Staaten zapfen Ölreserven an – Ölpreis fällt
Die Internationale Energie-Agentur wirft 60 Millionen Fass auf den Markt, um die Unterbrechung der Versorgung aus Libyen abzufedern. Seit der Ankündigung ist der Ölpreis in den USA und Europa zurückgegangen.
Ungewöhnlicher Schritt der Internationalen Energie-Agentur (IEA): Sie zapft ihre Öl-Reserven an und wirft 60 Millionen Fass auf den Markt, um die Unterbrechung der Versorgung aus Libyen abzumildern. Das hätten die 28 Mitgliedstaaten beschlossen, teilte Exekutivdirektor Nobuo Tanaka in Paris mit. Es sei erst das dritte Mal in ihrer Geschichte, dass die IEA ihre Reserven öffne. In 30 Tagen will die IEA über weitere Schritte befinden. Möglicherweise sinken nun die Benzinpreise.
In den USA ging der Ölpreis nach der Ankündigung um fünf Prozent auf rund 93 Dollar je Fass zurück. In Europa sank er nur um gut einen Dollar auf 112 Dollar. Allein 30 Millionen Barrel kommen aus den Reserven der USA. Der Krieg in Libyen habe zu einem Ausfall von rund 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag geführt, schätzte die US-Regierung. 30 Prozent der Reserven will Europa beisteuern, 20 Prozent Asien.
Saisonale Nachfrage verschärft Situation
Die IEA teilte weiter mit, die Auswirkungen der libyschen Produktionsausfälle auf den Ölmarkt seien grösser geworden. Dies könne die zerbrechliche Erholung der Weltwirtschaft gefährden. Durch den Bürgerkrieg in Libyen seien bis Ende Mai 132 Millionen Fass Öl ausgefallen. Die Mitgliedstaaten wollten nun aus ihren Reserven 30 Tage lang täglich zwei Millionen Barrel verkaufen, erklärt die IEA.
Der normale saisonale Anstieg des Raffineriebedarfs werde die Situation verschärfen. Es werde auch erwartet, dass Libyen das gesamte Jahr ausfalle, auch wenn es grosse Unsicherheiten über die Prognosen gebe. Die IEA habe vor dem Beschluss mit den grössten Förderländern und wichtigen Nicht-IEA-Importländern gesprochen. Die IEA begrüsse auch, dass die grossen Ölförderländer ihre Produktion erhöhen wollten. Dies werde allerdings noch etwas Zeit benötigen.
Die gesamten Öl-Reserven der IEA-Mitgliedsstaaten umfassen den Angaben zufolge 4,1 Milliarden Fass, und fast 1,6 Milliarden davon befinden sich in der Notfall-Reserve. Die Mitglieder haben die Verpflichtung, 90 Tage ihrer Importe als Reserve zu halten, haben aber derzeit sogar 146 Tage. Die IEA wurde nach der Ölkrise 1973/74 gegründet, als Lieferungen aus dem Nahen Osten auszubleiben drohten.
dapd/miw
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