Ticker zum Ukraine-KriegUSA sagen Kiew weitere 300 Millionen an Militärhilfen zu «Letztes ukrainisches Kriegsschiff» laut Moskau zerstört
Hier lesen Sie über die jüngsten Entwicklungen zum Angriff Russlands gegen die Ukraine und zur geopolitischen Grosslage, die sich verändert hat.
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Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere Militärhilfen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges bereit. Das amerikanische Verteidigungsministerium kündigte am Mittwoch in Washington ein weiteres Militär-Paket im Umfang von rund 300 Millionen US-Dollar (rund 273,4 Millionen Franken) an. Darin enthalten ist demnach Munition für diverse Waffensysteme, die die USA bereits an die Ukraine geliefert haben. Zuletzt hatte US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels im japanischen Hiroshima ein weiteres Paket mit militärischer Ausrüstung für Kiew angekündigt.
Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion und stellten in den vergangenen Monaten in rasanter Abfolge Militärhilfen in gewaltigem Umfang bereit. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von rund 37,6 Milliarden US-Dollar (rund 34,3 Milliarden Franken) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt. (SDA)
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Die Ukraine hat den Vereinigten Staaten nach Angaben aus Washington versichert, von den USA bereitgestellte Waffen nicht für Angriffe in Russland zu nutzen. «Sie haben uns zugesichert, dass sie unsere Ausrüstung nicht für Angriffe innerhalb Russlands verwenden», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Nachrichtensender CNN am Mittwoch.
Gleichzeitig treffe die Ukraine aber souveräne Entscheidungen über den Einsatz der Waffen. «Sobald wir den Ukrainern Systeme bereitstellen - und das ist ein wichtiger Punkt - können sie entscheiden, was sie damit machen», so Kirby.

Die USA wollten sicherstellen, dass die Ukraine alles habe, was sie brauche, um sich zu verteidigen und erfolgreich in die Offensive zu gehen, betonte er weiter. «Aber wir wollen nicht, dass dieser Krieg über das hinaus eskaliert, was dem ukrainischen Volk und dem europäischen Kontinent bereits widerfahren ist.» Marie Vandenhirtz
Moskau hat die von Deutschland angeordnete Schliessung mehrerer russischer Generalkonsulate als «undurchdachten» Schritt kritisiert und eine Gegenreaktion angekündigt. Berlin solle nicht glauben, «dass diese undurchdachte Provokationen ohne unsere angemessene Reaktion bleiben werden», erklärte das russische Aussenministerium am Abend.
Die deutsche Regierung hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass vier der fünf russischen Generalkonsulate in Deutschland schliessen müssen. Ein weiteres Generalkonsulat sowie die russische Botschaft können demnach weiterbetrieben werden.
Der Schritt folgte auf eine Ankündigung Moskaus, wonach zahlreiche deutsche staatliche Vertreter Russland verlassen müssen, da Moskau eine «Obergrenze» für das Personal eingeführt hat. Demnach soll ab Juni die «deutsche Gesamtpräsenz» in Russland auf 350 Menschen begrenzt werden. Betroffen davon sind nicht nur Diplomaten, sondern auch Mitarbeiter von deutschen Kulturinstitutionen. (AFP)
Als Reaktion auf die Ausweisung von deutschen Staatsbediensteten hat die Bundesregierung Russland den Betrieb von vier Generalkonsulaten in Deutschland untersagt. Vom Jahresende an dürfe Russland damit nur noch die Botschaft in Berlin und ein weiteres von bislang fünf Generalkonsulaten betreiben, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin.
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben das letzte grosse Kriegsschiff der ukrainischen Seestreitkräfte zerstört. Es sei am Montag bei einem «Hochpräzisionsschlag» der russischen Luftwaffe auf einen Anlegeplatz im Hafen von Odessa im Süden der Ukraine zerstört worden, teilte die russische Armee am Mittwoch mit.
