Staudamm-Bruch in Polen – Flucht in Sachsen
Nach dem Bruch einer Staumauer im polnischen Grenzgebiet zu Deutschland droht eine Flutwelle der Neisse. In Tschechien, Polen und Deutschland kamen bereits zehn Menschen durch das Hochwasser um.
Bis zum Sonntagmorgen brachten Feuerwehr, Polizei und Technisches Hilfswerk mit Booten, Bussen und Helikoptern im Landkreis Görlitz 1450 Menschen vor den Fluten in Sicherheit, darunter auch die Bewohner zweier Altersheime. Laut einer Sprecherin des Katastrophenstabes laufen die Evakuierungen weiter. Die Bundespolizei sei mit fünf Helikoptern im Einsatz, um durch das Neisse-Hochwasser eingeschlossene Menschen auszufliegen.
In Görlitz war der Pegelstand der Neisse am Samstag sprunghaft auf über sieben Meter gestiegen. Am Morgen lag der Pegel fast unverändert bei 7,07 Metern; das ist der höchste Stand seit Beginn der Messungen im Jahr 1912. In Zwickau ging der Wasserstand unterdessen leicht zurück. Der Scheitelpunkt wandert derzeit von Görlitz entlang der Neisse in Richtung Bad Muskau. Die Hochwasserwelle der Neisse wird nach Angaben der Feuerwehrleitstelle Lausitz gegen Sonntagmittag im Süden Brandenburgs erwartet.
Noch keine Entwarnung
In der Region ist Katastrophenalarm ausgelöst. Nach heftigen Regenstürmen und dem Bruch einer Staumauer am Witka-See im polnischen Grenzgebiet war die Neisse in Görlitz binnen weniger Stunden auf einen Höchststand von sieben Metern angestiegen. Gegen 2 Uhr stagnierte der Pegel zwar, doch konnte der Vertreter des Katastrophenschutzes am Sonntagmorgen keine Entwarnung geben. «Es regnet immer noch stark, und nach dem Wetterbericht ist keine Besserung in Sicht», sagte er.
«Die Lage ist nach wie vor angespannt», bestätigte ein Sprecher der Polizei Görlitz am Morgen. Sorge bereiteten den Rettern die zahlreichen Schaulustigen, die von Brücken aus das Hochwasser beobachteten: Sie brächten sich unnötig in Gefahr, warnte der Polizeisprecher. Einsturzgefährdet sei eine im Bau befindliche Brücke im Raum Weisswasser.
Mindestens zehn Todesopfer
Nach heftigen Regenstürmen ist die Lage im Dreiländereck zwischen Polen, Deutschland und Tschechien äusserst angespannt. Im sächsischen Neukirchen wurden am Samstag beim Auspumpen eines Kellers die Leichen von zwei Männern und einer Frau im Alter zwischen 63 und 74 Jahren gefunden. Wie die Polizei in Chemnitz mitteilte, hatten sie offenbar versucht, ihr dort befindliches Hab und Gut vor den eindringenden Wassermassen zu retten, und waren dabei ertrunken. In Tschechien ertranken vier Männer. Drei weitere Todesopfer wurden in Polen gemeldet.
Polnische Stadt unter Wasser
Besonders dramatisch ist die Situation allerdings im polnischen Bogatynia. Dort trat der Fluss Miedzianka über die Ufer, die rund 20'000 Einwohner zählende Stadt stand nach Angaben von Bürgermeister Andrzej Grzmielewicz gänzlich unter Wasser. Teilweise reichte es nach seinen Worten bis in die ersten Stockwerke.
Mindestens 2000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, sagte Grzmielewicz dem Fernsehsender TVN24. Militärhubschrauber kamen mehreren Menschen zur Hilfe, die sich vor den steigenden Fluten auf die Dächer ihrer Häuser geflüchtet hatten. Auch deutsche Rettungskräfte halfen den Einwohnern von Bogatynia.
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