«Terroristen unter Respektierung der Menschenrechte jagen»
Nur Tage nach der Eroberung der wichtigsten Stadt im Norden Malis ist François Hollande im Konfliktgebiet zu Besuch. In einer vom Fernsehen übertragenen Rede in Bamako warnte er vor verfrühtem Jubel.
Der Kampf gegen den Terrorismus ist für den französischen Präsidenten François Hollande in Mali noch nicht zu Ende. «Die Terrorgruppen sind geschwächt, aber sie sind nicht verschwunden», sagte Hollande in einer im Fernsehen übertragenen Rede in der malischen Hauptstadt Bamako. Ebenso wie zuvor in Timbuktu wurde «Papa Hollande», wie die Malier ihn nennen, auch in Bamako begeistert empfangen. Parallel zu dem Besuch stellte die Bundesregierung rund 40 Bundeswehrsoldaten für die geplante EU-Ausbildungsmission in Aussicht.
«Sagt unserem Bruder François Hollande, dass er sehr willkommen ist bei uns», rief der malische Übergangspräsident Dioncounda Traoré unter dem Jubel der Menge auf dem Unabhängigkeitsplatz. Traoré sprach wie nach ihm Hollande offen Menschenrechtsverletzungen nach dem Rückzug der Islamisten an. «Die Terroristen müssen unter Respektierung der Menschenrechte gejagt werden», forderte der französische Staatschef in seiner 15-minütigen Ansprache.
Es sei ihm jedoch sehr wohl bewusst, dass «kein Leiden die Plünderungen oder die Gewalttaten entschuldigen» könnten. Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor von Racheakten an Zivilisten berichtet, die mit den Islamisten in Verbindung gestanden haben sollen.
Mission an der Seite Malis beenden
Frankreich war dem früheren Kolonialgebiet Mali am 11. Januar im Kampf gegen die Islamisten zu Hilfe gekommen. Gemeinsam mit malischen Truppen drängten die französischen Soldaten die Extremisten in das Grenzgebiet zu Algerien zurück. «Wir werden an eurer Seite sein, um die Mission im Norden zu beenden», versicherte Hollande. Frankreich, die frühere Kolonialmacht Malis, sei allerdings nicht dazu berufen, dauerhaft im Land zu bleiben.
Timbuktu, das zehn Monate lang unter der brutalen Herrschaft der Islamisten stand, war am Morgen die erste Station des Mali-Besuchs von Hollande. Tausende Menschen jubelten dem als «Befreier» gefeierten Präsidenten in der Wüstenstadt zu. Der Sozialist sprach danach von einem «aussergewöhnlichen Empfang» mit Freudenschreien und Freudentränen. Hollande besuchte die Djingareyber-Moschee und das von den Islamisten vor ihrem Rückzug verwüstete Ahmed-Baba-Institut mit seinen zum Welterbe gehörenden Manuskripten.
Dank an französische Soldaten
In einer Ansprache dankte er den Soldaten, «denn ihr habt diese Befreiung ermöglicht». Hollande erinnerte auch an den französischen Hubschrauberpiloten der gleich zu Beginn der «Operation Serval» starb. Frankreich hat derzeit rund 3500 Soldaten in Mali im Einsatz, gut tausend weitere unterstützen die Mission von ausserhalb.
Die Bundeswehr will für die geplante EU-Ausbildungsmission der malischen Streitkräfte rund 40 Soldaten schicken. Sie könnten schon ab März in Mali die Arbeit aufnehmen, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Deutschland hatte den französischen Militäreinsatz in Mali mit Transall-Transportmaschinen unterstützt. Daneben ist künftig auch Hilfe bei der Luftbetankung französischer Jets geplant. Einen Kampfeinsatz lehnte die Bundesregierung wie andere europäische Länder ab.
Nach seinem eintägigen Besuch in Mali, den er als «wichtigsten Tag meines politischen Lebens» bezeichnete, sollte Hollande am Abend nach Paris zurückfliegen. Aussenminister Laurent Fabius, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian und Entwicklungsminister Pascal Canfin begleiteten den Staatschef.
UNO warnt vor Vergeltung gegen Tuareg
Die Vereinten Nationen warnen vor einer zunehmenden Gefahr von Vergeltungsangriffen gegen ethnische Gruppen im Norden Malis. Es gebe Berichte über Gewaltverbrechen an Arabern und Anhängern der Volksgruppe der Tuareg in dem westafrikanischen Land, sagte ein Sonderberater von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, Adama Dieng, am Freitag.
Araber und Tuareg würden offenbar aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit beschuldigt, bewaffnete Gruppen zu unterstützen. Er sei zutiefst beunruhigt über Berichte, wonach die malischen Streitkräfte für Menschenrechtsverstösse verantwortlich sein sollen, sagte Dieng. Er appellierte an das malische Militär, seine Pflicht zu erfüllen und «alle Bevölkerungsgruppen ungeachtet ihrer Rasse oder Volkszugehörigkeit zu beschützen».
AFP/sda/rbi/rub
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