SVP-Wahldebakel: Woran lag es?
11 von 20 Sitzen sind im Neuenburger Kantonsparlament weg: Wo SVP-Präsident Albert Rösti die Fehler sucht.

Noch während die Stimmen am Sonntag ausgezählt wurden, sagte SVP-Regierungsratskandidat Jean-Charles Legrix, seine Partei werde höchstens einen Parlamentssitz verlieren. Am Ende des Wahlsonntags war die SVP-Fraktion jedoch um über die Hälfte geschrumpft, hatte elf ihrer 20 Sitze verloren, und Legrix war auch nicht in die Regierung gewählt worden.

Damit setzt sich für die SVP in der Romandie die Serie von Misserfolgen fort: Erst vor zwei Wochen hatte sie dort ihren letzten Regierungsratssitz verloren, weil Oskar Freysinger im Wallis nicht wiedergewählt wurde. Und im vergangenen November scheiterte sie mit ihrem Versuch, nach 20 Jahren wieder in die Freiburger Kantonsregierung zurückzukehren. Immerhin verlor sie keine Mandate im Parlament, was im Lichte der gestrigen Wahlen schon als Erfolg erscheint.
SVP hat Fehler gemacht
Dabei hatte die Partei nach der Wahl Guy Parmelins in den Bundesrat im Dezember 2015 gehofft, dass sie nun in der Romandie zulegen kann. Parteipräsident Albert Rösti sagte, dass seine Partei ein Wachstum in der Westschweiz anstreben müsse; ansonsten sei es schon ein Erfolg, wenn sie ihren Wähleranteil von 29,4 Prozent bei den Nationalratswahlen halten könne.
Rösti zeigt sich ernüchtert: «Das war ein richtiggehender Zusammenbruch», sagte er. Den Hauptgrund dafür sieht er in parteiinternen Querelen. Wie ihm zu Ohren gekommen sei, müsse schon die Arbeit im Parlament schlecht gewesen sein. In der Folge hätten die Verantwortlichen auch im Wahlkampf nicht an einem Strick gezogen.
Seit Anfang 2016 ist Yvan Perrin Präsident der kantonalen SVP; er war vor vier Jahren in die Regierung gewählt worden, aber wegen eines Burnouts ausgeschieden. Muss er nun auch als Parteipräsident zurücktreten? «Es ist zu früh, um über Schuldige zu sprechen», sagt Rösti. Erst müsse die Partei die Situation in Neuenburg analysieren. Dennoch glaubt Rösti noch an den Wachstumsmarkt Romandie: «Neuenburg und Freysinger sind zwei Einzelereignisse.» Perrin war am Sonntag nach dem Misserfolg seiner Partei nicht auffindbar. Auch heute war er nicht erreichbar.
Auch Céline Amaudruz, SVP-Vizepräsidentin und Genfer Nationalrätin, kritisiert die SVP Neuenburg deutlich. Die SVP habe Fehler gemacht und müsse sie nun korrigieren, sagt sie: Sie habe sich zu wenig auf lokaler und kantonaler Ebene engagiert. Allerdings habe die junge Partei auch nicht mit bekannten Persönlichkeiten in den Wahlkampf um einen Regierungssitz ziehen können. Vor vier Jahren hingegen habe die prominente Kandidatur Perrins auch bei den Parlamentswahlen geholfen. Amaudruz glaubt indessen nicht, dass die UDC, wie sich die SVP in der Romandie nennt, gegen einen Anti-Zürich-Reflex ankämpfen muss.
«Ein Verlust hat sich abgezeichnet, aber sicher nicht in diesem Ausmass»
Die SVP-Parteizentrale in Bern wurde vom Ausmass der Verluste völlig überrascht: Ein «Verlust hat sich abgezeichnet, aber sicher nicht in diesem Ausmass», sagt Generalsekretär Gabriel Lüchinger. Es sei ein eigentliches Debakel. Er teilt die Einschätzung Amaudruz': «Wenn immer man verliert, hat man sich zu wenig engagiert und auch nicht die Leute portiert, welche die Bevölkerung überzeugen.» Lüchinger glaubt indessen nicht, dass die SVP in der Romandie gegen einen Anti-Blocher- oder Anti-Zürich-Reflex ankämpfen muss. Vor vier Jahren sei die SVP Neuenburg überaus erfolgreich gewesen – und da war Blocher noch Vizepräsident.
Die nächste Bewährungsprobe in der Romandie steht der SVP am 30. April bevor: Dann hat sie die Chance, mit Jacques Nicolet in der Waadt einen Regierungssitz zu holen. Und dann ist laut Lüchinger auch eine Analyse zum Zustand der SVP in der Romandie möglich. Amaudruz wagt keine Prognose, die Chancen stehen allerdings nicht schlecht: Nicolet ist populär – er ist ein Vertreter der traditionellen SVP.
Video – Oskar Freysingers Kampagnenleiter Kevin Pellouchoud über dessen Abwahl als Regierungsrat im Wallis.
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