Toxische Männlichkeit II
Nach Thesen, die asoziales Benehmen mit Männlichkeit gleichsetzen, zeigt sich nun: Frauen stehen auf Männlichkeit.
«Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist», wusste schon Paracelsus im 15. Jahrhundert. Dass auch ein bestimmtes menschliches Verhalten weitestgehend von der Dosis gewisser Charakterzüge abhängt, scheint für die Spezies Genderexperten nicht gegeben. Sie setzen asoziales Benehmen generell mit Männlichkeit gleich, statt es mit der Frage des Masses zu verbinden. Neulich haben wir die «toxische Männlichkeit» erläutert – typisch männliche Eigenschaften kreieren angeblich ein Umfeld, das zu Gewalt gegenüber Frauen ermuntert. Frauen würden sich darum von Männlichkeit bedroht und abgestossen fühlen.
Das Problem an Thesen, die statt belegten Inhalten nur moralische Überlegenheit transportieren, ist, dass ihre Widerlegung meist schneller erfolgt, als der Gender-Profi seinen Gedanken zu Ende spinnen kann. Nämlich dann, wenn die Wissenschaft ins Spiel kommt. Ich bin gerade auf eine aktuelle Studie gestossen, veröffentlicht von der American Psychological Association. Sie zeigt: Frauen stehen auf Männlichkeit.
«Frauen mit männlichen Ehemännern weisen eine grössere Zufriedenheit auf während ihrer Fruchtbarkeit», so der Titel der Studie, deren Ziel es war, die Korrelation zwischen der Fruchtbarkeit der Frau und der Männlichkeit ihres Partners zu untersuchen, im Kontext einer langjährigen Beziehung. Dazu wurden die täglichen Daten von 70 neuverheirateten Paaren analysiert. Das von Studienleiterin Andrea L. Meltzer auf zwölf Seiten dargelegte Resultat offenbart, dass Frauen mit Ehemännern, die sich selbst anhand ihres Verhaltens als männlich einstufen, um den Eisprung herum zufriedener mit ihren Partnern sind als Frauen mit weniger maskulinen Ehemännern. Bei ihnen wurde während der Zeit überhaupt kein Anstieg der Zufriedenheit festgestellt.
Natürlich muss man jede Studie relativieren. Und, keine Frage: Ein zu hoher Grad an männlichen Eigenschaften wie Dominanz oder kompetitives Verhalten ist zweifellos sozial nicht mehr verträglich – nur hat das nichts mit Männlichkeit per se zu tun, sondern mit dem Charakter der jeweiligen Person. Überraschend ist das Resultat trotzdem nicht. Auch andere Säuger wie Gorillaweibchen suchen in ihrer fruchtbaren Phase instinktiv die Nähe des stärksten, grössten, zähesten Männchens und signalisieren ihm dann ihre Paarungsbereitschaft. «Im Endeffekt kommen meist hochrangige Männchen zum Zug», erklärt der Primatenforscher Peter Kappeler in der Berliner Zeitung.
Die Tatsache, dass wir Frauen ausgerechnet während unserer biologisch wertvollsten Zeit – dann, wenn wir nichts weniger tun, als den Fortbestand der Menschheit zu sichern – mit maskulinen Partnern zufriedener sind als mit verweichlichten, lammfrommen Stubentigern, dürfte sich für «Gender Studies»-Professoren anfühlen wie eine zu eng gebundene Fliege. Aber wahrscheinlich halten sie auch hierfür eine abstruse Erklärung bereit, etwa die: Es hat nix mit Natur zu tun! Es ist die Gesellschaft, die uns unsere Präferenz anerzogen hat. (Das wäre dann die Gesellschaft, die Mädchen einredet, dass sie Dunkelblau mögen und später sehnlichst Ingenieurinnen werden wollen.) Oder: Frauen sind während ihres Eisprungs gar nicht zurechnungsfähig.
Für jene Frauen unter uns, die ihre Neigung zu männlichen Partnern mit dem Urinstinkt erklären, gibt es ab heute bestimmt einen neuen Gender-Begriff: toxische Weiblichkeit.
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