Strafbefehl gegen Luxus-Bischof
Das Limburger Kirchenoberhaupt Franz-Peter Tebartz-van Elst war in die Schlagzeilen geraten, weil es seine Residenz für 31 Millionen Euro umbauen liess. Nun bringt den Bischof noch ein anderer Vorwurf in Bedrängnis.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat einen Strafbefehl gegen den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst beantragt. Dem Bischof werde vorgeworfen, im September 2012 «in zwei Fällen falsche Versicherungen an Eides Statt vor dem Landgericht Hamburg abgegeben zu haben», teilte die Behörde heute mit.
Bei der möglichen falschen eidesstattlichen Versicherung handelt es sich gemäss der deutschen Zeitung «Welt» um Aussagen im Zusammenhang mit einem Erste-Klasse-Flug nach Indien. Der «Spiegel» hatte letztes Jahr über den Indienflug des Bischofs und seines Generalvikars Franz Kaspar berichtet. In Indien hatten sie die Slums von Bangalore besucht.
Vertrauenskrise bei den Gläubigen
Nach Angaben des Bistums Limburg hatte der Generalvikar vor allem aus seinen Bonusmeilen ein Upgrade in die erste Klasse finanziert. In einer eidestattlichen Versicherung bestritt der Bischof, gegenüber dem «Spiegel»-Redaktor den Erste-Klasse-Flug geleugnet zu haben. In einem Videomitschnitt sagt der Bischof jedoch: «Business-Class sind wir geflogen.» Daraufhin erstatteten drei Privatpersonen Strafanzeige. Zudem hatten sich tausende Gläubige in einem offenen Brief an den Bischof gewandt und von einer «Vertrauenskrise» gesprochen.
Der Bischof war bereits in den letzten Tagen in die Schlagzeilen geraten, weil er seine neue Residenz für 31 statt wie geplant 3 Millionen Euro umbauen liess. Publik gemacht hatte den Luxusbau der Vermögensverwaltungsrat, der die Finanzen des Bischöflichen Stuhls beaufsichtigen soll. Die drei Mitglieder des Gremiums erklärten am Montag gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», sie seien von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bezüglich der Kosten «hinter das Licht geführt worden».
Bischof argumentiert mit dem Denkmalschutz
Wegen des Vorwurfs der drastischen Kostensteigerungen beim Ausbau seines Bischofssitzes steht der Bischof nun massiv in der Kritik. Zu den Vorwürfen hat er heute gegenüber der «Bild»-Zeitung erstmals Stellung genommen (Artikel online nicht verfügbar). «Bei der Zahl erschrickt man, das verstehe ich. Aber dahinter stehen zehn einzelne Bauprojekte», rechtfertigt er sich. Man müsse viele Details kennen, um die Kosten beurteilen zu können, etwa die Auflagen des Denkmalschutzes. «Wir haben ein Diözesanes Zentrum auf nachhaltige Weise gebaut, so dass es auch noch kommenden Generationen zur Verfügung stehen wird.» Den Vorwurf, es handle sich dabei um einen Luxusbau, weist er zurück: Jeder könne sich selbst davon überzeugen, dass dem nicht so sei. «Wir bieten monatlich Führungen durch das Haus an. Wer mich kennt, weiss, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche.» Angaben der «Nassauischen Neuen Presse», wonach nur schon die Badewanne des Bischofs 15'000 Euro gekostet haben soll, widersprechen dieser Aussage jedoch.
Auch die Stadt Limburg widerspricht dem Bischof: Die hohen Mehrkosten des Baus seien nicht durch strenge Auflagen der Baubehörde oder des Denkmalschutzes entstanden, sagt eine Sprecherin gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Wir haben keine horrenden Auflagen gestellt.»
«Bischof ist entweder ein Betrüger oder krank»
Auch Jochen Riebel, Mitglied des Vermögensverwaltungsrats des Bischöflichen Stuhls zu Limburg, ortet andere Gründe für die explodierten Kosten: So zeigt er sich gegenüber der FAZ etwa überrascht, dass unter den Wohnräumen des Bischofs für «immense Kosten» ein weiteres Geschoss in den Felsen des Dombergs gefräst worden sei. Davon habe er erst vor wenigen Tagen erfahren. Und auch die Stadt sieht in diesem aufwendigen Vorgehen einen Grund für die hohen Kosten: «Wenn über ein Jahr lang nur Gestein weggefräst wird, ist es nicht verwunderlich, dass das viel kostet», so die Sprecherin.
Riebel hatte sich bereits gestern drastisch geäussert. Die Steigerung der Kosten könne er sich nur so erklären, «dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist.» Er sieht das Kirchenoberhaupt in der alleinigen Verantwortung: Ständige Neu- und Umplanungen sowie Änderungswünsche hätten zu ganz erheblichen Mehrkosten geführt. Mitarbeiter des Bistums berichteten demnach, der Bischof habe von seinen Dienstreisen stets neue Ideen mitgebracht und sofort in den Bau einfliessen lassen. Trotz mehrfacher Aufforderung habe Tebartz-van Elst dem Vermögensverwaltungsrat weder Haushalte des Bischöflichen Stuhls für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte vorgelegt.
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