Trump liess die Reporter einfach weiterfilmen
Plötzlich artet das Gespräch des US-Präsidenten mit Demokraten in einen Streit aus. Das hätte nicht publik werden sollen.
Das Büro des US-Präsidenten im Weissen Haus dürfte in seinen 218 Jahren schon einige denkwürdige Szenen erlebt haben. Selten waren allerdings Kameras dabei, wenn sich ein Präsident im Oval Office mit seinen politischen Kontrahenten einen heftigen Schlagabtausch lieferte.
Am Dienstag konnten Millionen am Fernseher mitverfolgen, wie ein hochrangiges Treffen eskalierte: Die Unterredung von US-Präsident Donald Trump mit Nancy Pelosi, Demokraten-Führerin im Repräsentantenhaus, und Chuck Schumer, Demokraten-Chef im Senat, wurde zu einem «shouting match», wie amerikanische Medien das nun genüsslich nennen. Also zu einer lautstarken Auseinandersetzung.
Im Zentrum dabei stand das Lieblingsthema des US-Präsidenten: die Mauer. Also jene Schutzvorrichtung an der Grenze zu Mexiko, für die Trump als weitere Abschlagszahlung die schwindelerregende Summe von fünf Milliarden Dollar fordert. Die Demokraten wollen dagegen für die Grenzsicherung höchstens 1,3 Milliarden Dollar im kommenden Haushaltsplan ausgeben.
Widerspruch, gar öffentlichen, mag Trump nicht. Und so wurde das Treffen, das eigentlich hinter verschlossenen Türen stattfinden sollte, eine Begegnung der unangenehmen Art.
Schnell wurde der Ton ruppig
Kameras und Reporter werden zu solchen Gelegenheiten nur in den ersten Minuten für ein paar nette Bilder und freundliche Statements der Politiker ins Oval Office geladen und dann hinauskomplimentiert. Doch an diesem Dienstag währte die Freundlichkeit nur kurz. Nachdem Trump auf der Finanzierung der Mauer beharrte und die Demokraten anderer Meinung waren, wurde der Ton schnell ruppig.
«Wahlen haben Konsequenzen, Herr Präsident», liess Schumer Trump irgendwann wissen, in Anspielung auf die Midterms im November. Dort hatten die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückgewonnen, die sie ab Januar innehaben werden. Nach diesem Machtverlust dürfte es für die Republikaner schwer werden, Trumps Wahlversprechen von der Grenzmauer zu finanzieren.
Trump konterte den Schumer'schen Hinweis, indem er mit seinen eigenen Konsequenzen drohte: «Wenn wir keine Grenzsicherung haben, werden wir die Regierung schliessen». So ging es hin und her: Trumps Gesicht nahm eine Rotfärbung an, während Pelosi pikiert um sich blickte und sich immer wieder verbat, vom Präsidenten unterbrochen zu werden. Schumer wiederum legte einen Gesichtsausdruck auf, der sich als süffisantes Grinsen interpretieren lässt. Der Vierte in der Runde, Vize-Präsident Mike Pence, sagte kein Wort und blickte derart versteinert in die Runde, als würde er am liebsten durch eine Falltür aus der Szene verschwinden.
Trumps Drohung, die Regierung zu schliessen, ist allerdings tatsächlich eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Bis zum 21. Dezember müssen sich Kongress und Präsident auf die Finanzierung des nächsten Haushalts geeinigt haben – und sei es nur für ein paar Monate. Gibt es keine Lösung, droht ein sogenannter «Shutdown». Dann würden Regierungsbehörden und Bundesverwaltung solange geschlossen bleiben, bis sich die Parteien auf einen neuen Haushalt geeinigt haben.
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