Rennen um BundesratssitzSP-Parteirat empfiehlt alle drei
Eva Herzog, Elisabeth Baume-Schneider und Evi Allemann haben sich am Freitag erfolgreich an der Parteisitzung vorgestellt. Am Samstag muss die Fraktion entscheiden, wer aufs Ticket kommt.

Der Saal war voll am Freitagabend im Hotel Bern. Die SP-Mitglieder tauchten ungezwungen, mehrheitlich in Pulli und Jeans zur Parteiratssitzung auf. Das Wort «Apéro» fällt mehrmals. Rausgeputzt waren jedoch drei SP-Frauen, die ihr Interesse und Können beweisen mussten, um die Nachfolge der abtretenden SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga anzutreten: die Basler Ständerätin Eva Herzog (60), die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (44) sowie die jurassische Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider (58). Alle drei haben laut Politologen das Format für eine Bundesrätin.
Das findet nun auch der Parteirat.
Dieser hat sie an einer ausserordentlichen Sitzung öffentlich angehört, um anschliessend eine Empfehlung zuhanden der Bundeshausfraktion für alle drei abzugeben. Sie seien alle «ausgezeichnet qualifiziert», um auf dem Zweierticket der Partei zu stehen, schreibt die SP. Die Aufgabe bleibt also knifflig.
Die Kandidatinnen hatten je fünf Minuten Zeit, um sich vorzustellen, und beantworteten anschliessend einzeln die Fragen der anwesenden Parteimitglieder. In der Fragerunde ging es um die Fokusthemen der Partei: Gleichstellung, Klimaschutz (insbesondere ein grünerer Finanzplatz), Kaufkraft und Europapolitik. Darin unterschieden sich die drei Kandidatinnen in ihren Antworten nicht wesentlich. Sie gaben sich selbstbewusst und zeigten grosse Lust auf das Amt. Alle betonten, sich in der «Partei der Menschen» für die Ärmsten der Gesellschaft einzusetzen, und versprachen, auf Parteilinie zu politisieren. Was den Anwesenden sichtlich gefiel.
Die Jüngste, Evi Allemann, trat zwar eher nervös, aber herzlich auf. Sie musste sich auch einer persönlichen Frage stellen. Ob sie sich, weil sie seitens der Medien mehrmals auf ihre Rolle als zweifache Mutter angesprochen wurde, als «Ikone» für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehe. Sie verneinte, sagte aber, dass sie die Motivation mitbringe, dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen diesbezüglich nicht nur für Bundesrätinnen, sondern für alle Menschen verbessert würden. «Und hier bin ich glaubwürdig.»
Die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider redete schnell und zeigte sich humorvoll. Auf die Frage eines Juso-Mitglieds, ob sie deren Initiative für die stärkere Besteuerung der Reichsten in der Schweiz befürworte, sagte sie klar Ja. Ihre Tür stehe für die Anliegen der Jungen – so gut es denn gehe im Bundesrat – offen.
Die Baslerin Eva Herzog gab sich im Vergleich zu den anderen beiden Rednerinnen eher kühl, aber professionell. Sie legte den Fokus auf ihre langjährige Exekutiverfahrung in der Basler Regierung. Die Historikerin war schon vor zwölf Jahren als Bundesratskandidatin angetreten, unterlag damals aber in der parteiinternen Nomination Sommaruga. Parteikonform sagte sie, soziale Ungerechtigkeiten und Gleichstellung bildeten ihre Leitlinien bis heute.
Der Parteirat hat lediglich ein Vorschlagsrecht. Wer definitiv auf das Wahlticket kommt, entscheidet die SP-Fraktion am Samstag. Klar ist, die Fraktion will zwei, nicht drei Frauen auf dem Ticket. Das betonte Fraktionschef Roger Nordmann zu Beginn der Parteisitzung.
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