«Syrien wird bleiben, wie es war»
Der syrische Präsident droht Israel mit einem Vergeltungsschlag. In einem Interview verteidigt Assad zudem den Einsatz der libanesischen Hizbollah-Miliz in Syrien und zeigt sich siegessicher.

Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat inmitten des Bürgerkriegs in seinem Land eine direkte Konfrontation mit Israel ins Gespräch gebracht. «Es gibt eindeutig öffentlichen Druck, eine neue Widerstandsfront auf dem Golan zu eröffnen», sagte er in einem Interview mit dem Fernsehsender der libanesischen Schiitenmiliz Hizbollah, al-Manar. Die Golan-Höhen liegen im Grenzgebiet von Syrien und Israel.
Als Grund für die angebliche Forderung führte Assad «mehrere Faktoren» an, darunter «wiederholte israelische Aggression». Er drohte Israel mit einem Vergeltungsschlag, sollte das Nachbarland einen weiteren Luftangriff auf syrisches Gebiet wagen. Syrien habe bereits in der Vergangenheit klargemacht, dass es auf Angriffe entsprechend reagieren werde. Es werde sich um eine «strategische» Reaktion handeln. Wie diese aussehen würde, hänge von den Umständen und dem Zeitpunkt des Angriffs ab.
Assad rechtfertigt Einsatz der Hizbollah
In dem Interview verteidigte Assad die Beteiligung von Hisbollah-Milizen im Kampf gegen Rebellen. «Die grossen Schlachten sind in Damaskus und Aleppo, nicht in Al-Kusair», sagte er. Die Hizbollah sei an den Kämpfen nur mit einer begrenzten Anzahl Milizionäre beteiligt. Der libanesischen «Gottespartei» gehe es dabei vor allem um den Kampf gegen den israelischen Feind und seine Agenten im Libanon und in Syrien.
Israel hatte mehrfach Ziele in Syrien bombardiert und wollte damit nach eigenen Angaben Waffenlieferungen an die Hizbollah verhindern. Mehrfach kam es seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs zu Zwischenfällen auf den seit dem Jahr 1967 israelisch besetzten Golan-Höhen. Israel meldete mehrfach Beschuss der Gegend aus Syrien. Zudem wurden UN-Blauhelmsoldaten, die an der Waffenstillstandslinie zwischen den verfeindeten Ländern im Einsatz sind, von syrischen Rebellen entführt.
Zweifel um russische Raketenlieferung
Assad hat in dem Interview mit al-Manar die Lieferung hochpräziser russischer Abwehrraketen an die syrische Regierung nicht direkt bestätigt. Er sagte zwar, Russland habe einige der Waffenverträge mit Syrien in jüngster Zeit erfüllt, bei der Frage nach den S-300-Abwehrraketen blieb er allerdings vage. «Alles, worauf wir uns mit Russland geeinigt haben, wird umgesetzt, und einiges davon wurde kürzlich umgesetzt.
Al-Manar hatte vor der Ausstrahlung Textauszüge aus dem Interview veröffentlicht, in denen Assad mit den Worten zitiert wurde, Syrien habe die erste Lieferung der Abwehrraketen bereits erhalten.
«Weltkrieg gegen Syrien»
Assad zeigte sich in dem Interview zuversichtlich, dass seine Truppen in Syrien siegen werden. «Es läuft ein Weltkrieg gegen Syrien», beklagte er. Dennoch sei er «sehr überzeugt vom Sieg». Auch mehr als zwei Jahre nach Beginn des Aufstands zweifelt Präsident Assad nicht an seinem Sieg gegen die Rebellen. «Wir sind zuversichtlich und sicher, dass wir siegen werden, und ich kann bekräftigen, dass Syrien bleiben wird, wie es war», sagte Assad in einem am Donnerstagabend ausgestrahlten Interview mit dem Hisbollah-Sender Al-Manar.
Im kommenden Jahr werde er für eine dritte Amtszeit kandidieren, falls die Syrer dies wünschten, sagte Assad. «Wenn ich den Eindruck habe, dass meine Kandidatur notwendig ist, was sich nach Beratungen mit dem Volk entscheidet, dann werde ich nicht zögern», kündigte er an. Bereits am Mittwoch hatte Syriens Aussenminister Walid al-Muallim eine neuerliche Kandidatur Assads in Aussicht gestellt.
Neue Bedingungen der Opposition für Gespräche
Die Teilnahme der syrischen Opposition an der geplanten Syrien-Friedenskonferenz wird immer fraglicher. Forderungen nach einem Rücktritt von Präsident Bashar al-Assad lässt der amtierende Oppositionschef George Sabra weitere Bedingungen folgen: Das Oppositionsbündnis Syrische Nationale Koalition (SNC) werde nur nach Genf reisen, wenn die Hizbollah und der Iran ihre Hilfstruppen für Assad aus dem Land abzögen. Gespräche über eine politische Lösung für das Bürgerkriegsland hätten «im Lichte der laufenden Massaker» keine Bedeutung, erklärte SNC-Sprecher Chalid Saleh.
Die auch «Genf 2» genannte Friedenskonferenz wird von den USA und Russland initiiert. Die Assad-Führung signalisierte bereits ihre Bereitschaft zur Teilnahme. Die seit rund einer Woche in Istanbul versammelte Opposition ringt dagegen weiterhin um eine gemeinsame Position. Gestritten wird innerhalb der Opposition unter anderem um die Aufnahme von gemässigten Kräften in die von den islamistischen Muslim-Brüdern dominierte Koalition sowie über die Zusammensetzung einer Übergangsregierung.
Russland kritisiert Syrische Nationale Koalition
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow warf der SNC vor, die geplante Konferenz durch «unerfüllbare» Bedingungen zu sabotieren. Ein von der Opposition gefordertes Ultimatum für den Rücktritt Assads werde es nicht geben: «Diese Bedingungen sind unerfüllbar.» Russland ist der wichtigste internationale Verbündete Assads. Insbesondere umstrittene Waffenlieferungen an Damaskus brachten Moskau zuletzt scharfe Kritik des Westens ein. Moskau beruft sich dabei jedoch auf die Erfüllung bereits geschlossener Verträge.
Assad-Truppen in der Stadt Qusair im Vormarsch
Im Kampf um die nur noch zum Teil von Rebellen gehaltene Stadt Kusair waren syrische Truppen und Hizbollah-Kämpfer weiter auf dem Vormarsch. Mit der Einnahme des alten Flughafens bei Kusair kontrolliert die Armee nach eigenen Angaben sämtliche Zugänge zu der strategisch wichtigen Stadt. In einem «dringenden Appell» an die internationale Gemeinschaft forderte die SNC humanitäre Hilfe für die «mehr als 1000 verletzten Zivilisten» in Kusair.
afp/ap/sda/rub/vin
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