QAnon-Besuch in WashingtonTrumps Hotel erhöht Preise für seine treusten Fans
Verschwörungstheoretiker glauben, dass Donald Trump am 4. März in Washington als US-Präsident vereidigt wird. Dieser nützt das finanziell aus.

Für die QAnon-Anhängerinnen und -Anhänger ist Donald Trump immer noch der einzig richtige Präsident der USA, das glauben sie auch drei Wochen nach der Amtseinführung von Joe Biden weiterhin. Nicht nur das, die treusten Trump-Fans freuen sich nun auf den 4. März – dann soll ihr Idol gemäss der Verschwörungstheorie wieder die Macht ergreifen und als Präsident eingeschworen werden.
Das Datum ist nicht völlig aus der Luft gegriffen, bis 1937 wurde das US-Staatsoberhaupt an diesem Tag vereidigt. Um die Zeit zwischen der Wahl im November und der Amtseinführung zu verkürzen, wurde 1933 der «Lame Duck»-Verfassungszusatz ratifiziert und vier Jahre später erstmals umgesetzt – seither gilt der 20. Januar als «Inauguration Day».
Preise im Vergleich verdoppelt
Im diffusen Glaubensbereich der QAnon-Verschwörung ist dieses «20. Amendment» aber ungültig, da die USA im Jahr 1871 heimlich in eine Firma umgewandelt worden seien, so die Theorie. Deshalb ist alles danach aus ihrer Sicht nicht mehr gültig, auch nicht die Verfassungszusätze. Der 4. März gilt also weiterhin als «richtiges» Datum für die Einsetzung ihres «Erlösers» Donald Trump. Obwohl das alles an den Haaren herbeigezogen tönt, glauben einige US-Amerikaner dieser Logik und wollen am Donnerstag in knapp drei Wochen am grossen Tag in Washington mit dabei sein.
Wie das Wirtschaftsmagazin «Forbes» nun herausgefunden hat, freut das auch Donald Trump, der den Glauben seiner treusten Fans erbarmungslos ausnützt. Die Preise in seinem Trump International Hotel in Washington wurden für den 4. März um mehr als das Doppelte angehoben. Zahle man normalerweise zwischen 476 und 596 Dollar für eine Nacht im billigsten Zimmer der Luxusabsteige, sind es am QAnon-Datum über 1300 Dollar.

Das Trump International stehe damit völlig allein da, berichtet «Forbes». Andere Hotels haben ihre Preise auf den 4. März hin nicht erhöht, auch nicht vergleichbare Luxusadressen wie St. Regis oder Four Seasons. Trump versuche, mit dem Melken der QAnon-Verschwörerinnen und -Verschwörer wohl den Pandemieverlust zu minimieren, analysiert das Wirtschaftsmagazin. Im Jahr 2020 sank der Umsatz von zuvor 40 Millionen auf noch 15 Millionen Dollar.
Am 6. Januar waren 8000 Dollar fällig
Wer den Preis von 1300 Dollar für eine Nacht ohnehin für überrissen hält, dem sei dieser Vergleich nahegelegt: Am 6. Januar, als der Mob das US-Capitol stürmte, zahlten die Trump-Fans bis zu 8000 Dollar für eine Nacht im Trump International. Dass das Hotel in der Nacht proppenvoll war, bezeugt ein Tweet des Geschäftsführers, der am nächsten Tag stolz verkündete, dass noch nie so viele Essen in die Zimmer geliefert worden seien wie in dieser Woche.
Die Randalierenden zahlten also nicht nur Tausende Dollar für ein Zimmer im Hotel ihres Idols, sondern hatten nach dem Sturm des US-Capitols auch mächtig Kohldampf und bescherten Trump so noch mehr Einnahmen.
Trump wird Hotel nicht los
Diese kann der Ex-Präsident dringend gebrauchen, denn das ehemalige Post Office, das erst 2016 von einem Bürogebäude in das heutige Luxushotel umgebaut wurde, ist für Trump ein Sorgenkind. Er schuldet der Deutschen Bank noch 170 Millionen Dollar für die Renovation, weshalb er das Hotel verkaufen wollte. Nur fand er keinen Käufer (lesen Sie hier, weshalb der Unternehmer Trump unten durch ist: Verwaiste Golfplätze, halb leere Hotels).

Immerhin: Bei der offiziellen Amtseinführung von Joe Biden am 20. Januar konnte das Luxushotel mit 2200 Dollar sogar mehr verlangen als nun für die fiktive QAnon-Veranstaltung, obwohl der Anlass damals weit weniger in Trumps Sinn war. Ob die Zimmer damals wirklich gebucht wurden, ist nicht bekannt.
Nach Niederlage 200 Millionen gesammelt
Dass Trump seine Anhängerinnen und Anhänger finanziell ausnutzt, ist demgegenüber schon seit längerem ein Thema. Nach seiner Wahlniederlage verschickte er wochenlang im Sechsstundenrhythmus Nachrichten an seine Fans und forderte Spenden für den juristischen Kampf gegen den angeblichen Betrug.
Obwohl im Kleingedruckten schon darauf hingewiesen wurde, dass Trump das Geld auch für die Schuldenbegleichung seines Wahlkampfs verwenden könne, sammelte er so über 200 Millionen Dollar. Es ist dies eine der wenigen positiven Nachrichten für Trump in den letzten Wochen, denn als Unternehmer droht ihm nun eine Finanzmisere (lesen Sie hier, weshalb es für den Ex-Präsidenten bergab geht).
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