Starwings-Präsident Donati vor Finalspiel 2«Spinnen Sie?»
Nach der Niederlage in der ersten Playoff-Finalpartie wollen die Starwings zu Hause gegen Fribourg eine Reaktion zeigen. Club-Präsident Pascal Donati sagt, was es nun braucht.

Pascal Donati, treten Sie eigentlich zurück, wenn die Starwings Schweizer Meister werden?
Spinnen Sie? (lacht) Wieso sollte ich zurücktreten?
Besser als der Meister-Titel kanns ja nicht werden für die Starwings.
Ich bin ja nicht wegen Titeln und Pokalen seit Jahren Teil dieses Clubs. Es geht mir um den Verein, die Spieler, den Sport – und natürlich um die Unterhaltung. Erfolg zu haben ist toll, aber am Schluss spielt er nur eine untergeordnete Rolle.
Das mit dem Titel könnte so oder so schwierig werden, das Team verlor das erste Duell am Mittwoch in Fribourg klar mit 68:87. Waren Sie und die Spieler überrascht, wie stark Fribourg auftrat?
Im Gegenteil, ich denke unsere Mannschaft war vermutlich überrascht, dass sie nach vier Minuten mit acht Punkten Vorsprung führte. Und dann kam die Moralpredigt von Trainer Aleksic an seine Spieler während des Time-outs und danach waren die Fribourger wie verwandelt. Sie haben knallhart verteidigt und haben vorne effizient die Punkte gemacht. Sie traten als Team unglaublich auf, vier Spieler von ihnen machten über zehn Punkte. Sie spielten topseriös bis zum Ende, so etwas sieht man selten. Und wenn die beste Mannschaft der Liga einen so starken Tag einzieht, kann eine solche Niederlage halt passieren.
Was haben die Starwings nicht gut gemacht?
Die Spieler haben kein Mittel gegen die unglaubliche Defensive der Freiburger gefunden. Die haben das perfekt gemacht, ich nenne es die Playoff-Defense: Zerren, reissen, schubsen bis ans Limit – und dabei dem Gegner keinen Meter schenken. Unsere Mannschaft hat da nie ein Mittel gefunden und blieb darum im Angriff zu harmlos. Da müssen sie für die kommenden Partien ein Mittel finden, sie müssen aggressiver und entschlossener sein.
Was haben die Starwings gut gemacht?
Sie haben nie aufgegeben, auch als sie mit 20 Punkten hinten lagen. Kurz nach der Pause hatte ich auf der Tribüne das Gefühl, dass das nichts mehr wird, doch die Spieler liessen sich nie überrennen. Diese Niederlage war nicht tragisch.
Wie war die Stimmung danach in der Kabine?
Ich gehe nicht in die Kabine, würde ich nie machen, als Präsident habe ich dort nichts verloren. Aber sie machten nach dem Spiel schon den Eindruck, nicht glücklich zu sein. Sie waren vermutlich unzufrieden mit ihren Leistungen, auch wenn der Gegner übermächtig war. Aber ich bin überzeugt, dass sie es im Heimspiel am Samstag besser machen werden.
Bei den Starwings stehen in den Playoffs beinahe immer dieselben sechs Spieler auf dem Feld, daneben sind viele verletzt. Schwinden nun langsam, aber sicher die Kräfte nach einer langen Saison?
Hören Sie damit auf! Die fehlende Regeneration ist kein Grund. In der NBA haben sie ja auch jede Woche drei Partien. Es hat am Dienstag an anderem gefehlt.
Nun folgt am Samstag die Heimpartie, in der die Starwings bereits gewaltig unter Druck stehen werden. Ist es das Spiel des Jahres?
Ja, denn an diesem Abend entscheidet sich, ob wir in dieser Finalserie noch ein zweites Heimspiel absolvieren dürfen oder nicht. Und sind wir ehrlich, verlieren wir auch das zweite Duell, wird es sicher ganz, ganz schwierig. Unsere Chance ist, dass die Freiburger nicht gerne in unsere Halle kommen. Sie tragen ihre Partien zu Hause ja in einer tollen Basketballarena aus, wir bei uns spielen in einer Mehrzweckhalle. Das ist ein Vorteil für uns. Aber dennoch müssen wir einen bärenstarken Abend einziehen. Wir müssen uns jeden Punkt hart erarbeiten. Einfache Körbe gibt es in einem Final keine.
Sie sind bei den Starwings Präsident, Teil der sportlichen Kommission und daneben Mann für alles andere. Im Viertelfinal und im Halbfinal kommentierten Sie die Partien für den clubeigenen Stream. Werden Sie wieder vor dem Mikrofon sitzen?
Nein, da das Schweizer Fernsehen den Final live überträgt, werde ich für einmal andere Aufgaben haben.
Wie wird Ihr Tag aussehen?
Das Ganze fängt schon am Freitagabend an. Wir werden mit der Crew die Halle vorbereiten, die Elektronik installieren, die Tribüne aufbauen und die Klebermarkierungen am Boden anbringen. Am Samstag coache ich am Mittag dann unsere U-20 gegen Aarau und bereite danach noch die letzten Dinge für den Abend vor.
Und anstatt vor dem Mikrofon zu hocken …
... kümmere ich mich während des Spiels um unsere Sponsoren und Fans. Es gibt immer etwas zu tun.
Ist das Ihre Art, mit der Nervosität und dem Stress umzugehen?
Stress? Kenne ich nicht. Und nervös bin ich nie, warum auch? Ich kann das alles, was bei uns gerade abgeht, sachlich beurteilen. Es bringt nichts, wenn man die Kontrolle verliert.
Wann ist der Samstag für Sie ein erfolgreicher Tag?
Nur bei einem Sieg. Ein anderes Szenario gibt es nicht, das mich wirklich zufrieden machen würde.
Wie gross sind die Chancen jetzt nach der Niederlage im ersten Spiel, dass die Starwings doch noch den Titel holen?
Schauen Sie, das kann man so schlicht nicht sagen. Fribourg ist der Favorit, das ist klar. Wir wollen sie auf dem linken Bein erwischen und eine Top-Darbietung zeigen.
Was würde der Gewinn der Meisterschaft für den Club ändern?
(überlegt) Die Ansprüche für die kommende Saison würden wohl steigen. Und dann würden wir merken, dass wir dafür ja trotzdem nicht genug Geld haben, und alles wäre wieder so wie immer. Es würde sich also nichts ändern. Aber ich verstehe es, dass die Leute im Club jetzt aufgeregt sind während den Playoffs, sie sind angespannt und emotional. Ich nehme das viel gelassener, so war ich immer.
Nationalliga A. Playoff-Final (best of 5). Am letzten Dienstag: Fribourg - Starwings 87:68. Samstag, 17.30 Uhr: Starwings - Fribourg. Dienstag, 19.30 Uhr: Fribourg - Starwings. Evtl. 4. Juni: Starwings - Fribourg. Evtl. 6. Juni: Fribourg - Starwings.
Tobias Müller schrieb seinen ersten Artikel für die Basler Zeitung im Jahr 2011 und ist seit 2018 als redaktioneller Mitarbeiter tätig. Er beschäftigt sich vor allem mit Themen aus der Leichtathletik, dem Fussball sowie dem Freizeitsport.
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