Teleclub-Kunden müssen zittern
UPC hat Konkurrent Teleclub brüskiert. Dieser kontert, Eishockey-Fans haben das Nachsehen.

Da war in Volketswil bei Teleclub die Welt noch in Ordnung. Man schrieb den 9. März, Donnerstag, es war Eishockey-Playoffabend, die Angestellten arbeiteten in ihrer Produktionsstätte vor zig Bildschirmen. Ein Produzent sagte beiläufig, es komme gut, «der Willy hat das gesagt».
Der Willy ist Wilfried Heinzelmann und CEO von Teleclub. Es ging dem Produzenten um die Sache mit den Rechten am NLA-Eishockey von nächster Saison – Konkurrent UPC hat sie der Swisscom-Tochter abgeluchst. Deshalb ist seit längerem ungewiss, ob Teleclub nächste Saison Schweizer Live-Eishockey zeigen kann. Heinzelmann bestätigte darauf, es gebe gegenwärtig keinen Anlass zur Sorge, was den Zugang zu NLA-Spielen betreffe.
Nun, seit Sonntag ist klar, Heinzelmann lag falsch: Es gibt die Sorge, dass es nicht gut kommen könnte. Denn UPC-CEO Eric Tveter tönte gegenüber der NZZ am Sonntag an, dass die Übertragungen bei Teleclub künftig nicht mehr zu sehen seien. Bei UPC nachgefragt, wird dies bestätigt: Der Sender wird über den neuen Sportkanal Mysports seinen Partnersendern von Suisse Digital die Livebilder weitergeben. Aber: «Davon ausgenommen ist Teleclub.»
Ein Stich für die Teleclub-Kunden
Das ist ein Schlag für den ehemaligen Monopolisten, das ist aber auch ein Stich ins Herz vieler Teleclub-Kunden. Bis anhin konnten sie Schweizer Fussball und Eishockey schauen, fortan müssen sie für das gleiche Angebot zwei verschiedene Abonnemente kaufen. Eines bei Teleclub für den Super-League-Fussball, eines bei UPC für das NLA-Eishockey – falls Tveter mit seiner Position durchkommt.
Denn Heinzelmann teilt seine Meinung nicht: «Unabhängig der stetig ändernden Aussagen von Herrn Tveter sind wir überzeugt, dass wir auch die NLA-Spiele der Saison 2017/18 auf der Swisscom-TV-Plattform und/oder im Rahmen des Teleclub-Angebotes weiterhin übertragen werden.» Man führe aktuell Gespräche und verweise auf den 6. Mai 2016, als Tveter öffentlich gesagt hatte, dass die Rechte allen Sendern angeboten würden.
Das Zitat zeigt, das Verhältnis von Tveter und Heinzelmann ist belastet. Die beiden mögen sich nicht. Jahrelang hat Teleclub als einziger Privatsender Schweizer Fussball und Eishockey gezeigt. Ziel des Mutterunternehmens Swisscom war, über den Sport Kunden zu binden und ganze Kommunikationspakete für Internet, Telefon und Handy zu verkaufen. Weil dies vorzüglich funktionierte, wollte die Konkurrenz nachziehen. UPC hat zweimal bei der Fussballrechtevergabe mitgeboten – vergeblich. Also setzte CEO Eric Tveter auf die Karte Eishockey. Insidern zufolge soll der Preis darauf auf einen Schlag um 10 Millionen Franken angestiegen sein.
Als dann UPC für 177 Millionen Franken für fünf Jahre den Zuschlag bekam, nannte Tveter dies «einer meiner stolzesten Momente der Karriere». Heinzelmann zeigte sich wenig später wiederum sehr irritiert darüber, dass Tveter öffentlich reklamierte, UPC hätte damals bei den Fussballrechten am meisten Geld geboten.
Das Paradoxe am Weko-Urteil
Teleclub beruft sich nun auf das Urteil der Wettbewerbskommission (Weko) von vergangenem Jahr, das Teleclub mit einer Busse von 72 Millionen bestrafte, weil dieses lange Zeit seine Angebote nur unter grossen Aufpreisen anbot. «Gemäss dem letztjährigen Entscheid der Weko, welcher durch UPC begrüsst wurde, müssen die Übertragungsrechte allen interessierten Parteien und Plattformen angeboten werden», sagt Heinzelmann. Tveter widerspricht: «Die Weko kennt nicht nur unser Distributionsmodell, sondern auch den Lizenzvertrag mit der Eishockey-Liga.»
Von den Wettbewerbshütern ist zu vernehmen, dass Tveter sein Vorpreschen nicht mit ihnen abgesprochen hatte. Grundsätzlich wird bei der Weko die Ansicht vertreten, dass Fernsehrechte analog des Urteils weitergegeben werden müssen – doch der Organisation sind aktuell die Hände gebunden. Die Gründe muten paradox an. Der Sender Teleclub, der das Urteil nun brauchen könnte, hat das Urteil vergangenes Jahr an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen – es ist daher noch nicht rechtskräftig, man kann sich noch nicht darauf stützen. Genauso erstaunlich ist, dass UPC nun eine Strategie verfolgt, die sie einst selbst bei der Weko eingeklagt hat.
Es kann Jahre dauern, bis das Urteil rechtskräftig ist – nächste Instanz wäre das Bundesgericht. Möglich ist daher, dass UPC aus genau diesen Überlegungen das «Powerplay gegen die Swisscom» spielt (Titel der NZZaS-Geschichte) – um mehr Marktanteile zu bekommen, oder schlicht am Verhandlungstische bessere Karten zu haben.
Nun, um im Reich der Eishockeymetaphern zu bleiben: Käme UPC mit seiner Taktik durch, sässe der Teleclub-Kunde auf der Strafbank.
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