Ticker zum Ukraine-KriegStaudamm-Angriff: Putin spricht von «barbarischer Tat» Kiews Moskau droht mit Aus für Getreidedeal nach Pipeline-Explosion
Der Kachowka-Staudamm am Dnjepr-Fluss ist schwer beschädigt worden. In den Überschwemmungsgebieten in der Region Cherson sind Evakuierungen im Gang. Wir berichten laufend.
Das Wichtigste in Kürze
In der südukrainischen Region Cherson ist der Kachowka-Staudamm am Dnjepr-Fluss nahe der Front schwer beschädigt worden. Rund 42'000 Menschen sollen von Überschwemmungen bedroht sein. Auch in der Grossstadt Cherson steigt das Wasser immer weiter an.
Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich. Die Ukraine wirft Russland vor, den Damm gesprengt zu haben, um die ukrainische Offensive zu behindern.
Laut der Internationalen Atomenergiebehörde bestand zunächst keine unmittelbare Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja. Der Chef der Behörde warnte jedoch, in «ein paar Tagen» könne der Pegel des Stausees so niedrig sein, dass das Wasser nicht mehr zum Kraftwerk gepumpt werden könnte.
Nach der Invasion hatten russische Truppen den Kachowka-Staudamm vermint. Manches spricht dafür, dass sie die Sprengladungen jetzt gezündet haben.
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Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind nach Angaben russischer und ukrainischer Behörden knapp 6000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses Dnipro in Sicherheit gebracht worden. «Unsere Rettungskräfte, Polizisten und Freiwilligen haben bereits 1894 Bürger evakuiert», sagte der ukrainische Innenminister Igor Klymenko am Mittwochabend im Fernsehen. Der von Moskau eingesetzte Regionalgouverneur Wladimir Saldo berichtete im Onlinedienst Telegram von «mehr als 4000» evakuierten Menschen in dem von Russland besetzten Teil der Region Cherson.
Die Evakuierungen auf der von der Ukraine gehaltenen Seite des Flusses gehen laut Klymenko weiter. Insgesamt seien 30 Ortschaften überflutet, darunter zehn unter russischer Kontrolle. Es sei zu früh, über eine Rückkehr in die überschwemmten Gebiete zu sprechen, gab Saldo an. Er riet den Betroffenen, in Zentren für die vor den Fluten Geflüchteten zu warten.

In der von der Ukraine kontrollierten Stadt Cherson sahen Reporter der Nachrichtenagentur AFP, wie Rettungskräfte in kleinen Booten und mit wassertauglichen Amphibienfahrzeugen Bewohner in Sicherheit brachten. Auf russischer Seite besonders betroffen ist die Stadt Nowa Kachowka. Russische Behörden kündigten an, dort am Donnerstag mit dem Abpumpen des Wassers beginnen zu wollen. (AFP)
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Russland hat der Ukraine einen Anschlag auf eine Ammoniakleitung vorgeworfen und deswegen mit dem Ende des Getreidedeals gedroht. «Am 5. Juni um 21 Uhr hat in der Ortschaft Masjutiwka im Gebiet Charkiw ein ukrainischer Aufklärungs- und Sabotagetrupp die Ammoniak-Pipeline «Togliatti – Odessa» gesprengt», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Mittwoch. Das russische Aussenministerium bezeichnete die Sprengung als «Schlag gegen den Getreidedeal». International gibt es Sorgen, dass mit dem Scheitern des Abkommens die Lebensmittelpreise steigen.
Ammoniak ist ein giftiges Gas, das zu Düngemitteln verarbeitet wird. Russland ist einer der grössten Ammoniak-Produzenten und -Exporteure. Eine schon zu Sowjetzeiten gebaute Leitung von Togliatti an der Wolga in die südukrainische Hafenstadt Odessa wurde nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stillgelegt. Russland hat in den vergangenen Monaten mehrfach darauf gedrungen, die Wiederinbetriebnahme der Leitung zum Teil des Abkommens zu machen.
«Das Kiewer Regime hat nicht nur einfach physisch die Möglichkeit für Ammoniaklieferungen beseitigt, der Schlag wurde auch gegen die gemeinsamen Anstrengungen bei der Hilfe notleidender Länder und im Kampf gegen Hungersnöte geführt», kritisierte die Sprecherin des Aussenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Auch die Bemühungen von UNO-Generalsekretär António Guterres, der Ammoniaklieferungen in den Getreidedeal integrieren wollte, seien sabotiert worden. Insgesamt werde das Abkommen dadurch entwertet. (SDA)
Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.
Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.
Das Kunstmuseum von Cherson wurde im vergangenen Jahr Opfer von Plünderungen durch russische Soldaten. Das Museum berichtete im November auf seiner Facebook-Seite über den Abtransport von mehreren Lastwagen voller Kunstgegenstände durch fliehende russische Besatzer. (SDA)
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Juri Sobolewski, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform am Mittwoch. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.
Auf die Frage nach konkreten Folgen der Flut-Katastrophe antwortete Sobolewski, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht über das Ausmass der Zerstörung gebe. Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt seien jedoch «kolossal». Seinen Aussagen zufolge wird der Wasserspiegel im Kachowka-Stausee langfristig sinken, was das Ökosystem der gesamten Südukraine negativ beeinflussen würde. Schon jetzt stelle die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Trinkwasser ein zunehmendes Problem dar, so Sobolewski.

