Hörnli-ReheSVP-Grossrätin spricht von «Tierquälerei»
Die Basler Politikerin Jenny Schweizer regt sich über die soeben erfolgte Umsiedlung der Hörnli-Rehe auf. Der Zeitpunkt sei falsch gewesen.

Der Abschuss war beschlossen, aber nach breitem Widerstand – eine Petition zählte 80’000 Unterschriften, und die Fondation Franz Weber legte Rekurs ein – ergab sich doch noch eine andere Lösung: Die Rehe auf dem Friedhof Hörnli, die zum Teil den Grabschmuck wegfressen, sollen eingefangen, in Holzkisten geladen und umgesiedelt werden.
Inzwischen ist das Pilotprojekt abgeschlossen. An drei Tagen im Februar und im März wurden 21 der rund 60 Rehe unter der Federführung eines Umweltbüros geschnappt und in den Kanton Jura gebracht.

SVP-Grossrätin Jenny Schweizer ist zwar nicht «a priori gegen die Auswilderung», aber sie kritisiert den Zeitpunkt scharf: Es sei Schonzeit, die Tiere müssten geschützt werden. «Diese Aktion ist gegenüber dem Wild ethisch nicht vertretbar», sagt sie am Mittwoch im Grossen Rat, nachdem die zuständige Regierungsrätin Esther Keller ihren Fragenkatalog beantwortet hat. Mehr noch: «Das kann auch als Tierquälerei bezeichnet werden.»
Esther Keller jedoch hat zuvor argumentiert: «Alle Fachleute sind sich einig, dass Februar und März den idealen Zeitpunkt darstellen.» Nach der Jagdsaison und damit vor dem Winter wäre für die Tiere ein ungünstiger Moment gewesen, sagt Keller und verweist auf eine allfällige Futterknappheit. Und umgekehrt hätte eine Umsiedlung später im Jahr den Rehen zu wenig Zeit für die Angewöhnung gelassen, bevor die Jagdsaison wieder beginnt.
Zwei Einfangaktionen
Die Aktion sei wissenschaftlich begleitet gewesen und neben der kantonalen Bewilligung habe auch eine des Bundesamts für Umwelt vorgelegen, führt Keller aus. Die Regierung sei sich bewusst, dass das Einfangen für die Rehe Stress bedeute. Die Fachleute seien aber für den Fall gewappnet gewesen, «die Tiere vom Leid zu erlösen». Doch dies erübrigte sich: Alle Rehe hätten die Aktion unverletzt überstanden.
Ursprünglich glaubte man, dass zwei Tage reichten, um rund 20 Rehe umzusiedeln. Bei den ersten zwei Einfangaktionen gingen aber nur 14 Tiere ins Netz. Darum wurde auf den 8. März kurzfristig ein dritter Termin angesetzt.
Wie es mit den rund 40 verbleibenden Hörnli-Rehe weitergeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar: Vorerst sei keine Verschiebung mehr geplant, sagt Keller, das weitere Verfahren werde geprüft. Die Fondation Franz Weber liess vor kurzem verlauten, nach weiteren neuen Lebensräumen für die Tiere zu suchen.
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