Strikt antikommunistisch und sozialkonservativ
Lech Kaczynski einte mit seinem Bruder nach dem Zerfall der Solidarnosc das Mitte-rechts-Spektrum in Polen. Sein populärer Kampf gegen Korruption und Kriminalität führte ihn in das höchste Staatsamt.

Lech Kaczynskis Karriere als stramm konservativer Politiker bekam 2002 einen grossen Schub, als er zum Oberbürgermeister von Warschau gewählt wurde. Drei Jahre später setzte er sich bei der Präsidentenwahl in der zweiten Runde gegen den heutigen Ministerpräsidenten Donald Tusk durch. Seine Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte ihn im vergangenen Monat gebeten, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Doch Kaczynski kam am Samstag bei einem Flugzeugabsturz im Westen Russlands ums Leben. Er wurde 60 Jahre alt.
Lech Kaczynski wurde am 18. Juni 1949 in Warschau geboren, knapp eine Stunde vor seinem Zwillingsbruder Jaroslaw. Bereits während des Jurastudiums schlossen sich die Brüder der antikommunistischen Opposition an. Sie engagierten sich 1977 und 1978 im Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR), das von Warschauer Intellektuellen gegründet wurde. Als 1980 in Danzig die Werftarbeiter für freie und unabhängige Gewerkschaften demonstrierten, wurden sie deren juristische Berater. Beide Brüder wirkten zusammen mit Lech Walesa bei der Gründung der Solidarnosc mit. Während des Kriegsrechts 1981-82 war Kaczynski in Haft. Bis zum Ende des Kommunismus in Polen 1989 und die ersten Jahre danach gehörten die Brüder zum engen Kreis um Walesa.
Abschied und Rückkehr in die Politik
Doch Ende November 1991 verliessen beide im Streit den inzwischen zum Staatspräsidenten aufgestiegenen Gewerkschaftsführer und Friedensnobelpreisträger. Lech Kaczynski zog sich aus der Politik zurück: Von 1992 bis 1995 war er Chef des Obersten Rechnungshofs; danach lehrte er bis 1999 an der Universität in Danzig als Rechtsprofessor. 2000 holte ihn der damalige Ministerpräsident Jerzy Buzek als Justizminister in sein Kabinett. Kaczynski machte sich als Kämpfer gegen Korruption und Kriminalität einen Namen – und baute mit seinem Bruder die PiS auf, die nach dem Zerfall der Solidaritätsbewegung in viele unterschiedliche politische Parteien Teile der Rechten ins bürgerliche Lager ziehen wollte.
Zäher Widerstand gegen den Lissabon-Vertrag
Dabei fuhren sie einen EU-kritischen Kurs, dem Kaczynski bis ins Ringen um die neue Verfassung der Union treu blieb: Als vorletztes Staatsoberhaupt setzte er im Oktober vergangenen Jahres seine Unterschrift unter den Lissabon-Vertrag. Als letzter unterschrieb der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus. In diesem oder im kommenden Jahr wollte er ein Referendum über die Einführung des Euros abhalten lassen.
Kaczynski war von einer tiefen Skepsis gegenüber Deutschland geprägt: Sein Vater hatte am Warschauer Aufstand 1944 gegen die deutschen Besatzer teilgenommen; seine Mutter war Sanitäterin der Untergrundarmee «Armia Krajowa» gewesen. Die elterlichen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg habe einen grossen Einfluss auf die Brüder gehabt, sagte Kaczynski. Der Staatspräsident lehnte vehement das in Berlin geplant «Zentrum gegen Vertreibungen» ab. Deutschland versprach er eine Politik des guten Willens.
ddp/raa
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