Türkei feiert deutsch-türkischen Obama
Der neue Parteichef der Grünen in Deutschland Cem Özdemir wird in der Heimat als Held gefeiert. Das überrascht: Hat er sich doch mit Kritik an der Türkei in den letzten Jahren immer wieder Ärger eingehandelt.

Am Tag nach der Wahl des Grünen-Politikers zum ersten Parteichef türkischer Herkunft in Deutschland erschien der 42-jährige als strahlender Stern am politischen Himmel.
«Yes, we can», hat Barack Obama seinen Anhängern in den USA im Wahlkampf zugerufen. «Yes, we Cem», wurde für Özdemir geworben - eine Parole, die fast alle Fernsehsender und Zeitungen in der Türkei dankbar aufgegriffen haben.
«Özdemir - Ist er der deutsche Obama?», fragt die türkische Tageszeitung «Radikal» am Sonntag. «Ein Türke schreibt Geschichte», erfahren die Leser von «Sabah». Özdemir wolle zur Stimme der Benachteiligten in Deutschland werden.
Für «Milliyet» steht schon fest: «Türkischer Obama». Der Aufstieg des Gastarbeiterkindes aus Süddeutschland an die Spitze der Grünen-Partei wird den Lesern beschrieben. Nicht jeder in der Türkei kennt Özdemir. Doch Sympathie und Stolz schwingt nun überall mit.
Vom Nestbeschmutzer zum Star
Dabei war des Verhältnis von Özdemir vor allem zur türkischsprachigen Presse in Deutschland immer wieder angespannt. So hatte der Grünen-Politiker der «Hürriyet»-Europaausgabe Hetzkampagnen und grobe Verfälschung vorgeworfen.
Vermeintliche «Vaterlandsverräter» würden nach einem simplen Freund-Feind-Schema abgestempelt. Er selbst sei permanentes Ziel von Hetzangriffen, sagte Özdemir.
Als der Streit eskalierte, erhielt der als Nestbeschmutzer diffamierte Özdemir Drohbriefe. Schliesslich musste er unter Polizeischutz gestellt werden. Es war zu befürchten, dass türkische Extremisten ihn angreifen könnten.
Inzwischen hat sich die Lage entspannt. Die im Streit mit Özdemir schon immer gemässigtere Türkei-Ausgabe der «Hürriyet» war am Wochenende begeistert. Özdemirs Wahl komme einer «Revolution der Einwanderer» gleich.
SDA/bru
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