Spitzelbonus für Ramos?
Erwin Beyeler bestritt bis anhin, die Details über die umstrittene Ramos-Affäre zu kennen. Ein neu aufgetauchter Briefwechsel bringt den Bundesanwalt nun in arge Bedrängnis.

Im Prozess um Privatbankier Oskar Holenweger kamen auch nach dem dritten Tag keine nennenswerten neuen Details ans Tageslicht. Immer wieder zu reden gab jedoch José Manuel Ramos, der im Jahr 2002 für die Ermittlungen gegen Holenweger von der Bundesanwaltschaft eingesetzt wurde. Im aktuellen Prozess sind die Akten um den Drogenbaron nicht einsehbar. Dies, obwohl die Verteidigung schon mehrmals um Einsicht gebeten hatte.
Ramos habe damals einen deutschen Vertrauensmann eingesetzt, der Holenweger Drogengeld angeboten habe. Der Bankier habe angenommen. Die Verteidigung bestreitet, dass ihr Mandant gewusst habe, dass es sich dabei um schmutziges Geld aus Drogengeschäften handelte. Dennoch ging die damalige Bundesanwaltschaft um Valentin Roschacher in der Folge und gestützt auf die Informationen des Vertrauensmannes Ramos, von einem dringenden Tatverdacht gegen Holenweger aus. Dies weil Ramos' Angaben in anderen Fällen sich als vertrauenswürdig erwiesen hätten.
Übernahme des Lebensunterhalts
Recherchen der «Weltwoche» (Artikel nicht online verfügbar) lassen nun berechtigte Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit von Ramos' Aussagen aufkommen. So soll dem Drogenbaron eine finanzielle Entschädigung für die Spitzeleien angeboten worden sein. Konkret habe Erwin Beyeler, damaliger Chef der Bundeskriminalpolizei (BKP), Valentin Roschacher eine Erfolgsprämie für seinen Vertrauensmann Ramos versprochen. Dies geht aus einem Briefwechsel hervor, der der Weltwoche vorliegt. «10vor10» berichtet überdies, Beyeler habe damals zugesichert, die BKP könne für einige Monate den Lebensunterhalt von Ramos, im Brief «A» genannt, übernehmen. Darin eingeschlossen wären Wohn-, Versicherungs- und Lebensunterhaltskosten in der Höhe von 5000.- bis 7000.- Franken (siehe Screenshot).
Für Beyeler erscheint die Angelegenheit prekär. Es steigt der Verdacht, dass der jetzige Bundesanwalt mehr in die Affäre Ramos involviert war, als er bis anhin eingestanden hat. Christoph Mörgeli sagte gegenüber «10vor10»: «Das ist unerhört». Für den SVP-Nationalrat ist Beyeler somit als Bundesanwalt nicht mehr wählbar. Auch beim Grünen Nationalrat Daniel Vischer sorgt das Schreiben für Aufregung: Er glaube nicht, dass es für solche finanziellen Unterstützungen in Ermittlungsverfahren eine gesetzliche Grundlage gäbe.
Gegenüber «10vor10» räumte Beyeler ein: Er sei an einer Bezahlung für Ramos in «keiner Weise» beteiligt gewesen.
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