«Top Kill» gescheitert – Obama verzweifelt
Die Operation Schlamm drüber im Golf von Mexiko hat nicht funktioniert. Eine neue Methode soll erst im August Erfolg bringen.
Der britische Energiekonzern BP ist mit seinem Versuch gescheitert, das lecke Ölbohrloch im Golf von Mexiko mit der sogenannten «Top-Kill»-Methode zu verschliessen. US-Präsident Barack Obama äusserte sich enttäuscht. «Während wir zunächst optimistische Berichte erhielten, ist jetzt klar, dass es nicht geklappt hat», erklärte Obama am Samstag (Ortszeit) in Washington. Die Arbeiten wurden endgültig abgebrochen, wie BP-Manager rttt Suttles am Samstag (Ortszeit) sagte. Die massive Verschmutzung des Meeres geht damit unablässig weiter. Täglich fliessen 1600 und 3400 Tonnen Rohöl ins Meer.
Die BP-Ingenieure hatten in den vergangenen Tagen dreimal mit hohem Druck insgesamt fast fünf Millionen Liter Schlamm und andere Gegenstände wie Plastikwürfel, Golfbälle und verknotete Seile in das Bohrloch gepumpt, um es zu verstopfen. «Wir wissen nicht genau, warum es nicht geklappt hat», sagte Suttles bei einer Pressekonferenz in Robert im US-Bundesstaat Louisiana. BP-Chef Tony Hayward sagte dem Fernsehsender CNN, er sei sehr enttäuscht. Die Technik habe fehlerfrei gearbeitet.
Für den US-Präsidenten «herzzerreissend»
Obama sicherte zu, dass seine Regierung weiter «alle verantwortungsvollen Mittel, um dieses Leck zu stoppen», ergreifen werde. Jeder Tag, an dem weiter Öl austrete, sei «ein Angriff auf die Menschen der Golfküstenregion, ihre Existenz, und den natürlichen Reichtum, der uns allen gehört». Die Umweltkatastrophe mache wütend und sei zugleich «herzzerreissend». Obama hatte am Freitag die Küste des von der Ölpest betroffenen Bundesstaates Louisiana besucht.
Schon jetzt ist es nach Zahlen die grösste Ölpest in der US-Geschichte. Seit Beginn der Katastrophe sind gemäss Experten rund 40'000 Tonnen Öl ins Meer gelangt. Beim Unfall des Tankers «Exxon Valdez» 1989 vor Alaska waren es 35'000 Tonnen. Mehr als 270 Kilometer Küste und 13 Hektar Marschland seien verseucht, sagte Mary Landry von der US-Küstenwache. Mehr als 470 Vögel, 220 Schildkröten und 25 Meeressäuger sind verendet.
Seitlich anbohren
Als weitere Alternative gilt das Bohren von zwei Entlastungsbohrlöchern, durch die der Druck auf das lecke Bohrloch verringert werden soll. Mit den Bohrungsarbeiten wurde zwar bereits begonnen, die Fertigstellung dürfte aber noch zwei Monate in Anspruch nehmen. BP bohrt derzeit neue Zugänge zur Quelle rund vier Kilometer unter dem Meeresboden. «Wir sind damit halb fertig. Aber je weiter runter wir kommen, desto schwerer wird es.»
Vorerst sollen die zerstörten Ölleitungen an dem Bohrloch entfernt und eine Kapsel über dem Loch installiert werden, durch die das austretende Öl abgepumpt werden kann. Die Installation soll vier bis sieben Tage dauern. Von dort würde es durch eine Leitung zu einem Schiff an der Meeresoberfläche geleitet - wenn alles klappt. «Wir können nicht garantieren, dass es funktioniert», sagte Suttles. Es könne vier bis sieben Tage dauern, bis man es wisse. Auch sei nicht sicher, wie viel Öl auf diese Weise tatsächlich aufgefangen werde. Eine ähnlicher Versuch war vor mehreren Wochen gescheitert, weil Eiskristalle die Leitung am Auffangbehälter verstopften. Allerdings hatte BP eine wesentlich grössere, 13 Meter hohe Kuppel eingesetzt. Man habe das Verfahren verbessert, sagte Suttles. Die neue Anlauf sei zeitgleich zum «Top Kill» vorbereitet worden. Eine endgültige Lösung ist das aber nicht, sondern nur Symptombekämpfung.
Was geschieht unter der Oberfläche?
Landry sagte, dass der Einsatz gegen die Ölpest an den Küsten und auf dem Meer nun wichtiger sei denn je. Sie äusserte die Sorge vor der nahenden Hurrikan-Saison. «Die Herausforderung ist das Wetter. In den vergangenen zwei Wochen konnte das Einsatzteam nur wegen der sehr guten Witterung aussergewöhnlich viel Öl von der Meeresoberfläche abschöpfen und kontrollierte Brände vornehmen.
Eine grosse Unbekannte ist zudem, was unter der Meeresoberfläche passiert. Wissenschaftler entdeckten dort erneut einen gewaltigen Schwaden aus Öl, diesmal 120 Kilometer nordwestlich von der Stelle, an der die Bohrinsel «Deepwater Horizon» vor mehr als fünf Wochen sank.
Es ist bereits der dritte Fund dieser Art, aber der erste soweit weg vom Unglücksort, berichtete die «Washington Post» am Samstag. Erst am Donnerstag berichteten Forscher der «University of South Florida», östlich des Öl-Lecks einen kilometerlangen Schwaden tief unter Wasser entdeckt zu haben.
sda/afp/ddp/cpm/sam
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch