Starker Franken: Industrie bricht ein
Noch nie seit der Finanzkrise hat die Schweizer Wirtschaft derart stark nachgegeben wie im Januar. Vier von fünf Unternehmen wurden vom Ende der Franken-Untergrenze komplett überrascht.
Die Aufgabe des Euro-Mindestkurses hat bei den Schweizer Industriefirmen zum stärksten Einbruch seit der Finanzkrise geführt. Der Auftragsbestand wurde deutlich kleiner. Die Unternehmen kaufen weniger ein und bauen Personal ab.
Dies zeigt die Umfrage im Rahmen des Einkaufsmanagerindex (PMI) der Credit Suisse (CS), die zwischen dem 19. und dem 27. Januar durchgeführt wurde. Mit einem Minus von 5,3 auf 48,2 Punkten ist der PMI im Januar unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gefallen. Dies ist der stärkste Rückgang seit November 2008, also seit dem Höhepunkt der Finanzkrise.
Lagerbestände und Personal abgebaut
Alle Subkomponenten des Index gaben nach. So ist der Auftragsbestand deutlich zurückgegangen. Die Unternehmen kauften auch weniger ein und bauten Lagerbestände und Personal ab.
Den stärksten Einfluss hat die Frankenaufwertung jedoch auf das Preisniveau: Die Einkaufspreise stürzten um 26,7 Punkte auf ein historisches Tief von 21,2 Zähler ab. Demnach dürfte das Preisniveau in der Schweiz deutlich sinken, heisst es in der Mitteilung.
Nur die wenigsten Schweizer Industrieunternehmen rechneten offenbar mit einer Aufgabe des Euro-Mindestkurses. Nur jedes fünfte hat sich gegen eine Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro abgesichert. Entsprechend stark sind die Unternehmen von der Frankenaufwertung betroffen.
Verlust von 18 Milliarden Franken
Der Verlust im Verkauf (-31 Milliarden Fr.) überwiegt gemäss den Berechnungen der Credit Suisse die Einsparungen im Einkauf ( 13 Milliarden Fr.) bei weitem. Hochgerechnet betrage das Minus rund 18 Milliarden Franken, was rund 3 Prozent der Wertschöpfung der Industrie entspreche.
Immerhin haben laut CS alle befragten Unternehmen von Einsparungen im Einkauf profitiert. Keines kaufe ausnahmslos in Franken ein. Industrieweit werden heute 45 Prozent aller Einkäufe in Euro getätigt. Der Anteil in Franken beträgt noch 42 Prozent. Die CS geht davon aus, dass künftig der Anteil der Euro-Einkäufe weiter zunehmen wird.
85 Prozent der Unternehmen haben bereits konkrete Massnahmen ergriffen. Am häufigsten genannt wurden Gespräche mit Lieferanten, um Preisnachlässe zu erwirken. 16 Prozent haben selbst die Preise gesenkt. 14 Prozent planen eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland oder haben einen Investitions- und Einstellungsstopp verhängt.
Eine knappe Mehrheit der Unternehmen geht bei der Planung zudem davon aus, dass der Franken-Euro Kurs noch mindestens ein Jahr lang nahe der Parität verharren wird.
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