlebt, der viel Humor hat, der über sich selber lachen kann und der bescheiden ist», erklärte die Kämpferin für Frauenrechte unlängst gegenüber der «Basler Zeitung». Wäre Brunner noch Parlamentarierin, würde sie ihn am Mittwoch in den Bundesrat wählen.
Auch die abtrünnige BDP-Nationalrätin Ursula Haller, zuvor in der SVP pronocierteste Kritikerin des Zürcher SVP-Flügels, betont auf Anfrage von Redaktion Tamedia die herzliche Seite Maurers: «Bei all seiner Härte im politischen Geschäft ist Maurer im persönlichen Umgang mit mir nie schroff gewesen wie andere Parteikollegen.» Sie hat in all den Jahren den Eindruck erhalten, dass Maurer eine gewisse Hemmung gegenüber starken Frauen hat. «Ich habe ihn oft als zurückhaltend erlebt: Oftmals hatte ich fast den Eindruck, ihm fehle der Mut zu kontern.» Sie habe deshalb gegenüber Maurer nie die selben Aversionen entwickeln wie etwa gegenüber einem Christoph Mörgeli.
Auch CVP-Nationalrätin Brigitte Häberli äussert sich positiv über Maurer: Er gehe «stets korrekt mit den Frauen im Parlament» um, da gebe es nichts auszusetzen. Mit dem traditionellen Familienbild, das Maurer vertrete, könne sie aber nichts anfangen.
Vorkämpfer gegen Ausweitung der Frauenrechte
Maurer trat in seiner Politkarriere immer wieder als Vorkämpfer gegen die Ausweitung der Frauenrechte in Erscheinung. Er machte in den Achtziger Jahren Stimmung gegen das Ehegesetz, das den Frauen die selben Rechte wie dem Mann verschaffen sollte. 2002 trat Maurer mit seiner Partei gegen die Fristenlösung ein - und verlor an der Urne. Gegen die Einführung einer Mutterschaftsversicherung ergriff die SVP 2003 unter seiner Parteileitung das Referendum, Maurer kämpfte an vorderster Front gegen das Gesetz - ebenfalls erfolglos.
Heute tritt Maurer gegen die staatliche Subventionierung von Kinderkrippen an und spricht sich gegen die Lohngleichheit von Mann und Frau aus. Vergangenes Jahr machte Maurer klar, wer für ihn schuld ist an den «Verwahrlosungstendenzen» bei Kindern und Jugendlichen: Es ist die berufstätige Mutter. «Kinder auf die Welt bringen, und dann weg damit!», heisse heute die Devise. Maurer nahm damit die antifeministischen Argumente der TV-Moderatorin Eva Herman auf und propagierte die Unvereinbarkeit von Karriere und Kind: «Es ist schlecht, wenn Frauen arbeiten und der Staat sich um die Kinder kümmern muss.»
«Frauen zurück an den Herd ist diskriminierend»
Dem SVP-Haudegen trug dies den Vorwurf ein, er habe ein antiquiertes Frauenbild und propagiere das Motto «Frauen zurück an den Herd». Dagegen wehrt sich Maurer jedoch: «Dieser Spruch ist diskriminierend», betont er auf Anfrage von Redaktion Tamedia. Er sei lediglich dagegen, dass die Kindererziehung an den Staat delegiert werde: «Es ist nicht Aufgabe des Bundes, Krippen einzurichten», sagt er. Kindererziehen vergleicht er mit einer Managementaufgabe in der Wirtschaft.
Ob Ueli Maurer bei sich zu Hause eine Ehe gemäss traditionellen Rollenmustern lebt, bleibt dagegen im Dunkeln. Über den Familienmenschen Maurer, der sechs Kinder im Alter von elf bis 29 Jahren hat, weiss man kaum etwas. Zusammen mit seiner Frau Anne-Claude hat sich Maurer letztmals 1996 in der Öffentlichkeit gezeigt. Nur soviel ist bekannt: «Meine Frau ist mein Vorbild, weil sie nie die Nerven verliert und unseren Kindern eine wunderbare Mutter ist», sagte er gegenüber der «Schweizer Illustrierten» vor einigen Jahren.
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