Steuersünder – heiss begehrt
Nach dem Auftauchen der gestohlenen Daten-CDs bieten Selbstanzeige-Fachleute in Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz ihre Dienste an – und verdienen sehr gut dabei.

Wie die «Financial Times Deutschland» (FTD) berichtet, läuft bei Anwälten und Steuerberatern das Geschäft mit den Steuerhinterziehern ausgezeichnet. So wolle etwa eine Liechtensteiner Firma gemäss Webseite helfen, Schwarzgeld auf die «richtige Seite der Legalität» zurückzuholen.
Ein Münchner Anwalt wirbt in einer überregionalen Tageszeitung mit dem Slogan «Konto im Ausland - die intelligente Selbstanzeige». Darunter wird empathisch um den Kunden geworben: «Steuer und steuerstrafrechtliche Verschärfungen (...) stellen ein Gruselkabinett an Folterinstrumenten auch für den Steuerehrlichen dar.» Der Anwalt will den gepeinigten Steuerflüchtigen dabei helfen, ihre Selbstanzeige sauber über die Bühne zu bringen und straffrei zu bleiben. Der Trick ist einfach: Bussen und Gefängnis entfallen, wenn man sich anzeigt, bevor man entdeckt wird.
Das Mitgefühl des Anwalts ist grenzenlos, wie er in einem Interview im Bayerischen Fernsehen zeigt. Er spricht von reuigen Steuersündern, die «zitternd und mit Schweissperlen auf der Stirn» darum bitten, die Selbstanzeige so schnell wie möglich für sie durchzuführen. Die öffentliche Debatte über den Kauf der Daten habe viele zur Eile gedrängt. Inzwischen haben sich Tausende Steuersünder selbst angezeigt.
Begehrte Kundschaft
Das macht die Steuersünder zur heiss begehrten Kundschaft. So haben etwa die Wirtschaftsprüfer von KPMG für deutsche Kunden eine eigene Abteilung in Zürich eingerichtet, das «German Tax&Legal Center».
Aber auch der Finanzplatz Liechtenstein zeigt sich anpassungsfähig: Die FTD schreibt, dass Finanzmanager, die im ehemaligen Steuerparadies früher deutschen Steuerzahlern dabei halfen, ihr Geld am Fiskus vorbeizuschleusen und unauffällig im Fürstentum unterzubringen, jetzt auf Ehrlichkeit setzen. Etwa wie jene Vermögensberatung, die in einer Zeit tiefgreifenden Wandels jetzt darauf bedacht sei, ihren Kunden dabei zu helfen, «auf der richtigen Seite der Veränderung dabei zu sein».
Bankgeheimins wird der Vergangenheit angehören
Liechtensteiner Finanzfachleute kümmern sich aber nicht nur um arme Deutsche. Die FTD schreibt, dass beispielsweise die Vermögensberatung Kaiser Ritter für Steuerhinterzieher aus den USA in Zollikon (ZH) eine Dependance geründet habe, um UBS-Kunden bei der Offenlegung vor US-Steuerbehörden helfen. Denn gemäss Ansicht des Firmenchefs Fritz Kaiser sei die Zeit der Offshore-Steueroasen abgelaufen und das Bankgeheimnis mit Schutz bei Steuerhinterziehung werde schon bald der Vergangenheit angehören.
So wird auch das mögliche Ende des Bankgeheimnisses zu einem guten Geschäft. Laut Medienberichten soll Kaiser Ritter bis zu 500 Franken die Stunde verlangen, zudem kassiere der US-Fiskus etwa ein Drittel des Vermögens. Kaiser Ritter habe das allerdings nicht bestätigt und verweise darauf, dass sich die Frage der Kosten nicht wirklich stelle. Die Kunden seien eher dankbar, dass man ihnen in einer «aktuell schwierigen Situation» professionell helfe.
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