Angst vor Schliessung der PistenSporthändler verschleudern ihre Ski-Ware schon jetzt
Die Sportfachgeschäfte haben Angst, auf der Ware sitzen zu bleiben. Darum beginnen einige schon vor Weihnachten, ihre Produkte mit Rabatten auf den Markt zu werfen. Verlierer sind die kleinen Shops in den Skigebieten.

Noch vor wenigen Wochen wirkte es so, als wäre eine anständige bis gute Wintersaison möglich – vorausgesetzt, die Corona-Situation bleibt unter Kontrolle. Davon kann aber keine Rede sein, neue Einschränkungen sind daher unvermeidlich. Auch beim Skisport.
Diesen Winter dürften daher deutlich weniger Leute auf die Pisten gehen als in den Vorjahren. Machen die Pistenbeizen zu, wie es der Bundesrat noch heute Freitag für die letzten Tage des Jahres anordnen könnte? Oder gar ganze Skigebiete, wie es im Kanton St. Gallen beschlossene Sache zu sein scheint? Und selbst wenn alles offen bliebe, ist unter den aktuellen Bedingungen überhaupt unbeschwerter Ski-Spass möglich? Die Verunsicherung unter den Wintersportlern ist gross.
Entsprechend nervös sind Sportfachhändler. Ihr Problem: Sie haben grosse Teile ihres Lagers schon im vergangenen Winter bestellt, als noch kaum einer das Coronavirus auf dem Schirm hatte. Geschweige denn die möglichen Konsequenzen auf die Skisaison 2020/21 einschätzen konnte. Das Angebot ist das gleiche, die Nachfrage scheint aber deutlich gesunken zu sein.
Nicht alle machen mit
Nur so lassen sich die neusten Kampagnen der grossen Ketten erklären: «Ready, Steady, Sale» springt den Kunden die Werbung auf der Website der Migros-Tochter SportXX an. Mit über 1000 Artikeln mit über 50 Prozent Abschlag wirbt Ochsner Sport. Und die Kette Dosenbach, die wie Ochsner zum deutschen Deichmann-Konzern gehört, hat in den vergangenen Tagen Zeitungsinserate mit grossen Rabatt-Angeboten geschaltet.
So bietet Ochsner die Herrenskijacke vom Typ Energy von Völkl aktuell für 199.50 statt 399 Franken an. Bei den Brettern selbst ist er Abschlag prozentual nicht ganz so hoch: Zum Beispiel kosten die Head Worldcup Rebels i.Race aktuell 599 statt 1099 Franken.
Ein SportXX-Sprecher schreibt, dass der Ausverkauf «rein administrativ-organisatorische Gründe» habe. Zu Deutsch: Weil per 1. Januar 2021 die Migros-Fachmärkte SportXX, Micasa, Melectronics und Do it in eine Einheit zusammengeführt würden, gibt es jetzt Sonderangebote. So ist es bei Zusammenschlüssen gängige Praxis, dass die fusionierte Einheit mit möglichst tiefen Lagerbestände starten soll. Umso ärgerlicher dürfte daher nun die fehlende Nachfrage der Kunden sein – und umso dringlicher die Rabatt-Aktionen.
Kleine in der Existenz bedroht
Viele kleine Sportfachhändler dagegen halten die Füsse aktuell noch still und beteiligen sich nicht an der Rabattschlacht. Und es gibt auch Grosse, die keine Rabatte im grossen Stil gewähren, so zum Beispiel der Schweizer Arm der französischen Kette Decathlon oder der Onlineshop der Einkaufsgemeinschaft Intersport.
«Die Grossen sind so aggressiv, weil ihre riesigen Lager übervoll sind», sagt Peter Bruggmann, Präsident des Sportfachhändlerverbands Asmas. «Die Skivermietung läuft richtig schlecht. Für die nächsten Wochen müssen die Skivermieter dort ein Minus von 80 Prozent kalkulieren, da die ausländischen Gäste fast komplett wegfallen und keine Planungssicherheit besteht.» Auch beim Verkauf sieht es im Alpinbereich nicht besser aus. Das Umsatzplus, das die Händler aktuell bei anderen Wintersportarten wie Schneeschuhwandern, Touren oder Langlauf verbuchen, könne dies nicht wettmachen.
Mit den Rabatten sei aber niemandem geholfen: Am stärksten litten die Kleinen. «Die Leute, die sich jetzt auf Weihnachten eine ganze Ausrüstung kaufen wollen, langen jetzt halt bei den Grossen zu.» Die ganz grosse Nachfrage könnten diese aber selbst mit Rabatten nicht stimulieren. «Wenn die Menschen nicht wissen, ob sie Skifahren gehen können, dann kaufen sie nicht, auch wenn es günstiger ist», sagt Bruggmann.
Insbesondere für kleine Skigeschäfte in den Bergen werde die Situation nun deshalb existenzbedrohend. «Die Tage über Weihnachten und Neujahr sind für den Skiverleih an der Talstation für ein Drittel des Jahresumsatzes verantwortlich.»
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