Steht Afrika vor dem Turnaround?
Bislang machte der afrikanische Kontinent meist mit Hunger, bewaffneten Konflikten und korrupten Diktatoren Schlagzeilen. Inzwischen haben viele Staaten ihr Image aufpoliert und locken zahlreiche Investoren an.
Das Bild des «hoffnungslosen Kontinents», das man von Afrika hat, entspreche nicht mehr der Realität, schreibt die «Financial Times Deutschland» (FTD). Zwar gebe es in Afrika nach wie vor zahlreiche Probleme wie Unterernährung, Korruption oder Aids – gleichzeitig wachse aber auch die Wirtschaft in verschiedenen Ländern stark. Manche Regionen und Sektoren erleben einen regelrechten Wirtschaftsboom und die Investitionen ausländischer Firmen in afrikanische Länder nehme stark zu. Dabei gehe es diesen Firmen bei ihren Investitionen nicht mehr nur darum, den Kontinent als Rohstofflieferanten zu nutzen, sondern in aufstrebende Märkte zu investieren.
«Afrika wächst rasant und sehr robust, auch wenn es noch einige Ausnahmen gibt», sagt Birgit Gerhardus, Referentin im Bundesentwicklungsministerium Deutschlands gegenüber FTD. Von der globalen Wirtschaftskrise habe sich der Kontinent rasch erholt. Wenn es so weitergehe, sollte es in zehn Jahren einigen Ländern in Afrika deutlich besser gehen als heute.
Höhere Wachstumsraten als im Rest der Welt
Heiko Schwiderowski vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag spricht von einem deutlich höheren Interesse an Afrika bei zahlreichen Unternehmen. Ausser im Krisenjahr 2009 sei die Wirtschaft in den meisten afrikanischen Ländern jährlich um fünf Prozent gewachsen. Das sind deutlich höhere Wachstumsraten als im Rest der Welt.
Der Internationale Währungsfonds rechne fürs Jahr 2010 mit einem Plus von 4,3 Prozent. Für das Jahr 2011 werde vom IWF gar ein Zuwachs von 5,3 Prozent prognostiziert. Der IWF habe seine Erwartungen aber auch schon mehrmals nach oben korrigieren müssen, da einzelne Länder die Durchschnittsrate überflügelten. Zwar sei damit noch nicht das 10-Prozent-Wachstum Chinas erreicht, der Trend nach oben sei aber eindeutig und, wie es scheint, auch nachhaltig.
Grosse Unternehmen investieren in Afrika
Immer mehr grössere Unternehmen beabsichtigen daher in afrikanischen Staaten zu investieren oder haben es bereits getan. So liefern sich beispielsweise die grossen europäischen Fluggesellschaften derzeit ein regelrechtes Wettrennen um den afrikanischen Kontinent, wie FTD berichtet. Air France-KLM baue das Angebot um vier Prozent aus und fliege demnächst ab Paris die ruandische Hauptstadt Kigali an. Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa fliegt demnächst die Hafenstadt Pointe-Noire an, von wo aus 39 Ziele afrikanischer Länder angeflogen werden, mit wöchentlich 538 Hin- und Rückflügen.
Unternehmensberater wollen in Afrika einsteigen
Auch Unternehmensberatungsfirmen versuchen in Afrika vermehrt einzusteigen. Ernst & Young habe bereits in 30 von insgesamt 53 afrikanischen Ländern Büros eröffnet. 15 Prozent der Berater wurden im vergangenen Jahr angeworben, die meisten dieser Mitarbeiter seien Afrikaner.
Die schwedische Firma Electrolux habe in Ägypten den Haushaltsgerätehersteller Olympic Group erworben. Die Elektrolux-Aktie sei danach um beinahe fünf Prozent gestiegen. Für die Übernahme von 52 Prozent der ägyptischen Haushaltsgerätefirma habe Electrolux 344 Millionen Euro bezahlt.
Der indische Konzern Essar Steel versucht derweil, in ganz Afrika «Stahl-Supermärkte» zu eröffnen. Man erwarte, dass dadurch kleinere Firmen und Privatpersonen Stahl für ihr Geschäft oder den Häuserbau einkaufen würden. «Wir meinen, es gibt in Afrika jede Menge unternehmerischer Aktivitäten, die darauf wartet, freigesetzt zu werden», sagte Malaj Mkherjee, der Chef des indischen Konzerns der «Financial Times Deutschland».
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