Nach der Zerstörung des Damms am Dienstag soll der Wasserspiegel stellenweise um mehrere Meter gestiegen sein. Nun gab der ukrainische Beamte an, dass der Pegel an einigen Orten bereits geringfügig gesunken sei. Jedoch sollen laut seinen Aussagen viele Ortschaften nach dem Rückgang des Wassers nur noch beschränkt oder gar nicht nutzbar sein. (SDA)
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Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Ukraine für die Explosion am Kachowka-Staudamm verantwortlich gemacht. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zum Bruch des Damms in der Südukraine sprach Putin am Mittwoch von einer «barbarischen Tat» Kiews. Dadurch sei «eine ökologische und humanitäre Katastrophe grossen Ausmasses» verursacht worden, sagte Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Der am Fluss Dnipro in russisch kontrolliertem Gebiet gelegene Staudamm war bei der Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, grosse Mengen Wasser traten aus. Auf beiden Seiten des Flusses wurde die Evakuierung zehntausender Menschen eingeleitet. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich. (AFP)
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Russland hat der Ukraine vorgeworfen, eine wichtige Ammoniak-Pipeline gesprengt zu haben. Eine «ukrainische Sabotage- und Aufklärungsgruppe» habe die seit derzeit nicht genutzte Ammoniak-Pipeline Togliatti-Odessa «gesprengt», erklärte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau. Es habe sich um einen «Terrorakt» gehandelt, mehrere Zivilisten seien verletzt worden.
Den russischen Angaben zufolge ereignete sich der Vorfall am Montagabend nahe eines Dorfes in der nordöstlichen Region Charkiw in der Ukraine, welche die ukrainischen Truppen im vergangenen Herbst grösstenteils zurückerobert hatte.
Die Amoniak-Pipeline misst insgesamt rund 2500 Kilometer. Sie verbindet die russische Stadt Togliatti an der Wolga mit dem Hafen der ukrainischen Stadt Odessa am Schwarzen Meer. Mit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine wurde ihr Betrieb suspendiert.
Russland nutzte die Pipeline bis dahin zum Export von Ammoniak. Mit ihrer Hilfe wurden jährlich mehr als 2,5 Millionen Tonnen Ammoniak transportiert, das ein wichtiger Bestandteil von Düngemitteln ist. (AFP)
Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee.
«Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt», sagte Saldo am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers, das der Dammbruch in der Region ausgelöst hat. «Sie können nichts machen», so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen.

Angesichts des um ein Vielfaches seiner eigentlichen Grösse angeschwollenen Flusses Dnipro sagte Saldo: «Für unsere Streitkräfte hingegen öffnet sich jetzt ein Fenster: Wir werden sehen, wer und wie versuchen wird, die Wasseroberfläche zu überqueren.»
Mehr als 15 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war am frühen Dienstagmorgen in der Stadt Nowa Kachowka der grosse Damm zerstört worden. Die Ukraine zeigte sich überzeugt, dass Russland die Anlage, die es bereits seit Monaten besetzt hält, gezielt gesprengt habe – und zwar um die ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Zugleich betonte Kiew, dass die eigenen militärischen Pläne trotzdem umgesetzt werden könnten. Moskau wiederum wies die Vorwürfe zurück und schob die Schuld für die Staudamm-Katastrophe der Ukraine zu. (SDA)
Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal Russland einen «Ökozid» und «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» vorgeworfen. Russland habe «eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte ausgelöst», sagte Schmyhal am Mittwoch per Videoschalte aus der Ukraine bei einem Ministertreffen der OECD in Paris.
In Dutzenden Dörfern und Städten seien Probleme mit der Trinkwasserversorgung und bei der Bewässerung der Felder zu befürchten, sagte er. «Dies bedroht die globale Ernährungssicherheit.»
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro in der Ukraine war bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, grosse Mengen Wasser traten aus. Auf beiden Seiten des Flusses wurde die Evakuierung zehntausender Menschen eingeleitet. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich. (AFP)
Die Welternährungsorganisation (WFP) warnt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit. Denn wegen der Überflutung dürften tausende Hektar Getreide vernichtet werden.
«Die massiven Überflutungen vernichten neu angepflanztes Getreide und damit auch die Hoffnung für 345 Millionen Hungerleidende auf der ganzen Welt, für die das Getreide aus der Ukraine lebensrettend ist», sagte der Leiter des Berliner WFP-Büros Martin Frick der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
Nach der Zerstörung des Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10'000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit.
Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld an der Zerstörung des Stausees, beide Seiten sprechen von einem «Terroranschlag» und einer beispiellosen Katastrophe für die Umwelt.