Den Angaben zufolge handelt es sich bei dem Schiff um die 1970 in Polen gebaute «Juri Olefirenko». Moskau bezeichnete es als das «letzte Kriegsschiff der ukrainischen Marine». Ein Sprecher der ukrainischen Marine lehnte eine Stellungnahme ab.
Die «Juri Olefirenko» ist ein mittelgrosses Landungsschiff für Soldaten und Fahrzeuge. Zunächst hiess es «Kirowograd», wurde aber im Jahr 2016 zu Ehren eines ukrainischen Marinesoldaten umbenannt, der 2015 nahe der Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine getötet wurde.
2014 war das Schiff für die Evakuierung ukrainischer Militärangehöriger nach der Annexion der Krim-Halbinsel durch Moskau genutzt worden. Im Juni 2022 zeichnete der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Crew des Schiffs für deren «Heldenmut» bei der Verteidigung des Landes angesichts der massiven Offensive der russischen Arme aus.

«Forbes»-Reporter David Axe hat im November 2022 über die Rolle des Schiffs im Ukraine-Krieg berichtet. Sein Tweet zeigt ein von der ukrainischen Marine veröffentlichtes Bild des Schiffes vor Kriegsbeginn. (AFP)
In der von Russland besetzten Region Luhansk in der Ukraine sind bei einem Luftangriff in der Nacht zum Mittwoch nach Angaben russischer Behörden mindestens fünf Menschen getötet und weitere 19 verletzt worden. «Die Bombardierung des Dorfes Karpaty durch bewaffnete ukrainische Gruppen» mit fünf Todesopfern und 19 Verletzten sei nach vorläufigen Informationen mit einem US-Raketenwerfer des Typ Himars erfolgt, erklärten russische Sicherheitsbehörden in der Region Luhansk im Onlinedienst Telegram.
Die russischen Behörden gaben nicht an, ob es sich bei den Opfern um Zivilisten oder Armeeangehörige handelt. Beim Angriff auf das 35 Kilometer westlich von der Stadt Luhansk liegende Dorf seien ein Geflügelzuchtbetrieb und eine vorübergehende Unterkunft für Arbeiter beschädigt worden, heisst es.
«Der Feind hat vier Raketen abgefeuert», erklärten die Behörden. Dafür sei offenbar ein Himars-Mehrfachraketenwerfer genutzt worden, den die USA an Kiew geliefert hätten.
Im südrussischen Gebiet Krasnodar ist nach einem Drohnenangriff das Feuer in einer Ölraffinerie nach Angaben der Behörden gelöscht. Dies teilte Gouverneur Wenjamin Kondratjew am Mittwoch mit. Die Raffinerie von Afipski liegt rund 15 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Krasnodar. Über das Ausmass der Schäden wurde zunächst nichts bekannt. Nach unbestätigten Medienberichten wurde in der Region in der Nacht auch eine zweite Raffinerie attackiert, ohne dass dort ein Feuer ausbrach.
Moskau macht für solche Angriffe die Ukraine verantwortlich. Das vor mehr als 15 Monaten von Russland angegriffene Nachbarland plant eine Grossoffensive zur Befreiung ihrer besetzten Gebiete. Im Vorfeld wurden mehrere Objekte zur Versorgung der russischen Besatzungstruppen angegriffen, sowohl in den annektierten Teilen der Ukraine als auch in Südrussland. Drohnenangriffe gab es diese Woche aber auch in der Hauptstadt Moskau. Der Kreml macht die Ukraine dafür verantwortlich, Kiew weist eine direkte Beteiligung zurück.
Nach den Drohnenangriffen in Moskau hat Russland der Ukraine mit Vergeltungsschlägen gedroht. Neben Kremlchef Wladimir Putin, der Kiew Terror vorwarf und eine Reaktion ankündigte, schwor sein enger Vertrauter Ramsan Kadyrow Rache: Der Anführer der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus forderte die Verhängung des Kriegsrechts in Russland, um härter gegen die Ukraine vorzugehen. Die immer wieder von Russland angegriffene Ukraine hatte eine direkte Verantwortung für die Attacken gegen Moskau zurückgewiesen.
