«Übernachtest du im selben Hotel wie ich?»
Das «Herzblatt» aufgepeppt: In der Datingshow «Meet The Parents» verkuppeln Eltern ihre Kinder.
Fast 30 Jahre ist es her seit dem allerersten Fernsehshow-Flirt. Es war ein Freitagabend Anfang Oktober. Da sass ein Single auf einem Barhocker mit der Hoffnung auf die grosse Liebe – oder zumindest auf ein interessantes Date für den Abend. Die ganze Zeit an seiner Seite: «Amor» Rudi Carell.
Der Single musste nichts weiter tun, als aus drei Kandidatinnen beziehungsweise Kandidaten den oder die Richtige auszuwählen. Gar nicht so leicht, denn die drei sassen verborgen hinter einer Wand. Der Single konnte sich also einzig auf deren Antworten verlassen und eine Stimme namens Susi, die am Ende alles für ihn zusammenfasste.
Seit «Herzblatt» ist viel passiert
«Herzblatt» hiess diese allererste Flirtshow im deutschen Fernsehen, und Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern fieberten fortan Freitag für Freitag vor dem Fernsehen mit den Singles mit. Wen wird er wohl auswählen? Wird sie sich freuen, wenn sie ihn gleich zu Gesicht bekommt? Ist sie überhaupt sein Typ? Wird es funken, oder werden sie gleich das schlimmste Date ihres Lebens verbringen? 18 Jahre lang blieb bis auf die Moderatoren alles gleich. Rudi Carell wurde irgendwann von Rainhard Fendrich abgelöst und dieser nach Jahren von Hera Lind und so weiter. Von den 926 «Herzblatt»-Paaren sollen immerhin zwei geheiratet haben.
In der Zwischenzeit ist in Sachen Datingshows viel passiert. Heutzutage werden im Fernsehen Frauen für Bauern gesucht, Ladies für Bachelors, in der Sendung «Kiss Bang Love» müssen die Kandidaten zuerst mit geschlossenen Augen zehn Singles küssen, bevor sie zwei davon näher kennen lernen dürfen, und in «Naked Attraction – Dating hautnah» legen die Singles die Karten beziehungsweise ihre Kleider schon auf den Tisch, bevor es mit dem Flirten überhaupt erst losgehen kann.
Eltern flirten für ihre Kinder
Vergangenen Sonntag ist nun eine neue Datingshow hinzugekommen, «Meet The Parents» auf RTL, und sie ist so etwas wie eine «Herzblatt»-Kopie. Jeweils ein Single darf aus drei Singles die Traumfrau beziehungsweise den Traummann auswählen.
Wie bei «Herzblatt» bleiben die drei Kandidaten jedoch verborgen. Allerdings nicht hinter einer Wand, sondern hinter der Bühne, denn die Fragen beantworteten nicht sie, sondern ihre Eltern. Diese hatten die Aufgabe, ihr Kind so gut wie möglich anzupreisen, damit die fragende Singlefrau beziehungsweise der Singlemann sich am Ende für ihre Tochter beziehungsweise ihren Sohn entschied.
Mutter wollte Sohn nicht hergeben
Es hätte schön werden können. Wie damals bei Rudi. Die Fragen waren genauso holprig wie zu den guten alten «Herzblatt»-Zeiten. Leider kam Stimme Susi nicht zusammenfassend zum Einsatz, dafür wurden als Hilfe mehr oder weniger abschreckende Kinderfotos der Kandidaten gezeigt. Aber irgendwie wollte der Funke der Sendung nicht richtig überspringen. Vielleicht lag es daran, dass die Elternpaare alle nicht so richtig angetan schienen von der blonden Singlefrau beziehungsweise dem brünetten Singlemann, der da ihre Tochter beziehungsweise ihren Sohn haben wollte, und sich deswegen nicht allzu überzeugend ins Zeug legten.
Mutter Nummer 3 jedenfalls wollte ihren Sohn Michél, «meine grosse Liebe», ganz offensichtlich nicht hergeben. Nachdem die blonde Lena sich für den Kandidaten Nummer 1 entschieden hatte, zeigte sie sich jedenfalls nicht allzu enttäuscht. Dann allerdings musste der verschmähte Michél die Bühne betreten und sich von Lena verabschieden, also genau wie früher bei «Herzblatt». Und es kam, wie es kommen musste: Lena war sichtlich hingerissen von Michél, sagte «schade» und erkundigte sich, ob er im selben Hotel übernachte wie sie. Da schritt seine Mutter ein und sagte rasch, dass der auserwählte Kandidat Nummer 1 ein sehr gut aussehender Mann sei. Mehr war da nicht in der Sendung. An unsere allererste Flirtshow-Liebe, also an Rudi Carells «Herzblatt», kam «Meet The Parents» leider nicht heran.
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