Streik legt die weltgrösste Goldmine lahm
Rund 10'000 Kumpel in der entlegenen indonesischen Region Papua haben ihre Arbeit niedergelegt. Über das Internet fanden sie heraus, wie schlecht sie ihr amerikanischer Arbeitgeber bezahlt.
Eine kurze Recherche im Internet reichte Simon Windesi und seinen Freunden, um sich richtig aufzuregen - über die niedrigen Löhne, die ihr Arbeitgeber, der globale Bergbauriese Freeport-McMoRan, ihnen zahlt. Nach jahrelanger Arbeit in der Grasberg-Mine - der grössten Goldmine der Welt und einer der grössten Kupferminen - in der abgelegenen indonesischen Provinz Papua bekommen viele immer noch nur 1,80 Dollar pro Stunde (knapp 1,30 Euro).
«Das ist ein Zehntel dessen, was die Firma Arbeitern in anderen Ländern zahlt», sagt der 43-jährige Windesi. Und das bei der Mine, die Freeport die grössten Gewinne bei den niedrigsten Kosten beschere, ärgert er sich. «Was für einen Sinn ergibt das?» Windesi und seine Freunde gehören zu den 10'000 Angestellten, die vergangene Woche in den Streik traten und die Grasberg-Mine zum Stillstand brachten. Sie protestieren gegen die Entlassung von sechs Gewerkschaftlern und verhandeln über neue Verträge.
Einigung erzielt?
Wenige Tage nach Beginn des Streiks am 4. Juli ist die Mine - ein kilometerbreiter Einschnitt in die Puncak Jaya Berglandschaft - völlig verlassen. Erzstapel stehen unberührt. Lkw haben aufgehört, Gold- und Erzkonzentrat zum Hafen zu bringen. Und dort liegen leere Frachtschiffe.
Sinta Sirait, Vizepräsident von PT Freeport Indonesien, sagte , dass das Management und die Gewerkschaften kurz vor Mitternacht eine Übereinkunft erreicht hätten. Details wurden bisher nicht veröffentlicht und bis zum Nachmittag gab es keine Anzeichen, dass das Leben in der Mine wieder erwacht. An einigen Stellen laufe bereits Wasser ein, sagte Sirait. «Wir müssen alle so schnell wie möglich zurück an die Arbeit bringen.»
Bergbau finanzierte jahrelang die Diktatur
Indonesien hat mit Freeport eine lange und komplizierte Beziehung - genau wie mit Papua, der Provinz, die geografisch wie politisch am weitesten vom Zentrum in Jakarta entfernt ist. Wenige Monate, nachdem General Suharto 1965 mit einem Putsch an die Macht kam, näherte sich Jim Mofett, damals Vorsitzender von Freeport, dem Diktator. Sie begründeten eine enge Freundschaft und Freeport erlangte eine Konzession für Gold- und Kupfervorkommen.
Freeport investierte viel Geld in Papua. Der US-Konzern baute eine Strasse nach westlichem Standard, Pipelines, einen kleinen Flughafen und eine Minenstadt erster Klasse - alles im Dienst des Bergbaus. Die Erlöse der Grasberg-Mine halfen Suharto, sein korruptes und oft brutales Regime bis zu seiner Ablösung 1998 am Leben zu erhalten. Heute bleibt die Mine eine der grössten Einnahmequellen des Landes und macht es leichter, Kritik von Aussen zu ignorieren.
Bewohner beschweren sich über Umweltschäden
Daten der Universität Indonesien zufolge beschert die Mine dem Staat jährlich etwa zwei Milliarden Dollar (1,43 Milliarden Euro) an Steuern, Abgaben und Dividenden. Anwohner beschweren sich jedoch, wenig von den Erträgen zu sehen. Stattdessen verweisen sie auf die Zerstörung der Umwelt durch die Einleitung von Erzrückständen in den Fluss Aghawagon und seine Zubringer.
Manche der Minenarbeiter beschweren sich auch, dass die indigenen Papua einen grösseren Teil der Arbeiter ausmachen sollten. Etwa zwei Drittel der 20'000 Angestellten kommen von Java, Sumatra und anderen indonesischen Inseln. In Papua herrscht seit Jahrzehnten ein Guerillakrieg. Mehr als 100'000 Menschen starben deswegen, viele wurden von indonesischen Sicherheitskräften getötet. Armut beherrscht das Leben vieler der drei Millionen Einwohner der Provinz.
Das Internet mobilisiert die Minenarbeiter
Stämme und ihre Lebensweisen spielen eine grosse Rolle im Leben Papuas. Männer tragen nichts als Federn im Haar und einen Lendenschurz, sie jagen mit Pfeil und Bogen und leben in Dörfern, die nur zu Fuss oder mit Kleinflugzeugen zu erreichen sind.
Windesi und seine Freunde sagen, dass das Internet eine der wenigen Verbindungen mit dem Rest Welt sei. Bei der Suche im Internet fanden sie heraus, wie schlecht sie ihr Arbeitgeber im Ländervergleich bezahlt, und begannen - empört über die Ungerechtigkeit - zu streiken.
Alfian Kartono/ dapd
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