Ständerat genehmigt 870-Millionen-Hilfspaket
Ohne Abstriche genehmigte der Ständerat das bundesrätliche Hilfspaket zur Milderung der Auswirkungen des starken Frankens. Der grösste Brocken geht an die Arbeitslosenversicherung.

Mit 31 gegen 9 Stimmen hiess der Ständerat in der ausserordentlichen Session am das Gesetzespaket gut, das Grundlage ist für die Umsetzung der Massnahmen. Danach passierten mit klaren Mehrheiten die Nachtragskredite zum Budget 2011. «Es ist wichtig, Unternehmen und Arbeitgebern zu zeigen, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen und teilen», sagte Präsident Pankraz Freitag (FDP/GL), Präsident der Finanzkommission. Dies im Wissen, dass nicht alle Massnahmen schnell wirkten und sie nicht zu 100 Prozent ihr Ziel erreichten.
Hauptakteurin in der Währungskrise sei die Nationalbank, lautete der Tenor. Nach dem Entscheid der Nationalbank, als Wechselkurs- Grenze 1.20 Franken pro Euro festzulegen, sei das Paket als flankierende Massnahme der Politik aber nötig. Die schwierige Zeit für die Exportwirtschaft komme erst noch.
Kritik kam von SVP-Vertretern: «Dem Bundesrat geht es offenbar nur noch darum, das Gesicht einigermassen zu wahren», monierte This Jenny (GL). «Ein Revitalisierungsprogramm für die Wirtschaft wäre sinnvoller und liesse sich kurzfristig initiieren», doppelte der Schaffhauser Hannes Germann nach.
500 Millionen für Arbeitslosenversicherung
Grösster Brocken im Hilfspaket sind zusätzliche 500 Millionen Franken für die Arbeitslosenversicherung für Kurzarbeitsentschädigungen. Eine bürgerliche Minderheit hätte diesen Beitrag noch nicht sprechen wollen. Ihr Antrag wurde aber mit 28 gegen 10 Stimmen abgelehnt. Die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit soll vom Bund noch 2011 zusätzliche 100 Millionen als Darlehen bekommen. Forschung und Innovation sollen mit insgesamt 212,5 Millionen Franken unterstützt werden.
Um 10 auf 80 Millionen Franken aufgestockt wird die Unterstützung der Nahrungsmittelindustrie gemäss «Schoggigesetz». Ein Antrag von Werner Luginbühl (BDP/BE), mit weiteren 20 Millionen Franken auch die Verkäsungszulage bis Ende Jahr zu erhöhen, wurde abgelehnt.
Keine tiefere Mehrwertsteuer
Mit insgesamt 46,5 Millionen Franken sollen die Abgeltungen für den alpenquerenden Kombi-Güterverkehr und für touristisch genutzte Regionalbahnen erhöht werden. Abgelehnt wurde der Antrag von Adrian Amstutz (SVP/BE), Präsident des Nutzfahrzeugverbandes Astag, auf die 28,5 Millionen für den Kombi-Güterverkehr über die Alpen zu verzichten.
Nichts ändern wollte der Ständerat bei der Mehrwertsteuer. Eine bürgerliche Minderheit drang mit dem Vorschlag nicht durch, den Mehrwertsteuersatz für Gastronomie und Hotellerie für ein Jahr von 3,8 auf 2,5 Prozent zu senken. Auch der SVP-Antrag, den Normalsatz der Mehrwertsteuer von 8,0 auf 7,5 Prozent zu senken, scheiterte.
Ebenfalls abgelehnt wurde ein von der Linken beantragter Hilfsfonds mit 1,2 Milliarden Franken. Mit diesem Geld hätten von der Krise schwer getroffene Exportbetriebe unterstützt und bedrohte Arbeitsplätze erhalten werden sollen.
Hilfspaket aufgeteilt
Der Bundesrat hatte im August zunächst ein Hilfspaket von 2 Milliarden Franken angekündigt und Kritik ausgelöst. Später beschloss er eine Aufteilung und eine erste Tranche von 870 Millionen Franken, die aus dem erwarteten Überschuss von 2011 finanziert werden. «Es geht um Tausende Arbeitsplätze, die nicht aufgegeben werden dürfen», sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Das von der SVP verlangte Wirtschafts-Revitalisierungsprogramm sei von der Stossrichtung her richtig. Doch längerfristige Verbesserungen der Rahmenbedingungen seien nicht über Nacht zu bewerkstelligen.
Anders als in der ausserordentlichen Session des Ständerates dürfte es das Hilfspaket am Dienstag im Nationalrat schwer haben. In dessen Finanzkommission fielen alle Massnahmen in einer ersten Sichtung durch. Sie wird sich vor der Debatte der grossen Kammer noch einmal damit befassen. Eine zweite Hilfspaket-Tranche von bis zu einer Milliarde Franken will der Bundesrat für die Dezembersession vorbereiten, falls die Wirtschaftslage es erfordert.
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