Streit um Velostreifen
Lange fehlten Velostreifen zwischen Bülach und Höri. Nun sind sie wieder da. Allerdings nur zum Teil, weil sich die Experten nicht einig wurden.
Von Steffen Riedel Höri – Die Badenerstrasse in Höri ist im Herbst saniert worden. Seit über einem Monat sind die Hauptarbeiten abgeschlossen. Die Radstreifen, die Velofahrer vor täglich 14 000 Autos und Lastwagen auf der Strecke schützen, blieben aber verschwunden. Mitte November begründete der Sprecher der kantonalen Baudirektion, Thomas Maag, die Verzögerung mit «Abklärungen». So habe man nach Abschluss der Bau- und Markierungsarbeiten geprüft, ob Velofahrer in beide Richtungen zusammen mit Fussgängern das Trottoir nutzen könnten. Der bloss zwei Meter breite Gehweg habe sich allerdings als zu schmal für die gemeinsame Nutzung erwiesen. Warum das nicht schon während der Planung abgeklärt wurde, war nicht zu erfahren. Beträgt die Standardbreite für kombinierte Rad-/Fusswege doch laut Baudirektion 250 Zentimeter. Ein Streifen und ein Trottoir Aber auch nach der Abklärung liessen die Streifen auf sich warten. Den hinter den Verzögerungen verbirgt sich eine Meinungsverschiedenheit: Die Kantonspolizei wollte die Radler von der gefährlichen Strasse haben, Tiefbauamt sowie das Amt für Verkehr setzten auf die alte Lösung mit zwei Radstreifen. Vertreter der Kantonspolizei, vom Amt für Verkehr und vom Tiefbauamt haben sich am Montag vor Ort getroffen. Obwohl die Strecke gemäss Statistik aus dem Jahr 2010 kein Unfallschwerpunkt ist, setzte sich die Polizei mit einem Kompromiss durch: Aufgemalt wurde letzten Dienstag der von Höri abwärts führende Velostreifen, der bergseitige aber nicht. Von Bülach nach Höri radelt man nun legal auf dem Trottoir.Zurück in den Verkehr gelangen Velofahrer kurz vor dem neuen Kreisel in Höri. Das Einfädeln sei einfach, da Motorisierte am Kreisverkehr zwangsläufig abbremsen müssten. Das Risiko beim Einbiegen ohne Vortritt sei zudem geringer als die Gefahr, bergwärts auf dem Radstreifen von überholenden Autos gestreift zu werden, sagt Maag. Um besser aufs Trottoir und wieder runter zu kommen, werden die Randsteine demnächst abgesenkt. Keine Mitsprache beim Planen Beim Kanton räumt man ein, dass die chaotisch anmutende Radstreifenplanung in Höri nicht dem Standard entspreche. Man betont aber, dass der Fall keine Mehrkosten verursache. Norma-lerweise würden solche Fragen während der Projektierungsphase geklärt und nicht danach. Dave Durner, Geschäftsführer der Pro Velo Zürich, bedauert, dass Veloexperten nicht automatisch in die Planung einbezogen werden. «Wir können nur bei ausgewählten Bauvorhaben mitarbeiten. Wir würden aber gerne generell in alle Strassenprojekte eingebunden.» Könnten Motorfahrzeug-, Velo- und Fussgängerexperten gemeinsam planen, sei allen Nutzern geholfen. Veloanwältin soll helfen Durner ist für die Zukunft aber zuversichtlich gestimmt. Die Zürcher Strassenplaner legten seit einigen Jahren mehr Verständnis für die Bedürfnisse der wachsenden Gruppe der Radfahrer an den Tag. «Zudem erhält der Kanton in einigen Wochen eine Veloanwältin.» Durner hofft, dass die von der Baudirektion beschäftigte Expertin immer eingebunden wird. Der Velostreifen ist wieder da – zumindest auf einer Seite. Foto: Thierry Haeckye
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