Frick betonte: «Die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel befinden sich nach wie vor auf einem 10-Jahreshoch.» Die Zerstörung des Staudamms dürfe keine weiteren Preisexplosionen nach sich ziehen. «Noch mehr Leid können wir uns nicht leisten.» (SDA)
UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths hat vor den Folgen der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine für die Menschen im Land gewarnt. «Die heutige Nachricht bedeutet, dass sich die Notlage der Menschen in der Ukraine noch verschlimmern wird», sagte Griffiths am Dienstag auf einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
Die Teilzerstörung werde «schwerwiegende und weitreichende Folgen für tausende Menschen auf beiden Seiten der Front in der Südukraine durch den Verlust von Häusern, Lebensmitteln, sauberem Wasser und Lebensgrundlagen haben», fuhr der UN-Nothilfekoordinator fort. Sie sei zudem ein «massiver Schlag» für die Nahrungsmittelproduktion in der Region und berge erhebliche Risiken, dass Minen und Sprengstoffe durch das Wasser in Gebiete gelangten, die vorher als sicher galten.
Bei der Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen beschuldigten Vertreter Russlands und der Ukraine die jeweils andere Seite, für die Zerstörung verantwortlich zu sein.
Der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensja sagte, die Explosion am Staudamm sei auf eine «vorsätzliche Sabotage durch Kiew» zurückzuführen. Es seien «das kriminelle Kiewer Regime» und der Westen, die die «volle Verantwortung für die sich entwickelnde Tragödie tragen».
Der ukrainische Gesandte Serhij Kyslyzja sagte wiederum, Moskau gebe «dem Opfer die Schuld für seine eigenen Verbrechen». Die Explosion am Staudamm sei ein «Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus», sagte er vor dem UN-Sicherheitsrat.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro in der Ukraine war bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, grosse Mengen Wasser traten aus. Auf beiden Seiten des Flusses wurde die Evakuierung zehntausender Menschen eingeleitet. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich. (AFP)
Ukrainischen Angaben zufolge sollen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms rund 42'000 Menschen von Überschwemmungen bedroht sein.

Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine ist am Mittwoch der Wasserstand in den flussabwärts des Damms gelegenen Flutgebieten am Ufer des Dnjepr weiter angestiegen. Am schwierigsten sei die Lage im Viertel Korabel in der Grossstadt Cherson, erklärte der stellvertretende Kabinettschef des ukrainischen Präsidenten, Oleksij Kuleba. Das Wasser habe dort einen Stand von 3,5 Metern erreicht, mehr als 1000 Häuser seien überflutet. USA und Grossbritannien erklärten unterdessen, sie hätten noch keine Beweise dafür, wer für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich sei. (AFP)