«Wir werden in der Zone der militärischen Spezialoperation bald zeigen, was Rache im ganzen Sinne des Wortes ist», schrieb Kadyrow in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram. Einmal mehr drohte er auch Westeuropa mit russischen Angriffen, Russland könne an die Türen zum Beispiel Deutschlands oder Polens klopfen, meinte er.
Während Moskau erst seit kurzem Schauplatz derartiger Drohnenattacken ist, berichten vor allem auch grenznahe Regionen zur Ukraine schon seit längerem immer wieder von Angriffen mit Artillerie und Drohnen aus dem Nachbarland. Der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkiw, meldete am Dienstagabend neuen Beschuss der Region von ukrainischer Seite. Es gebe einen Toten und Verletzte.

Nach Angaben der Behörden wurden mehrere Häuser beschädigt und zwei Menschen verletzt. Woher die Drohnen kamen, blieb unklar. Bereits Anfang Mai war ein Drohnenangriff über dem Kreml abgewehrt worden. Kremlchef Putin lobte die Arbeit der Luftverteidigung, sagte aber auch, dass sie dichter und besser werden müsse.
Die US-Regierung bekräftigte nach den Drohnenangriffen auf Moskau, sie unterstütze keine Angriffe innerhalb Russlands. «Wir haben uns nicht nur öffentlich, sondern auch privat gegenüber den Ukrainern klar geäussert, aber wir wollen uns nicht auf Hypothesen einlassen», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, in Washington. Man sammle derzeit Informationen, um herauszufinden, was genau passiert sei. Gleichzeitig machte sie deutlich: «Wir unterstützen keine Angriffe innerhalb Russlands. Punkt.»

Dagegen hat die Ukraine nach Meinung des britischen Aussenministers James Cleverly das Recht, zum Zweck der Selbstverteidigung auch Ziele auf russischem Staatsgebiet anzugreifen. «Legitime militärische Ziele ausserhalb ihrer eigenen Grenze sind Teil des Selbstverteidigungsrechts der Ukraine», sagte Cleverly am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit seinem estnischen Amtskollegen Margus Tsahkna in Estlands Hauptstadt Tallinn. Zu den auf Moskau niedergegangenen Drohnen wollte sich Cleverly nicht äussern.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski würdigte unterdessen den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz für dessen «Entschlossenheit» bei der Unterstützung seines von Russland angegriffenen Landes. Er habe Scholz bei einem Telefonat am Dienstag gedankt für die von Deutschland gelieferten Luftverteidigungssysteme, die das Leben von Ukrainern gerettet hätten, sagte Selenski in seiner abendlichen Videobotschaft. «Und ich danke Olaf, Herrn Bundeskanzler, für seine persönliche Entschlossenheit, die in vielerlei Hinsicht zur Bestimmung für ganz Europa wird.»
Auch lange nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 stand Deutschland wegen zögerlicher Hilfe in der Kritik. Die Kritik wurde leiser, als Berlin Rüstungsgüter wie schwere Kampfpanzer und Flugabwehrsysteme lieferte. Selenski bezifferte die militärische Gesamthilfe Deutschlands für sein Land auf inzwischen drei Milliarden Euro.
Der ukrainische Präsident machte deutlich, dass ein effektives Flugabwehrsystem zu den Hauptzielen seiner Verteidigungspolitik zähle. «Der russische Terror muss jeden Tag und jede Nacht besiegt werden, am Himmel jeder ukrainischen Stadt und jedes Dorfes», sagte er. Die Ukraine erlebt in diesem Mai so viele Drohnen- und Raketenangriffe wie noch nie in einem Monat seit Kriegsbeginn. Weil es immer wieder auch Beschwerden über fehlende Schutzbunker gibt, forderte der Staatschef die Behörden zum Handeln auf: «Schutzräume müssen in allen Städten zugänglich sein.» Es müssten auch mehr werden.

