Stellungnahme von Peter-Arthur Straubinger
Ich anerkenne die gute Absicht in Hugo Stamms Artikel «Von Licht ernährt - bis in den Tod» (Tages-Anzeiger vom 25.04.2012), in dem er Menschen vor gefährlichen Selbstversuchen mit dem sogenannten Lichtnahrungsprozess warnt. Ich habe selbst immer dahingehend argumentiert, und das tut auch mein Film «Am Anfang war das Licht».
Umso nachdrücklicher möchte ich den falschen Eindruck korrigieren, den der obige Text vermittelt. Ich verwehre mich gegen die von Hugo Stamm unterstellte Mitverantwortung meines Films für den beschriebenen oder andere Todesfälle. Der unterstellten Mitverantwortung steht die Aussage des zuständigen Staatsanwaltes der Staatsanwaltschaft Appenzell Ausserrhoden gegenüber, der mir folgende Stellungnahme zukommen liess:
«Im Einstellungsbeschluss der Strafuntersuchungsbehörde ist ausdrücklich festgehalten, ‹dass keine Dritten für den Tod von Frau X verantwortlich gemacht werden können›. Es wurde gar nicht untersucht, ob Frau X Ihren Film tatsächlich gesehen hat. Lediglich die Angehörigen haben darauf hingewiesen, ihre Mutter habe nach der Lichtnahrungs-Methode gelebt. Eine adäquate Kausalität zwischen dem Film und dem Tod der Frau kann in strafrechtlicher Hinsicht sicher ausgeschlossen werden.»
Hugo Stamm begründet sein Narrativ folgendermassen: «Am Anfang war das Licht» enthalte «die Botschaft, dass der Lichtnahrungsprozess unbedenklich sei, wenn er aus spiritueller Motivation heraus unternommen werde.»
Diese Begründung ist leicht zu entkräften. «Am Anfang war das Licht» enthält nicht nur zahlreiche explizite und implizite Warnungen vor dem sogenannten Lichtnahrungsprozess (gezählte 25 Aussagen von 17 unterschiedlichen Protagonisten!), er zeigt auch alle damals bekannten Todesfälle von Menschen, die diesen Prozess aus spiritueller Motivation heraus unternommen haben (Filmminuten 12:34 bis 14:02). Es sind darunter auch exakt jene Todesfälle, die Hugo Stamm in seinem Artikel beschreibt, so als würden sie in meinem Film gar nicht vorkommen.
Ähnlich irreführend ist der Text, wenn Stamm über den Selbstversuch von Michael Werner in Bern schreibt: «Den medizinischen Bericht seines Selbstversuchs hielt Werner allerdings unter Verschluss. Recherchen des TA haben ergeben, dass dieser für Werner ungünstig ausgefallen ist.»
Tatsächlich wurde der Bericht auf das ausdrückliche Betreiben von Michael Werner im Jahr 2008 nicht nur im Fachmagazin «Forschende Komplementärmedizin» veröffentlicht, sondern das «ungünstige» Ergebnis ist auch im Film in einer eigenen Tafel klar und deutlich eingeblendet (Filmminute 34:22 bis 34:34).
Unrichtig oder zumindest missverständlich ist im Kontext des Artikels darüber hinaus die Aussage, dass ich an das «Phänomen glaube».
Im Allgemeinen ist es natürlich unmöglich, dauerhaft ohne physische Nahrung zu überleben. Wie ich auf meinem Blog und meiner Website erläutere, glaube ich, basierend auf Studien, die in den hochrangigen Wissenschaftsjournalen Nature und dem American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurden, an kalorisch nicht erklärbare Energiemengen in der menschlichen Energiebilanz, die erklären könnten, warum manche Menschen sehr viel weniger essen müssen als andere. Bis zu welchem Extrem und wie lange dieses «Phänomen» in Einzelfällen funktioniert, kann ich nicht beurteilen und lässt auch mein Film offen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch