Sportler unter Strom
Mit dem 204 PS starken Golf GTE will Volkswagen Ende Jahr dem BMW i3 in die Elektro-Parade fahren. TA-Mitarbeiter Thomas Geiger legte bereits die ersten Kilometer mit dem Strom-Sportler zurück.
VW legt den Golf an die Leine. Weil es die Wolfsburger langsam leid sind, dass alle Welt bei Elektroautos aus Deutschland nur vom BMW i3 schwärmt, holen sie nun zum Gegenschlag an der Ladesäule aus und elektrifizieren kein geringeres Auto als den Golf. Masse statt Klasse, lautet das Motto, und spätestens im Herbst könnte diese Rechnung durchaus aufgehen. Denn nach dem rein elektrischen und deshalb wohl auch nur für kleine Serien und enge Nischen tauglichen e-Golf kommt der Bestseller dann auch als Plug-in-Hybrid.
Und der ist nicht nur sparsam, sondern lockt obendrein mit einer gehörigen Portion Spass und Sportlichkeit – kein Wunder, dass VW ihn kurzerhand zum GTE stempelt und mit den gleichen Insignien schmückt wie GTI und GTD. «Emissionsfrei in der Stadt und mit fast 1000 Kilometern Reichweite trotzdem absolut langstreckentauglich vereint er das beste aus zwei Welten», sagt Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neusser und glaubt, dass mit einem Konzept wie diesem tatsächlich der Durchbruch zu schaffen ist.
In 7,6 Sekunden auf Tempo 100
An den Fahrleistungen wird es jedenfalls nicht liegen. Denn elektrisch fährt der Hybrid mit Steckdosen-Anschluss mit seinen 102 PS und dem spontanen Drehmomentaufbau aller Stromer so gut wie jedes andere Akku-Auto: Er startet an der Ampel mit quietschenden Reifen, schafft auch ohne Verbrenner 130 Sachen, und wenn die Lithium-Ionen-Zellen im Wagenboden nach zwei bis drei Stunden Ladepause an der heimischen Wallbox richtig voll sind, reicht der Strom für bis zu 50 Kilometer.
Die grosse Stärke des Plug-in-Modells ist allerdings das Zusammenspiel mit dem 150 PS starken Benziner. Nicht nur, weil der Sparer dann zum Sportler wird, mit einer Systemleistung von 204 PS und maximal 350 Nm plötzlich so viel Laune macht wie ein GTD und zum Beispiel in 7,6 Sekunden von 0 auf 100 sprintet. Oder weil er bei schnellen Fahrten auf der (deutschen) Autobahn Konkurrenten wie i3 & Konsorten so rasch davonfährt, wie ein Porsche einem Polo.
Fast 1000 Kilometer Reichweite
Sondern weil er, wenn es denn sein muss, wie ein ganz normales Auto fährt: Bei einem Aktionsradius von fast 1000 Kilometern muss niemand nach der Reichweite schauen, und bei einem Spitzentempo von 217 km/h darf man es auch mal ein bisschen eilig haben, lobt Entwickler Tino Laue das Konzept, das den Kunden einen soften Umstieg in die schöne neue Welt der Stromer ermöglichen soll.
Auf eine Enttäuschung müssen sie sich dabei trotzdem einstellen: Der Normverbrauch von 1,5 Litern ist ein rein theoretischer Wert, der allein dem schmeichelhaften Testzyklus zu verdanken ist. In der Praxis dürfte sich der Wert viel eher bei vier oder fünf Litern einpendeln. «Wenn man den Benziner überhaupt mal braucht», sagt Laue. Denn weil die meisten Tagesetappen kürzer sind als 50 Kilometer, hat der Verbrenner nach seiner Erwartung die meiste Zeit ohnehin Ferien.
Preis des GTE ist noch offen
So gut sich der Golf GTE auch fährt und so ausgreift die Technik mittlerweile scheint – all das wird die Schlacht an der Ladesäule vorerst nicht gross beeinflussen. Sondern das alles entscheidende Kriterium ist derzeit noch immer der Preis – und ausgerechnet dazu will VW-Chefentwickler Neusser partout noch nichts sagen. Muss er auch nicht, denn eines ist trotzdem schon sicher: Der Golf für die Steckdose wird ein teures Vergnügen, zumal VW bereits für den elektrischen Up in der Schweiz fast 33 000 Franken aufruft.
Bei den zu erwartenden Preisen und ohne politische Anreize auf einen echten Durchbruch zu hoffen, fällt einem schwer. Auch wenn VW-Entwicklungschef Neusser von bezahlbarer Technik spricht und vor allem die niedrigen Betriebskosten des Golf GTE preist. Aber fürs Rechnen bleibt ja noch Zeit, der GTE feiert in Genf Premiere und soll laut VW-Sprecher Livio Piatti «voraussichtlich im Herbst 2014 auf den Schweizer Markt kommen».
Der e-Golf kommt im Juni
Wer nicht warten mag: Der vollelektrische e-Golf mit seinen 115 PS rollt schon im Juni lautlos an den Start. Je nach Zuladung und Fahrweise soll der Stromer eine Reichweite zwischen 130 und 190 Kilometer schaffen. Der e-Golf ist ab März bestellbar und kostet mindestens 39 950 Franken.
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