Abschaffung des U-AbosTram- und Busfahrer sollen zu Stosszeiten mehr bezahlen
Baselbieter FDPler findet: Das Einheitsabo in der Nordwestschweiz hat ausgedient. Es brauche dynamische Preise im regionalen ÖV. Die Idee hat mehr Anhänger als auch schon.

Dem Baselbieter FDP-Landrat und Verkehrspolitiker Rolf Blatter ist bewusst, dass er in ein Wespennest sticht. Blatter stellt das U-Abo infrage – und er weiss, wie es anderen ergangen ist, die das Einheitsabo für den ÖV im Grossraum Basel abschaffen wollten. Zuletzt erlitt die frühere Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro (FDP) mit dieser Idee Schiffbruch. Das war vor vier Jahren. Nun aber hätten sich die Zeiten geändert, glaubt Blatter. Er sieht mehrere Gründe, die dafür sprechen, dass es diesmal klappen sollte.
Zum Anlass nimmt Blatter das Pilotprojekt zum Thema Mobility-Pricing, das in mehreren Schweizer Städten durchgeführt werden soll. Auch Basel-Stadt will das Modell testen, bei dem die Verkehrsströme dank höherer Tarife zu Stosszeiten gesteuert werden sollen. Bisher ist aber nur die Rede davon, das Projekt auf den motorisierten Individualverkehr auszurichten. Die Basler Verwaltung weiss, dass sie die anderen Kantone des Tarifverbunds Nordwestschweiz (TNW) zwingend mit einbeziehen müsste, wenn sie auch für Trams und Busse flexible Preise erheben will.
Beim Einsteigen nur noch einen Knopf drücken
Für Blatter ist das reine Road-Pricing ein No-go. «Ich weiss, dass es politisch schwierig wird, das U-Abo abzuschaffen. Aber wenn man über Mobility-Pricing diskutiert, dann muss man auch den ÖV mit einbeziehen», sagt der Freisinnige. Blatter verweist auf die Tatsache, dass das heutige U-Abo «alles andere als verursachergerecht» sei. Es werde mit 25 Franken pro Monatsabo subventioniert. Er überlegt sich, im Landrat einen Vorstoss zum Thema einzureichen.
Gegner der flexiblen Preisgestaltung für ÖV-Nutzer argumentierten in den vergangenen Jahren auch damit, dass sie technisch schwierig umzusetzen sei. Heute gelte dies nicht mehr, sagt Blatter. «Einfache Alternativen für die Verrechnung von ÖV-Leistungen existieren und sind seit längerem in Gebrauch», sagt er und verweist auf die erfolgreiche SBB-Ticket-App Fairtiq. «Beim Ein- und Aussteigen drückt man einen Knopf, und die App verrechnet den günstigsten Tarif.» Er meint: «Sogar beim TNW macht man sich entsprechende Gedanken.»
Klares Nein kommt nur vom BLT-Direktor
Blatters Idee kommt aber nicht überall gut an. Andreas Büttiker etwa, der Direktor der Baselland Transport AG (BLT) ist der Überzeugung, dass in der Schweiz eine «Flatrate-Mentalität» herrsche. Vor allem die Pendler wünschten ein einfaches Produkt und einen fixen, berechenbaren Betrag. Keine Hoffnungen setzt er in den angeblichen Steuerungseffekt. Das Preisniveau im regionalen ÖV sei viel zu tief. «Ob das Einzelticket nun 3 Franken 30 oder 3 Franken 80 kostet, hat auf die Nachfrage kaum einen Einfluss», ist er überzeugt.
Andere scheinen eher bereit zu sein für Verhandlungen. Das lange als Erfolgsmodell gepriesene U-Abo mit dem monatlichen Fixpreis von 80 Franken scheint weder in Baselland noch in Basel-Stadt sakrosankt zu sein. Dies zeigte sich an der Landratssitzung vom Donnerstag, an der eine Interpellation Blatters zum Thema Mobility-Pricing behandelt wurde. SP-Sprecher Thomas Noack zeigte sich beispielsweise für einen Einbezug des ÖV in die flexible Preisgestaltung offen, betonte aber, dass die Preise nicht erhöht werden dürften.
Esther Keller fordert neue Abonnementsformen
Die Baselbieter Regierung nahm vergangene Woche Stellung zum Bundesgesetz über Pilotprojekte zu Mobility-Pricing. Sie betonte, dass «Mobility-Pricing zwingend verkehrsartenübergreifend betrachtet werden muss». Der ÖV müsse im Verkehrsmodell der flexiblen Preisgestaltung auch mit einbezogen werden.
Die Basler Baudirektorin Esther Keller (GLP) zeigt sich ebenfalls verhandlungsbereit. Sie sagt, sie unterstütze die Bestrebungen des Bundes, verkehrsübergreifendes Mobility-Pricing zu machen. Auch räumt sie ein, dass die Flatrate des U-Abos, aber auch des Generalabonnements, dazu im Widerspruch stehen würde. Letztlich sei es aber am TNW zu entscheiden. Angesichts des Passagierrückgangs beim ÖV fordere Basel-Stadt aber ohnehin, dass sich der Tarifverbund mit neuen Abonnementsformen auseinandersetze.
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