Trump würde auch Avocados aussperren
Eine Schliessung der Grenze zu Mexiko träfe auch unzählige Arbeiter, Studenten, Konsumenten und Touristen. Und Avocados.

Die Avocado ist eine erstaunliche Frucht. Nicht nur, weil viele sie für ausserordentlich gesund halten, sie taugt auch für erbitterte Diskussionen, wenn etwa der hohe Wasserverbrauch des Avocado-Anbaus und – Stichwort: Avocado-Scham – der Transport der Früchte in klimatisierten Behältnissen rund um die Welt thematisiert werden. Wie auch immer solche Diskussionen ausgehen mögen, in jedem Fall erfreut sich die Avocado grosser Aufmerksamkeit. Darum ist es nicht verwunderlich, dass nun die Riesenbeere in den Vordergrund rückt, wenn Amerika die Folgen einer drohenden Schliessung der Grenze zu Mexiko diskutiert. US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich getwittert, dass die Wahrscheinlichkeit dafür aufgrund der hohen Zahl illegaler Einwanderer «sehr hoch» sei. Allerdings ist im Zusammenhang mit der mexikanischen Grenze alles sehr hoch: Sie gilt als eine der frequentiertesten der Welt, darum würde eine Schliessung nicht nur illegale Einwanderer treffen, sondern auch unzählige Arbeiter, Studenten, Konsumenten und Touristen.
90 Prozent der Avocados kommen aus Mexiko
Und eben Avocados. «Die Vereinigten Staaten werden drei Wochen nach Schliessung der Grenze keine Avocado mehr haben», titelt der britische Guardian. Gesagt hatte diesen Satz Steve Barnard, Chef von Mission Produce, dem nach eigenen Angaben weltweit führenden Produzenten der Frucht. Ein schlechterer Zeitpunkt für einen solchen Lieferstopp sei gar nicht denkbar, denn derzeit liefere Mexiko praktisch 100 Prozent der Avocados in den Vereinigten Staaten, erklärte Barnard das drohende Unheil. Die Avocados in Kalifornien seien noch nicht so weit, zudem falle die Ernte dort nur gering aus. Statistiken des US-Landwirtschaftsministeriums bestätigen im Grossen und Ganzen, was Barnard sagt: Knapp 90 Prozent der Avocados in den US-Läden kommen aus Mexiko, der kleine Rest stammt aus Ländern wie Peru, Chile oder der Dominikanischen Republik. Die Vereinigten Staaten stehen also vor einer Avocado-Krise, wie sie das Land bislang nicht gesehen hat.
Jeden Tag, so die Handelskammer, würden Waren im Wert von 1,7 Milliarden Dollar die Grenze zu Mexiko überqueren.
Doch so plakativ die Avocado auch sein mag, die Folgen einer Grenzschliessung wären weit dramatischer als ein blosser Mangel an Butterfrucht. Die US-Handelskammer spricht gar davon, dass eine Grenzschliessung in einem «wirtschaftlichen Debakel» enden würde. Es sei überhaupt nicht nachvollziehbar, warum das Weisse Haus, das «zu Recht» auf seine wirtschaftlichen Erfolge verweise und gerade erst versöhnlichere Töne im Handelsstreit mit China angeschlagen habe, nun einen solchen Schritt gehen könnte. Jeden Tag, so die Handelskammer, würden Waren im Wert von 1,7 Milliarden Dollar die Grenze zu Mexiko überqueren.
US-Firmen auf Nachschub aus Mexiko angewiesen
Der Handel mit Mexiko spielt für die Vereinigten Staaten eine weit grössere Rolle als der Handel mit China. 2018 wurden Waren im Wert von 265 Milliarden Dollar nach Mexiko exportiert, der Vergleichswert für China lag bei 121 Milliarden Dollar. 80 Prozent der Mexiko-Exporte werden auf Strasse und Schiene transportiert und wären so unmittelbar von einer Grenzschliessung betroffen. Die Importe aus Mexiko summieren sich gar auf 300 Milliarden Dollar. Die Industrien beider Länder sind derart eng verwoben, dass die US-Unternehmen auf den steten Nachschub an Produkten aus Mexiko angewiesen sind. Insofern könnte eine Schliessung der Grenze Firmen vor existenzielle Probleme stellen, warnt die Handelskammer. Umso mehr, da die Betriebe schon mit den Folgen von Trumps Strafzöllen kämpften.
Womöglich wird das alles aber weniger heiss diskutiert werden als das wirklich grosse Problem – der fehlende Nachschub an Avocados.
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