Syrische Botschaft in Kairo gestürmt
Demonstranten haben die Vertretung Syriens in Ägypten überrannt. In Syrien selber haben die Regimetreuen die Offensive gegen die Aufständischen intensiviert.

Mindestens 50 Aktivisten stürmten heute die syrische Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Dabei hätten sie Fenster eingeschlagen und Fahnen niedergerissen, berichtet CNN unter Berufung auf Botschaftspersonal. Die Angreifer hätten sich kurz darauf wieder zurückgezogen.
Der syrische Botschafter warf den ägyptischen Behörden Untätigkeit vor. «Heute bezahlen wir für die Nachlässigkeit», sagte Youssef Ahmed gegenüber CNN. «Wir verlangen, dass die ägyptische Regierung die volle Verantwortung übernimmt und wir fordern eine Entschädigung», sagte der Botschafter weiter.
Bericht über Massaker
Kurz vor einem Syrien-Treffen des UNO-Sicherheitsrates haben die syrischen Regierungstruppen ihre Gewalt gegen die Opposition offenbar erneut verschärft. Nach Angaben von Aktivisten griffen Soldaten des Regimes von Präsident Bashar al-Assad am Freitag in der Unruheprovinz Hama an.
Sie stürmten die gleichnamige Stadt mit Panzern und töteten nach Angaben von Aktivisten mindestens 44 Menschen, unter ihnen auch Frauen und Kinder. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab die Zahl der Todesopfer vom Freitag etwas tiefer an und meldete 44 getötete Zivilisten im ganzen Land. Auch in der bislang als ruhig geltenden Grossstadt Aleppo wurden demnach 5 Zivilisten getötet, als Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten eröffneten.
Angriffe auf Sicherheitskräfte
Zudem starben zwölf Sicherheitskräfte. In der Provinz Idlib im Norden wurden gemäss der Beobachtungsstelle an einem Kontrollpunkt der Armee sechs Soldaten durch eine Autobombe getötet. In Muzeirib bei Daraa im Westen des Landes hätten Deserteure Busse mit Sicherheitskräften angegriffen und sechs Soldaten getötet.
Aus Homs, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen, wurden erneut Kämpfe gemeldet. Die Stadt war bereits am Donnerstag mit Granaten beschossen worden. Gemäss Augenzeugen stand die Stadt auch am Freitag unter Beschuss.
Viele Kinder unter den Toten
Es sei zudem zu Kämpfen zwischen Assad-treuen alawitischen Milizen und sunnitischen Freischärlern gekommen. Anwohner berichteten, Auslöser war ein Überfall der Shabiha-Miliz am Donnerstag. Demnach wurden 14 Mitglieder einer sunnitischen Familie getötet, darunter acht Kinder. Insgesamt starben gemäss der Beobachtungsstelle am Donnerstag landesweit 62 Menschen, 43 davon waren Zivilisten. Für die Angaben der Beobachtungsstelle und von Aktivisten gab es keine unabhängige Bestätigung.
Gemäss der UNO starben seit Beginn des Aufstandes im März mindestens 5400 Menschen im Konflikt. Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte, unter den Toten seien mindestens 384 Kinder. Zudem würden mindestens 380 Kinder Gefangen gehalten.
Wegen der Gewaltspirale schlugen auch die in Syrien verbliebenen Beobachter der Arabischen Liga Alarm. Missionschef Mohammed al-Dabi erklärte, er sehe eine «dramatische Eskalation» der Gewalt. In den vergangenen Tagen habe sich die Lage besonders in Homs, Hama und Idlib zugespitzt, sagte er.
Russland blockt ab
In New York wollte am Abend der UNO-Sicherheitsrat über Syrien beraten. Dabei sollen der Generalsekretär der Liga, Nabil al-Arabi, und deren Syrienbeauftragte, Katars Regierungschef Scheich Hamad bin Dschasim al-Thani, angehört werden.
Die Chancen auf eine Einigung auf eine von arabischen Ländern sowie Deutschland, Frankreich und Grossbritannien erarbeitete Resolution standen aber schlecht. Wenige Stunden vor der Sitzung lehnte Russland den Entwurf ab, in dem Assad zum Rücktritt aufgefordert wird. «In dieser Form ist der Entwurf für uns inakzeptabel», sagte der stellvertretende russische Aussenminister Gennady Gatilow der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Araber fordern freie Wahlen
Die arabischen Staaten hatten am Wochenende einen neuen Plan für Syrien verabschiedet, in dem das Regime zum Ende der Gewalt und zu demokratischen Reformen mit freien Wahlen aufgefordert wird. Assad soll seine Macht teilweise an einen Stellvertreter abgeben. Die Vorschläge der Liga flossen Diplomaten zufolge in den Entwurf ein.
Gatilow sagte, im Entwurf werde mit nicht näher beschrieben Massnahmen gedroht, falls die Regierung den Forderungen nicht nachkomme. Russland werde aber keine Resolution mittragen, in der nicht eine militärische Intervention ausgeschlossen werde.
Russland gehört zu den wenigen Staaten, die Assad noch unterstützen. Das Land liefert Waffen für dessen Armee. Moskau hat zwar Assad zum Ende des Blutvergiessens aufgefordert, gibt aber hauptsächlich der Opposition die Schuld an der Eskalation. Zusammen mit China hat Russland im Oktober einen gegen das Regime gerichteten Resolutionsentwurf mit seinem Veto gestoppt.
rub/sda
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