Die Ukraine wird sich laut Präsident Wolodimir Selenski auch durch die Explosion des Staudamms am Dnjepr im Süden des Landes nicht an der Rückeroberung besetzter Gebiete hindern lassen. «Die von russischen Terroristen verursachte Katastrophe im Wasserkraftwerk Kachowska wird die Ukraine und die Ukrainer nicht aufhalten», sagte Selenski am Dienstag in seiner abendlichen Videobotschaft.
Nach Darstellung Selenskis diente die Sprengung des Staudamms dazu, die ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. «Wir werden trotzdem unser gesamtes Land befreien», kündigte er an. Solche Attacken könnten Russlands Niederlage nicht verhindern, sondern führten nur dazu, dass Moskau am Ende einen höheren Schadenersatz zahlen müsse. Der ukrainische Generalstaatsanwalt habe sich bereits an den Internationalen Strafgerichtshof mit der Bitte um eine Untersuchung der Explosion gewandt.
Den Menschen in der Region sagte Selenski derweil Hilfe zu. Die Regierung tue alles, um Hochwasseropfer zu retten und die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, warf Russland ein «beispielloses Kriegsverbrechen» vor.
Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat in New York
Vor dem UN-Sicherheitsrat in New York wiesen sich Kiew und Moskau gegenseitig die Schuld für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms zu. Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia sprach am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung von einem «Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus». Die Sprengung sei «ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern.» Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dagegen, dass der Vorfall auf «vorsätzliche Sabotage Kiews» zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein «unvorstellbares Verbrechen» benutzt worden.
Kurz vor der Sitzung des UN-Sicherheitsrates hatte bereits das russische Aussenministerium die Ukraine beschuldigt, den Kachowka-Staudamm zerstört zu haben und seinerseits von Terrorismus gesprochen. «Der Vorfall ist ein Terroranschlag, der sich gegen zutiefst zivile Infrastruktur richtet», heisst es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung der Behörde. Russland habe die Sitzung des UN-Sicherheitsrats initiiert, um die von Kiew ausgelöste grosse «humanitäre und ökologische Katastrophe» zu verurteilen.

Kiew habe den Staudamm nicht nur beschossen, sondern den Wasserstand durch die vorherige Öffnung einer Schleuse am Oberlauf des Dnjepr auf ein kritisches Niveau angehoben. Durch den Dammbruch würden die Landwirtschaft und das Ökosystem der Region Cherson geschädigt und die Wasserversorgung der Krim beeinträchtigt.
Die 2014 von Russland annektierte Krim erhält Wasser aus dem Dnjepr über einen Kanal. Wurde dieser nach 2014 zwischenzeitlich trockengelegt, so hat Russland nach der Besetzung des Kachowka-Staudamms auch den Kanal Richtung Krim für die Bewässerung der Halbinsel wieder geöffnet.
Überschwemmungen auch in russisch besetztem Gebiet
Selenski wiederum präsentierte in seiner Videobotschaft eine Begründung dafür, warum Russland die von ihr kontrollierte Halbinsel Krim mit solch einer Sprengung von der Wasserversorgung abschneide.

Nach der Explosion des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10'000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnjepr in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.
Zudem werde «die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen», so das Ministerium. «Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten», hiess es weiter.
Hilfe aus Frankreich und Deutschland
Frankreich hat der Ukraine nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms Unterstützung angeboten. «Frankreich hält sich bereit, den ukrainischen Behörden Hilfe zu leisten, um auf die Folgen der teilweisen Zerstörung des Damms zu reagieren», hiess es in einem Schreiben des französischen Aussenministeriums vom Dienstagabend. Man sei wegen der humanitären und ökologischen Auswirkungen sowie der Folgen für die Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja sehr besorgt. Die Zerstörung bezeichnete Frankreich als «besonders schwere Tat». «Sie illustriert erneut die tragischen Konsequenzen eines Überfalls, für den Russland die alleinige Verantwortung trägt.»
Auch die deutsche Bundesregierung hat der Ukraine Hilfe angekündigt. Deutschland werde der Ukraine zur Seite stehen, um diese Katastrophe inmitten des von Russlands Präsidenten Wladimir Putin geführten Angriffskrieges zu bewältigen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Dienstag. Man wolle vor allem dabei helfen, evakuierte Menschen versorgen zu können.
Die russische Führung will derweil nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms UN-Hilfskräfte nur dann auf das von Moskau kontrollierte Gebiet lassen, wenn sie über Russland dorthin reisen.

Zugang sei den Hilfskräften «erlaubt, sofern sie aus dem richtigen Gebiet einreisen.» Nebensja liess zudem durchblicken, dass er eine unabhängige Untersuchung zu den Hintergründen der Zerstörung befürworten würde.
Was am Mittwoch wichtig wird
Das Hochwasser nach dem Dammbruch in Kachowka wird flussabwärts grosse Überschwemmungen hervorrufen. Rettungskräfte müssen Dutzende Ortschaften evakuieren, um die Menschen in der Region zu retten.
Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine für Umwelt und Klima interessieren auch die Wissenschaft. Erkenntnisse zu den direkten und indirekten Emissionen des Krieges wollen Forscher bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn vorstellen. (SDA)
Die Schweiz hat sich tief besorgt über den Angriff auf den Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine geäussert. Systematische militärische Angriffe auf zivile Infrastruktur seien inakzeptabel, heisst es in einer per Twitter veröffentlichten Reaktion des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).
Die Angriffe auf zivile Infrastruktur stellten eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts dar. Sie müssten sofort eingestellt werden.
Neben den kurzfristigen Schäden sei die Schweiz über die Konsequenzen für die Umwelt, die Nahrung- und Energiesicherheit besorgt, hiess es in einem in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichtem Redetext der Schweizer Vertretung im Uno-Sicherheitsrat. Die Verantwortlichen müssten ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden. Der Uno-Sicherheitsrat hatte kurzfristig eine Dringlichkeitssitzung in New York einberufen. (SDA)
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben sich Kiew und Moskau vor dem UN-Sicherheitsrat gegenseitig die Schuld zugewiesen.

