Tödlicher Kampf um eine Konvertitin in Ägypten
Zusammenstösse zwischen Christen und Muslimen haben in Kairo neun Todesopfer gefordert. Mehr als 140 weitere Menschen wurden verletzt, als Muslime eine Frau befreien wollten, die sich zum Islam bekehren liess.

Im Arbeiterviertel Imbaba im Nordosten der ägyptischen Hauptstadt griffen Muslime die koptische Kirche Sankt Mina an. Sie wollten sie eine Christin befreien, die dort angeblich festgehalten wurde, weil sie sich zum Islam bekehren wollte, wie die Behörden mitteilten.
Soldaten blockierten mit gepanzerten Fahrzeugen den Zugang zur Kirche und schossen in die Luft, um die beiden Parteien auseinanderzuhalten, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die beiden Gruppen warfen Steine aufeinander und Muslime setzten eine Wohnung nahe der Kirche durch einen Molotow-Cocktail in Brand. «Oh Gott! Oh Jesus!», riefen die Christen. Einige warfen den Soldaten vor, sie nicht ausreichend zu beschützen. Später gingen Sondereinsatzkräfte vor der Kirche in Stellung.
«Sie eröffneten das Feuer auf uns, wir waren friedlich»
Ein Vertreter der Gemeinde von Sankt Mina, Pater Hermina, sagte der AFP, fünf der Toten seien Kopten, die von «Schlägern und Salafisten» erschossen worden seien. In der Kirche war eine von einem Tuch bedeckte Leiche aufgebahrt, indessen auf dem Boden Blutflecken zu sehen waren, wo die Verletzten behandelt worden waren. Die Verletzten seien mit Brüchen und Schusswunden in vier Krankenhäuser eingeliefert worden, erklärten die Rettungskräfte. Angaben zu der Konfession der Opfer machten sie nicht.
Nach Angaben der Sicherheitskräfte griffen «Schläger» am Abend auch die ebenfalls in dem Viertel gelegene Kirche der Jungfrau Maria an und setzten diese in Brand. Feuerwehrleute konnte das Feuer später löschen. An einer der Absperrungen machten Muslime die Christen für die Gewalteskalation verantwortlich. «Sie eröffneten das Feuer auf uns, wir waren friedlich», sagte Mamduh, der mit zu der Menge gehörte, die sich auf der Suche nach einer Frau, die sich ihren Angaben nach zum Islam bekehrt hatte, zur Kirche begeben hatte.
Mufti verurteilt Gewalt
Der ägyptische Mufti Ali Gomaa verurteilte die Zusammenstösse. Sie könnten nicht von «gläubigen Menschen, die ihre Religion verstehen, ob Muslimen oder Christen» verursacht worden sein, sagte der vom Staat ernannte oberste Geistliche des Landes nach Angaben der Nachrichtenagentur Mena. Ein General sagte im Fernsehsender ON-TV, die Armee werde nicht zulassen, dass eine Gruppe ihre Hegemonie in Ägypten durchsetze. Jeder am Ort der Zusammenstösse könne verhaftet werden, warnte er.
Die Kopten sind mit sechs bis zehn Prozent der 80 Millionen Ägypter die grösste religiöse Minderheit in dem nordafrikanischen Land. Seit Monaten sorgen Gerüchte über Kopten, die an einer Konversion zum Islam gehindert werden, für Spannungen zwischen den Religionsgemeinschaften. Besonders Berichte über die Ehefrauen von zwei koptischen Priestern, die angeblich gegen ihren Willen festgehalten wurden, weil sie zum Islam übertreten wollten, sorgten für Streit.
In der Sylvesternacht waren bei einem Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in der nordägyptischen Metropole Alexandria 21 Menschen getötet worden. Die Kopten, die zu einer der ältesten christlichen Gemeinden der Welt gehören, klagen seit langem über Diskriminierung durch die Muslime. Seit der verstärkten Präsenz islamistischer Gruppen infolge des Sturzes des langjährigen Präsidenten Hosni Mubarak am 11. Februar fühlen sie sich noch mehr bedroht.
AFP/rub
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