Besorgt ist die Ukraine auch weiter um ihr von russischen Truppen besetztes Atomkraftwerk Saporischschja. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, nannte Richtlinien zum Schutz des grössten europäischen Kernkraftwerks. «Es darf kein Angriff jeglicher Art von oder gegen die Anlage erfolgen, insbesondere gegen die Reaktoren, die Lager abgebrannter Brennelemente, andere kritische Infrastruktur oder das Personal», sagte Grossi am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Er rief Russland und die Ukraine dazu auf, die Regeln zu befolgen, damit kein radioaktives Material freigesetzt wird. Zudem dürfe Saporischschja nicht als Militärbasis genutzt werden oder als Lager für Waffen wie zum Beispiel Panzer oder Artillerie, die von der Anlage aus eingesetzt werden könnten. Auch die externe Stromversorgung sei zu gewährleisten, das Werk müsse vor Sabotageakten geschützt werden. Sämtliche Verstösse würden durch ihn öffentlich gemacht, so Grossi weiter.
Das grösste Atomkraftwerk Europas im Gebiet Saporischschja war im Zuge der russischen Invasion Anfang März 2022 unter russische Kontrolle geraten. Artillerieduelle um das Kraftwerksgelände lösten im vergangenen Sommer Sorge vor einer Atomkatastrophe aus. Die sechs Blöcke mit einer Gesamtnettoleistung von 5700 Megawatt sind deswegen heruntergefahren worden und werden nur noch gekühlt. Beobachter gehen davon aus, dass die Befreiung des Kraftwerks eines der Hauptziele der ukrainischen Grossoffensive ist.
Was am Mittwoch wichtig wird
In der ostukrainischen Stadt Bachmut setzt der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, nach eigenen Angaben den Abzug seiner Truppen fort. An diesem Donnerstag will er die eroberte, aber von der Ukraine nicht aufgegebene Stadt der Kontrolle der regulären russischen Armee überlassen.
Zudem kommen die Nato-Aussenminister in Oslo zusammen. Thema sollen der Krieg in der Ukraine, die Stärkung der Ostflanke und der bevorstehende Gipfel am 11. und 12. Juli in Litauen sein. (SDA)
Der Uno-Sicherheitsrat hat sich am Dienstag in New York mit dem Schutz des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischschja befasst. Aussenminister Ignazio Cassis leitete die Sitzung.
IAEO-Generaldirektor Rafael Marino Grossi informierte den Rat über die aktuelle Situation in Saporischschja und rief die Staaten dringlich dazu auf, die Sicherheitsprinzipien der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) einzuhalten, um die Gefahr einer Katastrophe einzudämmen.
Die Schweiz begrüsse das anhaltende Engagement der IAEO für den Schutz der zivilen Nuklearanlagen in der Ukraine, erklärte Aussenminister Cassis vor dem Rat. Die Schweiz forderte alle Ratsmitglieder auf, die von der IAEO vorgeschlagenen sieben Säulen und die neu präsentierten fünf Prinzipien zu unterstützen.
Schweiz verurteilt russische Aggression

«Wir alle sind uns der Risiken für die Zivilbevölkerung bewusst, wenn sich ein Kernkraftwerk in einem Kriegsgebiet befindet. Es ist unsere Pflicht, die Zivilbevölkerung zu schützen», sagte Cassis.
Während der Sitzung wiederholte die Schweiz ihre Verurteilung der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine sowie jeglicher Angriffe gegen zivile Infrastruktur. Die Schweiz rief Russland erneut dazu auf, seine Truppen von ukrainischem Territorium zurückzuziehen. (SDA)
Nach der Drohnenattacke auf Moskau haben die USA sich öffentlich gegen Angriffe auf russisches Territorium ausgesprochen. «Grundsätzlich unterstützen wir keine Angriffe im Inneren Russlands», sagte ein Sprecher von US-Aussenminister Antony Blinken am Dienstag am Rande von dessen Besuch in Schweden. «Wir konzentrieren uns darauf, der Ukraine die Ausrüstung und das Training zur Verfügung zu stellen, die sie braucht, um ihr eigenes souveränes Territorium zurückzuerobern.»
