Stephen P. tötete wie der «Texas Sniper»
Der Profiler Axel Petermann sieht Parallelen zwischen dem Massaker von Las Vegas und dem Massenmord von 1966 in Austin.

Das Massaker von Las Vegas erinnere ihn an die Bluttat von Charles Whitman vor 51 Jahren in Texas, sagt Axel Petermann, einer der bekanntesten Profiler Deutschlands, der vor seiner Pensionierung bei der Kripo Bremen gearbeitet hatte. So wie Stephen P. vom 32. Stockwerk des Casinohotels Mandalay Bay auf Menschen schoss, hatte Whitman vom 28. Stock des Uhrenturms der Universität Austin das Feuer eröffnet. Whitman, als US-Marine ein geübter Scharfschütze, erschoss 14 Menschen und verletzte 32 weitere Personen. Zuvor hatte der 25-Jährige seine Frau und seine Mutter erstochen. Nach 100-minütiger Schiesserei starb Whitman im Kugelhagel der Polizei. Der Mörder von Austin ging als «The Texas Sniper» in die US-Kriminalgeschichte ein.
Psychisch auffällig und schwer bewaffnet
Laut Profiler Petermann ist Whitman ein klassischer Massenmörder, vor der Tat psychisch auffällig und bei der Tat schwer bewaffnet. Seine Opfer waren Menschen, die ihm nichts angetan hatten. Whitman habe sich ausgegrenzt gefühlt, sagt Petermann im Gespräch mit Redaktion Tamedia. Im Vergleich zu seinen Altersgenossen habe er sich als Verlierer gefühlt. Dem Massaker, das er am 1. August 1966 verübte, waren offenbar nicht verarbeitete Kränkungen vorausgegangen. Die fehlende Anerkennung und Aufmerksamkeit versuchten sich solche Täter durch das Töten von vielen Menschen zu holen. Ähnlich handelten die jugendlichen Amokläufer an Schulen.
«Was solche Leute aus der Bahn wirft, muss gar nicht real sein», sagt Petermann. «Es genügen vermeintliche Kränkungen, die von der betreffenden Person so empfunden werden.» Der Profiler geht davon aus, dass auch Stephen P. mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte, bevor er das Massaker in Las Vegas anrichtete.
Als ein Sondereinsatzteam der Polizei seine Hotelsuite stürmte, erschoss sich Stephen P., der für die Polizei ein unbeschriebenes Blatt ist. Sein Bruder Eric P. schilderte den Täter als unauffälligen und wohlhabenden Mann ohne «politische oder religiöse Verbindungen». Gemäss FBI gibt es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Stephen P. hatte einen Pilotenschein und eine Leidenschaft für Videopoker, bei dem es um hohe Einsätze ging. Hin und wieder ging er nach Las Vegas, um in den Casinos zu spielen. Die Polizei fahndete zunächst nach einer Frau, die in Zusammenhang mit dem Schützen stehen soll. Die Frau, eine 62-Jährige mit australischem Pass, hatte jedoch laut Polizei mit den Schüssen nichts zu tun.
23 Schusswaffen, Tausende Schuss Munition und Sprengsätze
Der 64-jährige Mörder von Las Vegas hatte in seiner Hotelsuite 23 Schusswaffen, Pistolen und Gewehre, gehortet, ebenso mehrere Tausend Schuss Munition und Sprengsätze. Zudem hatte er Vorrichtungen, mit welchen eigentlich halbautomatische Waffen automatisch Schüsse abfeuern können. In seinem Haus in Mesquite entdeckten die Ermittler 19 weitere Waffen, den Sprengstoff Tannerit sowie Ammoniumnitrat, das zum Bombenbau verwendet wird. Stephen P. kaufte seine Waffen in Waffenläden in den US-Bundesstaaten Nevada und Utah. Es habe nie Anzeichen gegeben, dass er gefährlich sei, sagten die Händler verschiedenen US-Medien.
Massenmörder, so Profiler Petermann, sind immer schwer bewaffnet. Der «Texas Sniper» hatte ein Scharfschützengewehr und ein halbes Dutzend weitere Waffen bei sich. «In beiden Fällen scheinen die Täter eine Affinität für Waffen zu haben», sagt Petermann. «Wer besitzt denn schon – auch in den USA – ein derartiges Arsenal an Schusswaffen und Munition?»
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