Nur ein Hauch Real
Das Madrider Derby offenbart neuartige Kraftverhältnisse in der Stadt – und ein müdes, seelenloses Real Madrid.

Eine Geburtstagsparty mit 150 geladenen Gästen lässt sich nun mal nicht in letzter Minute absagen. Selbst dann nicht, wenn einem der Sinn danach stünde. Und so ging in der Nacht nach der «historischen Erniedrigung» und der «kolossalen Tracht Prügel», wie die spanischen Zeitungen mit ihrem Hang zum Ikonoklastischen titeln, im Madrider Lokal In Zalacaín die Feier für Cristiano Ronaldos 30. Geburtstag dann eben doch über die Bühne – im buchstäblichen Sinne. Es gibt Videomitschnitte davon, wie der Gefeierte, mit Hut, auf der Bühne steht und in ein mit Glitzersteinen bestücktes Mikrofon singt, das er wohl besser ganz dem kolumbianischen Popstar Kevin Roldán, dem Guest Star des Abends, überlassen hätte. Nur ein dünnes Stimmchen kam dabei heraus, ein gesanglicher Hauch. Es war eine hübsche, wenn auch gänzlich ungewollte Erinnerung an die Leistung des Weltfussballers in dessen angestammtem Fachbereich, Stunden davor, auf dem Rasen des Stadions Vicente Calderón.