Serhij Kislizia sprach am Dienstag bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung in New York von einem «Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus». Die Sprengung sei «ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern.»
Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dagegen, dass der Vorfall auf «vorsätzliche Sabotage Kiews» zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein «unvorstellbares Verbrechen» benutzt worden. (SDA)
Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms wurden am Dienstag Zehntausende Menschen auf der ukrainischen und der von Russland besetzten Seite des Flusses Dnjepr in Sicherheit gebracht. Washington warnte vor «womöglich vielen Toten», die UNO sprach von humanitären Folgen für «hunderttausende Menschen».
Nach Angaben des ukrainischen Innenministers, Igor Klymenko, wurden 24 Ortschaften überschwemmt. In der flussabwärts liegenden Stadt Cherson brachten einige Einwohner ihre Habseligkeiten in Sicherheit.
Ukrainische Behörden leiteten am Dienstag die Evakuierung von rund 17'000 Menschen ein. Auf der von Russland besetzten Seite des Flusses Dnjepr sollten weitere 25'000 Anwohner fortgebracht werden. (AFP)
Die USA haben keine gesicherten Erkenntnisse über die Hintergründe der Zerstörung des Staudamms – ein amerikanischer UN-Vertreter hält eine Sabotage durch Kiew aber für unwahrscheinlich. «Warum sollte die Ukraine so etwas ihrem eigenen Territorium und ihren eigenen Menschen antun, ihr Land überschwemmen und Zehntausende dazu zwingen, ihre Häuser zu verlassen? Das macht einfach keinen Sinn», sagte der stellvertretende Botschafter Robert Wood am Dienstag vor einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Wood sagte, er hoffe, in einigen Tagen mehr Informationen zu dem offensichtlichen Angriff auf den Damm zu haben. (SDA)
Nach der Zerstörung des Staudamms will Russland UNO-Hilfskräfte nur dann auf das von Moskau kontrollierte Gebiet lassen, wenn sie über Russland dorthin reisen. «Sie weigern sich einfach, von der Russischen Föderation aus zu gehen», sagte der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensja vor der Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates in New York. Zugang sei den Hilfskräften «erlaubt, sofern sie aus dem richtigen Gebiet einreisen.» Nebensja liess zudem durchblicken, dass er eine unabhängige Untersuchung zu den Hintergründen der Zerstörung befürworten würde. (SDA)
Frankreich hat der Ukraine Unterstützung angeboten. «Frankreich hält sich bereit, den ukrainischen Behörden Hilfe zu leisten, um auf die Folgen der teilweisen Zerstörung des Damms zu reagieren», hiess es in einem Schreiben des französischen Aussenministeriums vom Dienstagabend. Man sei wegen der humanitären und ökologischen Auswirkungen sowie der Folgen für die Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja sehr besorgt.

Auch das deutsche Technische Hilfswerk hat der Ukraine Hilfe zugesagt. Der ukrainische Katastrophenschutz erhalte 5'000 Wasserfilter, teilte die Organisation mit. Jeder dieser Filter stelle die Versorgung einer Familie mit sauberem Wasser sicher. Finanziert würden die Hilfsgüter vom Auswärtigen Amt. (SDA)
Die teilweise Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat nach Angaben Wolodimir Selenskis keine Auswirkungen auf die Gegenoffensive. «Die Explosion des Damms hat nicht die Fähigkeit der Ukraine beeinträchtigt, seine eigenen Gebiete von der Besatzung zu befreien», versicherte der Staatschef am Dienstag im Onlinedienst Telegram.
Selenski fügte hinzu, er habe mit den höchsten Militärs gesprochen. Diese hätten ihm versichert, dass die ukrainische Armee in höchstem Masse bereit für die Gegenoffensive sei. (AFP)
SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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