Spanisches Gericht lässt Eltern von Ashya frei
Nach mehreren Tagen in Haft sind die Eltern des krebskranken Jungen Ashya wieder frei. Die britische Justiz hat den Haftbefehl gegen sie zurückgezogen.

Die Eltern eines krebskranken fünfjährigen Jungen aus Grossbritannien sind am Dienstag nach mehreren Tagen in spanischer Haft wieder freigelassen worden. Wie der Nationale Gerichtshof in Madrid in einer Erklärung mitteilte, reagierte die Justiz des Landes damit auf die Entscheidung der britischen Behörden, den Haftbefehl gegen das Paar zurückzuziehen und auf eine Auslieferung zu verzichten.
Der Anwalt der Familie, Juan Isidro Fernández, sagte der Nachrichtenagentur AP, die Eltern des an einem Gehirntumor leidenden Ashya nähmen am Mittwoch in Südspanien an einer Pressekonferenz teil. In Málaga liegt der Junge im Krankenhaus, seit seine Eltern am Wochenende nahe der Stadt auf Betreiben der britischen Polizei festgenommen worden waren.
Per internationalem Haftbefehl gesucht
Reporter, die am Dienstagabend vor dem Gefängnis im 40 Kilometer von Madrid entfernten Soto del Real auf die Freilassung der Eltern warteten, sahen sie nicht das Gelände verlassen. Anwalt Fernández sagte, das Gefängnis habe mehrere Ausgänge, und die Eltern hätten es verlassen können. Noch am Montag hatte ein Richter zunächst drei Tage Haft für das am Wochenende in Südspanien festgenommene Paar verfügt. In der Zeit sollten erste Dokumente für die Entscheidung über eine mögliche Auslieferung gesichtet werden.
Die britischen Behörden hatten die Eltern per internationalem Haftbefehl suchen lassen, weil diese ihren Sohn ohne Erlaubnis der Ärzte vergangene Woche aus einem britischen Krankenhaus mitnahmen und mit ihm auf der Suche nach einer effizienteren Behandlungsform nach Spanien reisten. Darin sahen die Behörden eine Vernachlässigung. Dem Paar drohte die Auslieferung von Spanien nach Grossbritannien, die nun nach der Rücknahme der Vorwürfe seitens der britischen Behörden hinfällig ist.
Grosse Empörung über britische Behörden
Der tragische Fall um den kleinen Ashya hatte auf der Insel grosse Empörung über das Vorgehen der britischen Behörden ausgelöst. Die Eltern hatten vor ihrer Entscheidung, den Fünfjährigen aus einem Krankenhaus in Southampton zu holen, das britische Gesundheitssystem kritisiert und für den schwerkranken Jungen eine fortschrittlichere Therapie, konkret eine Protonentherapie, gefordert.
Auch der britische Premierminister David Cameron schaltete sich ein. Am Dienstag sagte er dem Radiosender LBC, der Zustand des kleinen Ashya erinnere ihn an seinen verstorbenen Sohn Ivan, der an Zerebralparese und Epilepsie litt. Er hoffe, dass gesunder Menschenverstand an den Tag gelegt werde, «damit die Familie wieder mit diesem kleinen Jungen vereint werden kann und er die beste Behandlung bekommen kann – entweder im Vereinigten Königreich oder woanders», sagte Cameron.
Asyhas Vater hatte in einem im Internet veröffentlichten Video erklärt, dass seinen Nachforschungen zufolge sein Sohn von einer Protonentherapie profitieren könne. Bei dieser Behandlung wird der Tumor direkt mit höheren Dosen bestrahlt. Im Unterschied zu anderen Behandlungsarten wird dabei umliegendes gesundes Gewebe nicht mitzerstört.
In Grossbritannien ist die Protonentherapie derzeit nur in speziellen Fällen wie Augenkrebs verfügbar. Das britische Gesundheitsministerium hatte 2011 angekündigt, die Therapie werde von 2018 an auch auf der Insel zugänglich sein. Bis dahin zahlt das Land ausgewählten Patienten die Kosten für eine Protonentherapie in der Schweiz oder den USA. Es war zunächst nicht klar, warum diese Option im Fall von Ashya offenbar nicht im Gespräch war.
AP/fko
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