Zugleich betonte der Sprecher aber, Russland habe am Dienstag zum 17. Mal im Mai Luftangriffe gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew ausgeführt. Russland habe den Krieg gegen die Ukraine begonnen und könne ihn «jederzeit beenden, indem es seine Truppen aus der Ukraine abzieht, anstatt jeden Tag brutale Angriffe gegen ukrainische Städte und Menschen zu starten». (AFP)
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Die deutsche Regierung lehnt seit Wochen eine massgebliche Beteiligung an der Kampfjet-Koalition für die Ukraine ab, aber Kiew lässt nicht locker: Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow warb am Dienstag für eine Beteiligung mit deutschen Eurofighter-Kampfflugzeugen, die F-16-Maschinen aus US-Produktion ergänzen könnten. Zudem bat Resnikow um die schnelle Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus Deutschland.
Insgesamt benötige die Ukraine rund 120 Kampfjets, sagte Resnikow. «Der grösste Teil sollte aus F-16 bestehen», von denen es weltweit mehr als 5000 Maschinen gebe, sagte der ukrainische Verteidigungsminister. Aber auch Eurofighter sowie Gripen-Jets, die vom schwedischen Unternehmen Saab hergestellt werden, würden helfen.

Die USA hatten jüngst europäischen Verbündeten grünes Licht für den Start der Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets gegeben. Die Bundeswehr verfügt nur über Tornado-Kampfflugzeuge und Eurofighter.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (beide SPD) haben mehrfach klar gemacht, dass sich Deutschland bei der Lieferung von Kampfflugzeugen nicht gefragt sehe und seinen Unterstützungsschwerpunkt bei Panzern und Flugabwehr setze. In Berlin wird dabei argumentiert, dass Deutschland einerseits keine Maschinen abgeben könne und mehrere Flugzeugtypen für die Ukraine wegen unterschiedlicher Logistikketten für Ersatzteile und Wartung ohnehin nicht hilfreich wären. (AFP)
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Die Ukraine hat eine Beteiligung an dem Drohnenangriff auf Russlands Hauptstadt Moskau zurückgewiesen und mit Spott reagiert.
«Natürlich sind wir nicht direkt daran beteiligt», sagte der Berater des Präsidentenbüros in Kiew, Mychajlo Podoljak, am Dienstag im Frühstücksradio des kremlkritischen russischen Journalisten Alexander Pljuschtschew. Er spottete, dass womöglich russische Drohnen zu ihren Absendern zurückgekehrt seien.
«Ihr wisst, dass wir uns der Ära der Künstlichen Intelligenz nähern. Möglicherweise sind nicht alle Drohnen bereit, die Ukraine zu attackieren und sie wollen zu ihren Schöpfern zurückkehren und so fragen: Warum schickt Ihr uns gegen die Kinder der Ukraine? Auf Kiew? Und so weiter», sagte Podoljak.

Russland hat die Ukraine für die Drohnenangriffe auf Moskau verantwortlich gemacht – und von einem «Terrorakt» gesprochen. «Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt», teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Insgesamt seien acht Drohnen eingesetzt worden, die mittlerweile alle zerstört seien. Drei seien von ihrer ursprünglichen Flugbahn abgebracht worden, die restlichen fünf von der russischen Flugabwehr abgeschossen worden, hiess es weiter.
Beweise für die Anschuldigungen legte Moskau nicht vor. Aus der Ukraine, gegen die Russland seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg führt, gab es zunächst keine Reaktion.
