Stromstösse und Schläge mit Metallrohren
Die USA haben laut Wikileaks-Enthüllungen während des Irakkriegs nicht auf Foltervorwürfe reagiert. Und an den Checkpoints hat die US-Armee Hunderte unschuldiger Zivilisten getötet.
Die US-Armee hat von der brutalen Folterung von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte gewusst, ist aber in manchen Fällen nicht eingeschritten. Dies geht aus Dokumenten hervor, welche die amerikanische Internetplattform Wikileaks veröffentlicht hat.
Ein irakischer Gefangener «wurde von der irakischen Polizei an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit einem Kabel geschlagen», heisst es etwa in einem Bericht aus dem Jahr 2008. In anderen Berichten ist von Misshandlungen mit Metallrohren, Holzstangen und Strom die Rede. An Gefangenen seien Brandwunden, Knochenbrüche und Blutergüsse festgestellt worden.
Hunderte irakischer Zivilisten getötet
Die Unterlagen dokumentieren auch, dass an Strassensperren mit US-Soldaten Hunderte irakische Zivilisten getötet worden sind, oft durch Missverständnisse. Einer internen Aufstellung der Armee zufolge wurden zwischen der Invasion 2003 und Ende 2009 insgesamt etwa 109'000 Iraker getötet, 63 Prozent von ihnen Zivilisten.
Es sind die vielen Details, welche die Wirkung der Dokumente ausmachen. Ein Feldbericht etwa beschreibt, wie ein US-Soldat das Feuer auf ein Auto eröffnet, darin eine Mutter tötet und ihre drei Töchter verletzt. Die Familie hatte – offenbar von der Sonne geblendet – die Aufforderung zum Halten übersehen.
In einem Fall aus dem August 2006 berichtete ein Soldat von einem Gefangenen, der behauptete, von irakischen Polizisten in Handschellen an die Decke gehängt worden zu sein. Der des Mordes verdächtigte Gefangene berichtete demnach, dass die Polizisten ihn mit kochendem Wasser gefoltert und mit Stöcken geschlagen hätten. Die amerikanische Einheit, die den Fall aufnahm und dokumentierte, benachrichtigte das Büro des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki und schloss damit den Fall ab.
Ein anderer Bericht dokumentiert, wie sich zwei irakische Aufständische den US-Soldaten in einem Hubschrauber ergeben wollten. Die Soldaten fragten beim Stützpunkt um Rat. Die Antwort: Festnahmen im Hubschrauber seien nicht möglich, die kapitulationsbereiten Iraker seien also «immer noch als Ziele» anzusehen. Sie wurden daraufhin kurzerhand erschossen.
Pentagon verurteilt Veröffentlichungen
Das Pentagon verurteilte die Veröffentlichung der Militärdokumente im Internet als «schamlos». Sie könne die Sicherheit der USA gefährden und vor allem den US-Streitkräften im Irak schaden, sagte Pentagon-Sprecher Geoff Morrell. «Unsere Feinde können in den Dokumenten nach Schwachstellen suchen, nach bestimmten Verhaltensweisen - nach Informationen also, die ihnen bei künftigen Anschlägen zugutekommen.» In den veröffentlichten Geheimakten würden auch 300 Iraker genannt, die nun «besonders anfällig für Vergeltungsangriffe» seien.
Der stellvertretende irakische Justizminister, Buscho Ibrahim, sagte, er habe die Wikileaks-Dokumente nicht gelesen. Er bestritt aber, dass in irakischen Gefängnissen die von Wikileaks beschriebenen Missbrauchsfälle stattgefunden hätten.
Wikileaks-Gründer verteidigt das Vorgehen
Wikileaks-Gründer Julian Assange hat auf einer Medienkonferenz die Veröffentlichung Zehntausender geheimer Militärdokumente zum Irakkrieg verteidigt. Die Dokumente offenbarten klare Beweise für Kriegsverbrechen, sagte Assange am Samstag in London. Sie seien zudem redaktionell so bearbeitet, dass niemand gefährdet werde.
dapd/sda/afp/ske
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