Kunstturn-EM im JoggeliTesten, turnen, träumen
Nächste Woche ist Basel Gastgeber der Europameisterschaften im Kunstturnen. Der Anlass wird für den Veranstalter wegen Corona zur Herausforderung.

Vom 21. bis 25. April steht Basel ganz im Zeichen des Turnsports. Die Flaggen in der Innenstadt weisen darauf hin, dass trotz Corona die besten Athleten Europas in der Brüglinger Ebene um Medaillen kämpfen werden. Auch wenn keine Besucher zugelassen sind, ist die Vorfreude bei Veranstalter und Athleten spürbar.
Warum findet die EM in Basel statt?
Weil sich die Stadt für die Durchführung der Kunstturn-EM beworben hat – das Standortmarketing verfolgt seit längerem das Ziel, regelmässig Sport-Grossanlässe nach Basel zu holen. Am 29. Juni 2018 erhielt Basel den Zuschlag für die fünfte EM auf Schweizer Boden, im November 2018 wurde das OK gegründet. Dieses wird von Kathrin Amacker präsidiert, Geschäftsführer ist Beat Läuchli. Das Budget der Grossveranstaltung, die erstmals in Basel stattfindet, beträgt vier Millionen Franken.
Ist Basel eine Kunstturn-Hochburg?
Das war es zumindest mal. Der 1819 gegründete Bürgerturnverein Basel zählt zu den ältesten Turnvereinen der Welt. Ihm entstammt auch Eugen Mack, der an den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam Gold am Pferd und mit der Mannschaft gewann. Turnen hat in Basel also eine lange Tradition. Blickt man über die Kantonsgrenze, stösst man in Liestal auf das NKL: In diesem Leistungszentrum werden seit Jahren die besten Kräfte im Turnen und Trampolin gezielt gefördert.
Wer turnt an der EM in Basel?
Gemeldet sind 270 Athleten aus 38 Nationen, die am Wochenende nach Basel anreisen werden. Unter ihnen befindet sich natürlich auch die Delegation des Gastgebers, die sich aktuell in Magglingen auf die EM-Einsätze vorbereitet. Angeführt wird diese bei den Frauen von Giulia Steingruber und bei den Männern von Pablo Brägger. Für beide ist es der erste Wettkampf seit langem. Brägger sagt: «Deshalb möchte ich die Chance nutzen, in Basel endlich wieder einen Wettkampf zu turnen.» Natürlich träumt der Reck-Europameister von 2017 auch von einer Medaille. Die EM dient zugleich als Hauptprobe für die Olympischen Spiele in Tokio, die im Juli beginnen.
Wie sehr schränkt Corona die Turner ein?
Seit Ausbruch der Pandemie hat der Veranstalter vier verschiedene Durchführungsszenarien ausgearbeitet. Im Februar dieses Jahres schliesslich wurde entschieden, Europas beste Turner wegen Corona vor leeren Rängen turnen zu lassen. Gleichzeitig kommt ein Schutzkonzept zum Tragen, das dafür sorgen soll, dass die EM zu keinem Corona-Hotspot wird. Amacker sagt: «Es ist eine anspruchsvolle Reise, die wir gemeinsam meistern.» Will heissen: Engmaschiges Testen und strenge Maskenpflicht in der Halle – ausgenommen bei den Einsätzen. Ebenso bewegen sich die Athleten in ihrer jeweiligen Bubble. Das hat auch zur Folge, dass ein kostspieliger Shuttledienst zwischen Hotel und St.-Jakobs-Halle organisiert werden musste. Bei einer EM ohne Corona wären die Teilnehmer und ihre Betreuer mit dem «Drämmli» zum Wettkampf gefahren.
Wo kann die EM verfolgt werden?
6000 Eintrittskarten sind im Vorverkauf abgesetzt worden, deren Geldwert der Veranstalter inzwischen an die Käufer rückerstattet hat. Ganz ohne Supporter möchte das OK die EM dennoch nicht austragen. Die Turn-Fans können neu virtuell dabei sein. Für 22.90 Franken kann man pro Wettkampftag ein solches Ticket erwerben, das einem ermöglicht, auf einem der drei Grossbildschirme in der Halle präsent zu sein. Wird geturnt, werden die Mikrofone der virtuellen Besucher stummgeschaltet, dazwischen können die Athleten lautstark unterstützt werden. Pro Tag stehen 500 dieser Tickets zur Verfügung. Zudem sendet das Schweizer Fernsehen sämtliche Medaillenentscheidungen live. Und: Der Livestream auf der EM-Website zeigt sämtliche Wettkämpfe.
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