Zuvor hatte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin berichtet, dass seine Stadt in den frühen Morgenstunden von Drohnen angegriffen worden sei. Einige Wohngebäude seien geringfügig beschädigt und zwei Menschen leicht verletzt worden, schrieb er. In sozialen Netzwerken war von angeblich rund 25 unbemannten Flugkörpern die Rede, die in Richtung Moskau geflogen sein sollen.(SDA)

Die russische Hauptstadt Moskau ist Dienstagfrüh nach russischen Angaben zum Ziel von einem Drohnenangriff geworden. «Heute früh, in der Morgendämmerung, hat ein Drohnenangriff geringe Schäden an mehreren Gebäuden verursacht», erklärte Bürgermeister Sergej Sobjanin im Onlinedienst Telegram. «Bisher ist niemand ernsthaft verletzt worden.» Die Rettungsdienste der Stadt seien vor Ort.
Der Gouverneur der Region Moskau, Andrej Worobjow, teilte seinerseits mit, dass «beim Anflug auf Moskau» in der Nähe der Hauptstadt «mehrere» Drohnen abgeschossen wurden. «Heute Morgen konnten Bewohner einiger Bezirke der Region Moskau das Geräusch von Explosionen hören, es war unser Luftverteidigungssystem», erklärte Worobjow auf Telegram. Er forderte die Anwohner auf, «einen kühlen Kopf zu bewahren».
In den Onlinenetzwerken geteilte Fotos zeigen Rauchspuren am Himmel. Auf anderen ist das zerstörte Fenster eines beschädigten Gebäudes zu sehen. Bürgermeister Sobjanin zufolge wurden Bewohner zweier angegriffener Wohngebäude in Moskau vorübergehend evakuiert.
Der Angriff folgt auf einen russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew im Laufe der Nacht, bei dem nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko mindestens ein Mensch starb. Am Montag schon hatte russischer Beschuss mitten am Tag für Panik in der ukrainischen Hauptstadt gesorgt.(AFP)
Selenski: «Die Entscheidungen sind getroffen»
Nach den massiven russischen Angriffen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski der Flugabwehr des Landes für die Rettung Hunderter Menschenleben gedankt. Es habe zwar einige Einschläge gegeben, aber die meisten Drohnen und Raketen seien abgeschossen worden, sagte Selenski in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Die Welt muss sehen, dass der Terror verliert», sagte er. Es seien mindestens einige Hundert Menschenleben durch die Flugabwehr an einem Tag gerettet worden, lobte er.

Die Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot hätten geholfen, das Böse zu zerstören, meinte Selenski, der auch weitere Hilfe forderte, um die Verteidigung des Landes zu vervollkommnen. «Und natürlich gibt es keine grössere Erniedrigung für einen Terrorstaat als der Erfolg unserer Krieger», sagte er. «Es gibt keine Alternative, als die komplette Befreiung unseres Landes.» Selenski berichtete auch, dass er sich mit der Militärführung in Kiew getroffen habe, um die Schritte der Grossoffensive gegen die russische Invasion zu besprechen. Der Zeitplan sei das Wichtigste. «Der Zeitplan, wie wir vorrücken werden. Das werden wir. Die Entscheidungen sind getroffen.»
Russland hatte am Montag die massivsten Luftangriffe seit Beginn des Monats geführt. Es gab Dutzende Raketen- und Drohnenangriffe, stundenlangen Luftalarm in der Nacht und zweimal tagsüber sowie massive Explosionen beim Abschuss der Flugobjekte. Am Vormittag hatte die Flugabwehr nach Militärangaben elf Iskander-Raketen abgeschossen. Die Hauptstadt Kiew war in diesem Monat bereits zum 16. Mal von solchen Angriffen betroffen. In einigen Vierteln gingen brennende Trümmer abgeschossener Raketen nieder. Noch nie hat es in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar vorigen Jahres so viele Angriffe in einem Monat gegeben.
