Flammenwerfer gegen MaturandenStaatsarchiv Basel-Stadt macht sich über die Bürgerlichen lustig
Eine vom Staatsarchiv publizierte Fotomontage hat empörte Reaktionen auf beiden Seiten des politischen Spektrums ausgelöst. Nun entschuldigt sich die Institution für den Twitter-Post.

«Hakt es bei ihnen?», fragten sich viele, als am Dienstagabend auf dem Twitter-Kanal des Staatsarchivs Basel-Stadt folgender Post zu sehen war.
Das baselstädtische Staatsarchiv publizierte ein sogenanntes Meme – ein Foto, bei dem sich im Zusammenspiel zwischen Bild und Schrift über etwas lustig gemacht wird. Solche Memes sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr geläufig. Dieses mal wurden die Bürgerlichen Hops genommen.
Das Foto zeigt zwei Soldaten, die mit Flammenwerfern auf etwas Unerkennbares schiessen. Das historische Bild stammt vermutlich aus dem Ersten Weltkrieg. Auf dem Foto werden die beiden Soldaten als Bürgerliche gekennzeichnet, die sich trotz Coronakrise und Fernunterricht für Maturitätsprüfungen einsetzen. Sie feuern auf die diesjährigen Maturanden, welche bereits in Flammen stehen.
Hintergrund des Posts ist das Vorgehen diverser bürgerlicher Parteien, die sich in den letzten Tagen verschiedentlich für eine Durchführung der Maturitätsprüfungen eingesetzt haben. Hingegen plädieren viele Maturanden für eine komplette Absage der Schlussexamen.
Reaktionen auf diesen Post folgten umgehend: SVP-Grossrat Joel Thüring findet diese Veröffentlichung des «politisch neutralen Staatsarchiv» nicht in Ordnung: «Dieses unqualifizierte Meme gegen eine politische Einstellung mag ja lustig sein, allerdings sollte das politisch neutrale Staatsarchiv es kaum via Twitter weiter verbreiten.»
Doch Kritik kommt nicht nur aus dem bürgerlichen Lager. Auch SP-Grossratskandidat Moritz Weisskopf findet den Post respektlos.
Das Staatsarchiv Basel-Stadt entschuldigt sich jetzt für die Aktion und rudert zurück: «Die Memes sollten ja durchaus für Abwechslung sorgen, allerdings nicht in diesem Sinne», sagt Staatsarchivarin Esther Baur gegenüber dieser Zeitung. Das Staatsarchiv habe vor einigen Tagen auf seiner Website dazu eingeladen, die aktuelle Corona-Krise mit Humor zu meistern, indem mit historischen Archiv-Bildern Memes hergestellt werden. «Das Angebot hat nun einige Beachtung gefunden.» Vereinzelt seien dem Staatsarchiv solche Memes zur Publikation in den sozialen Medien zugeschickt worden.
Einige dieser Memes stammen von einer Schulklasse, sagt Baur. «Sie thematisieren die Empfindungen junger Menschen.» Das Staatsarchiv habe einen Teil davon als kleine Serie auf Twitter publiziert. Keinesfalls wolle man damit einen politischen Kommentar abgeben. «Das Meme löste nicht die beabsichtigte Wirkung aus.» Man habe mit einigen Politikern bereits Kontakt aufgenommen, um die Unstimmigkeiten zu klären.
Trotzdem werde der Post nicht gelöscht. «Auf Twitter soll die öffentlich ausgetragene Diskussion nachvollziehbar bleiben.» Esther Baur sichert jedoch zu, dass zukünftig keine politisch deutbaren Memes mehr publiziert werden.
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