Thriller auf hoher See
Dramatischer Wettlauf: Mit einer riesigen Stahlkuppel versuchen Experten des Ölkonzerns BP das grösste Ölleck abzudichten. Die Zeit drängt, erste Ausläufer des Ölteppichs haben die US-Küste erreicht.
Die tonnenschwere Glocke soll den anhaltenden Ölaustritt nach dem Untergang der Ölbohrplattform «Deepwater Horizon» eindämmen. In 1500 Meter Tiefe soll der mehr als 100 Tonnen schwere Behälter über das Hauptleck gestülpt werden.
Je näher die Glocke seinem Ziel kam, desto komplizierter und damit auch langwieriger wurde die Arbeit: Es gilt, den Stahlbehälter in Präzisionsarbeit genau über die undichte Stelle im Meeresboden zu manövrieren. Es ist eine ferngesteuerte Präzisionsarbeit mit Hilfe von Robotern, die laut Experten zwei Tage dauern könnte.
Dabei wird es immer dringender, das Hauptleck abzudichten: Am Donnerstag hatte der Ölfilm erstmals Land erreicht. Eine rosafarbene dünne Brühe erreichte die Chandeleur Islands, eine kleine unbewohnte Inselkette vor Louisiana mit einem reichen Vogelbestand.
Das Öl schwappte zunächst auf Uferteile der Freemason-Insel an der Südspitze der Kette, etwa 45 Kilometer vom Festland entfernt. BP entsandte drei Einsatzteams auf die Insel, um mit aufblasbaren Barrieren die Küsten und Salzmarschen zu schützen.
Keine Erfolgsgarantie
Das Hauptaugenmerk galt aber dem Manöver mit der Kuppel auf dem Meer: Derartige Stahlkonstruktionen sind zwar in der Vergangenheit schon einige Male eingesetzt worden, aber noch nie in einer solchen Tiefe. Die Kuppel ist etwa so hoch wie ein vierstöckiges Haus.
Wenn alles planmässig verläuft, kann am Montag damit begonnen werden, das in 1500 Metern Meerestiefe ausströmende Öl auf Tankschiffe zu pumpen.
Gelingt das Manöver, will BP eine weitere kleinere Kuppel über ein zweites Leck in der Tiefseeleitung stülpen. Ein kleiner Riss war bereits von einem Unterwasser-Roboter geschlossen worden. BP wollte aber keine Erfolgsgarantie dafür übernehmen, dass die eilig konstruierte Glocke auch den erhofften Erfolg bringt.
BP bohrt zudem einen Nebenzugang zum Hauptbohrloch, durch den dann eine schwere Flüssigkeit zum endgültigen Versiegeln geleitet würde. Aber dieses Manöver könnte bis zu drei Monate dauern.
Anhörungen ausgesetzt
Die Ölpest hat auch Auswirkungen auf die Energiepolitik von US- Präsident Barack Obama. Er hatte kurz vor dem Unglück eine energiepolitische Kehrtwende vollzogen und nach jahrelangen Debatten doch Ölbohrungen vor den Küsten genehmigt.
Das Innenministerium legte nun am Donnerstag öffentliche Anhörungen zu geplanten Probebohrungen und seismischen Tests vor der Küste des Bundesstaates Virginia auf Eis. Innenminister Ken Salazar sagte, es werde mindestens bis zum 28. Mai keine neuen Bohr- Genehmigungen geben.
Dann soll eine erste Untersuchung der Gründe für den Unfall abgeschlossen sein. Nach Angaben des Ministers fallen auch Pläne des Öl-Konzerns Shell für Bohrungen vor der Küste Alaskas unter dieses Moratorium.
SDA/bru
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