Twitteratur und Dickschiffe
Die erhöhte Drehzahl unserer Zeit bringt neue, extrem schnelle literarische Formen hervor. Und den Gegentrend: Das Bedürfnis, lange und tief in einen richtig üppigen Roman einzutauchen.

Auf dem Buchmarkt ist derzeit eine merkwürdige Spreizung zu beobachten. Auf der einen Seite werden die Romane immer kürzer und kleinmütiger: Newcomer wie Heinz Helle («Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin»), Fabian Hischmann («Am Ende schmeissen wir mit Gold»), Matthias Nawrat («Unternehmer») oder Dorothee Elmiger («Schlafgänger») erzählen auf kaum hundert luftigen Seiten von Träumern und Grüblern mit schwachen sozialen Bindungen und starkem Reflexionsdrang. Zugleich gibt es auch immer mehr Megaromane, die ihren Lesern – besser wohl: Käufern – Distinktionsgewinne und grosse Weltentwürfe versprechen.