Was am Dienstag wichtig wird
Im Osten der Ukraine gehen die schweren Gefechte weiter. In der von russischen Truppen besetzten und in Trümmern liegenden Stadt Bachmut, die einmal 70 000 Einwohner hatte, wollen die Kämpfer der Privatarmee Wagner ihren Abzug fortsetzten. Die reguläre russische Armee soll dort die Kontrolle übernehmen. Die ukrainische Führung gibt Bachmut indes weiterhin nicht auf und will die Stadt zurückerobern wie alle durch die russischen Truppen besetzten Gebiete. (SDA)
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sieht nach eigenen Worten die Möglichkeit für die Lieferung von Eurofightern aus Deutschland. «Wenn Grossbritannien und Deutschland ihre Kapazitäten beim Eurofighter zusammenlegen würden, wäre das ein wichtiger Schritt», sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung «Ouest France» (Dienstag). Es gebe bereits eine internationale Koalition aus Kampfpanzern mit dem Kernmodell des deutschen Leopard 2 sowie amerikanischen Abrams und britischen Challengern. Genauso könnte man eine Kampfjet-Koalition mit dem Kernmodell F-16 sowie Eurofightern und schwedischen Gripen-Jets bilden, erklärte Resnikow.

Deutschland und Grossbritannien hatten Mitte des Monats ausgeschlossen, auf absehbare Zeit Kampfjets an die Ukraine zu liefern. Eurofighter, die im Bestand der Briten seien, seien nicht geeignet, erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am 17. Mai bei einer Pressekonferenz mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Berlin. Kurzfristig entscheidender sei es, die Ukraine mit vergleichbaren Fähigkeiten auszustatten, wie sie Kampfjets leisten könnten, sagte er.
Mit Blick auf das Kampfgeschehen äusserte sich Resnikow optimistisch. «Wir werden alle vorübergehend besetzten Gebiete der Ukraine befreien, bis wir die international anerkannten Grenzen von 1991 wiederhergestellt haben», sagte er. Das schliesse auch die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim und die Gebiete Luhansk und Donezk ein. Russisches Territorium will die Ukraine ihm zufolge aber nicht angreifen. «Wir brauchen kein russisches Land. Wir würden gern mit einem demokratisch regierten Nachbarn leben, nicht mit einem autokratischen Regime», sagte Resnikow. (SDA)
Im Süden der Ukraine ist eine Frau im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer zu mehr als elf Jahren Haft verurteilt worden, weil sie laut Urteil Geld für die russischen Besatzer sammelte. Das teilte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU am Montag mit und veröffentlichte dazu Beweismaterial in seinem Kanal bei Telegram
Die Frau organisierte demnach in sozialen Netzwerken einen Aufruf zur Finanzierung der Kämpfer in dem von Russland besetzten Gebiet Donezk. Sie sei im Dezember bei einem gegen Saboteure gerichteten Einsatz festgenommen worden. Das Gericht habe sie zu elf Jahren und vier Monaten Haft wegen Unterstützung des Aggressor-Staates verurteilt, hiess es.
Die Frau habe zwei Verwandte unterstützt, die sich 2016 den Separatisten im Gebiet Donezk angeschlossen hätten, um gegen die ukrainischen Streitkräfte zu kämpfen. Die Kämpfe im Osten der Ukraine hatten bereits 2014 nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch begonnen.
Die Verwandten der Frau hätten sich nach Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine vor gut 15 Monaten Moskaus Truppen angeschlossen, um die Stadt Mariupol und Teile des Gebiets Cherson zu besetzen, hiess es. Der Geheimdienst SBU meldet immer wieder Festnahmen von Kollaborateuren, die Russland unterstützen. (SDA)
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist erneut von heftigen russischen Luftangriffen erschüttert worden – und das am helllichten Tag. Die meisten Luftangriffe passierten bislang meist nachts oder in den frühen Morgenstunden. Laut Militärverwaltung war am Montagmittag die Luftabwehr aktiv. Auch ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort berichtete von lauten Detonationsgeräuschen und Luftalarm. Am Himmel im Stadtzentrum war demnach zu sehen, wie zahlreiche Raketen der Flugabwehr aufstiegen, um Flugobjekte unschädlich zu machen.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach auf Telegram von Explosionen in zentralen Stadtteilen. Er veröffentlichte auch ein Foto von brennenden Raketenteilen, die im Bezirk Obolon mitten auf eine Strasse fielen. Auch aus anderen Vierteln wurden herabstürzende Objekte gemeldet. Rettungskräfte seien im Einsatz. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.

Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz zu suchen. In Kiew waren zuvor bei frühsommerlichen Wetter und strahlendem Sonnenschein viele Menschen auf den Strassen gewesen. Vielerorts liefen in der Hauptstadt, die am Sonntag ihren Stadtgeburtstag gefeiert hatte, auch Strassenbauarbeiten.
Noch nie hat es in Kiew innerhalb eines Monats so viele Drohnen- und Raketenangriffe gegeben wie in diesem Mai. Ungewöhnlich am Montag war, dass Russland nach nächtlichen Attacken bereits am Vormittag neue Luftangriffe durchführte.

Erst in der Nacht nämlich waren mehrere Teile der Ukraine – darunter auch Kiew – stark vom russischen Militär beschossen worden. Landesweit wehrte die ukrainische Luftwaffe eigenen Angaben zufolge 29 Kampfdrohnen und 37 Marschflugkörper ab. Tote und Verletzte gab es dabei vorläufigen Angaben zufolge nicht.
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist in der Nacht zum Montag erneut mit Drohnen und Raketen angegriffen worden. Die ukrainische Luftabwehr habe mehr als 40 Ziele in der Luft entdeckt und zerstört, teilte die Zivil- und Militärverwaltung der Stadt im Messengerdienst Telegram mit. Demnach feuerten strategische Bomber vom Typ TU-95MS Marschflugkörper ab. Zudem sei Kiew mit Sprengstoffdrohnen attackiert worden.
Der Verwaltung zufolge handelte es sich um die 15. Angriffswelle seit Anfang Mai. Mit den «konstanten Angriffen versucht der Feind, die Zivilbevölkerung in einem Zustand starker psychologischer Anspannung zu halten», erklärte sie.
Nach Angaben der Zivil- und Militärverwaltung wurde das Dach eines Gebäudes durch herabfallende Trümmerteile beschädigt. Der Bürgermeister der Stadt, Vitali Klitschko, erklärte auf Telegram, es gebe «weder Tote noch Verletzte». (AFP)
Der ukrainische Präsident hat den Sturz der russischen Führung nach deren Niederlage in ihrem Angriffskrieg vorausgesagt. «Kiew und alle unsere Städte, unsere gesamte Ukraine werden den Schlusspunkt unter die Geschichte des Moskauer Despotismus setzen, der viele verschiedene Völker über sehr lange Zeit hinweg versklavt hat», sagte Wolodimir Selenski am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Der Staatschef war dabei nicht wie üblich in einem abgeschirmten Raum, sondern im Abendlicht auf der Strasse vor dem Präsidentenbüro in Kiew zu sehen.
Der ukrainischen Flugabwehr sei es gelungen, einen der grössten russischen Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn fast völlig abzuwehren, sagte Selenski. Russland habe so versucht, den Kiewern den Stadtgeburtstag zu verderben. Doch Kiew habe in seiner Geschichte schon verschiedenste Gräueltaten überlebt und werde auch die Angriffe der Russen überstehen und diesen die Eroberung nicht ermöglichen, so der 45-Jährige. Seinen Worten nach können Waffen wie die Shahed-Drohnen Russlands Machthaber nicht retten. Weil es das Leben und die Kultur verachte, könne Russland den Krieg nur verlieren, prognostizierte er.
SDA/AFP/Redaktion Tamedia
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