Stoppen die USA den Syngenta-Deal?
Der Basler Agrochemie-Konzern soll in chinesischen Besitz übergehen. Bedenken dürften allerdings die Amerikaner haben.

Die chinesische ChemChina kauft den Basler Agrochemie Syngenta für 43,7 Milliarden Franken. Der Verwaltungsrat von Syngenta empfiehlt den Aktionären einstimmig, das Angebot anzunehmen, wie Syngenta am Mittwoch mitteilte.
Das Übernahmeangebot in der Schweiz und in den USA werde in den kommenden Wochen veröffentlicht. Die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Der Deal muss noch von den Wettbewerbsbehörden abgesegnet werden.
Strategische Bedeutung in den USA
Und genau hier liegt eine grosse Unbekannte, nämlich bei der US-Wettbewerbsaufsicht. Das Komitee für ausländische Investitionen dürfte die Übernahme mit hoher Wahrscheinlichkeit begutachten, da Syngenta in den USA ein wichtiger Anbieter ist und eine gewisse strategische Bedeutung für die Versorgungssicherheit hat.
Es ist offen, ob die US-Wettbewerbsbehörde dem Zugriff der chinesischen Regierung auf einen auch für die eigene Landwirtschaft wichtigen Konzern zustimmen würde. Bedenken um solch nationale Interessen haben immer wieder zur Ablehnung von chinesischen Avancen geführt – zuletzt des Verkaufs der Beleuchtungssparte der holländischen Philips an die chinesische GSR Ventures.
Syngenta bleibt ein weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz, wie es im Communiqué heisst. Das derzeitige Management von Syngenta wird das Unternehmen weiterhin leiten. Nach Abschluss der Übernahme wird Ren Jianxin, Verwaltungsratspräsident von ChemChina, dem zehnköpfigen Verwaltungsrat vorstehen. Vier der aktuellen Verwaltungsräte werden dem Aufsichtsgremium weiterhin angehören.
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Hinter der Avance der Chinesen steckt der 58-jährige Ren Jianxin. Er hatte in den vergangenen 30 Jahren den grössten Chemiekonzern des Landes geschaffen, indem er mehr als hundert Firmen zusammenkaufte und zu einem Konglomerat verschweisste, das mit einem Umsatz von über 45 Milliarden Dollar und 140'000 Angestellten auf Platz 265 der 500 grössten Firmen steht. Jianxin war Kadermann bei den Jungkommunisten, entschied sich aber gegen eine Karriere in der Partei und wurde Industrieller. Er gilt als Workaholic und einnehmender Verhandlungspartner. Vor kurzem stellte er mit dem Bayer-Direktor Michael Koenig zum ersten Mal einen ausländischen Manager an die Spitze einer Chemchina-Sparte. Dies ist für einen staatlichen Konzern ungewöhnlich, zeigt aber die internationalen Ambitionen von Ren.
Einkaufstour im Westen
Chemchina hat in den letzten zehn Jahren bereits mehrfach im Westen zugeschlagen. So kaufte Ren letztes Jahr den italienischen Reifenhersteller Pirelli, den deutschen Maschinenbauer Krauss-Maffei (inklusive die Netstal Gruppe) sowie eine Minderheitsbeteiligung am Schweizer Energiehändler Mercuria. Früher schon hatte er den israelischen Agrochemiehersteller Adama und den französischen Futtermittelproduzenten Adisseo übernommen. Alle diese Zukäufe dienen dem erklärten Regierungsziel, die Nahrungsmittelsicherheit zu verbessern und die Agrarproduktion zu steigern. Syngenta wäre das Kernstück in dieser Strategie.
Agenturen/cpm/wn
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