Geldblog: Angebot der RaiffeisenbankSoll ich Mitbesitzer meiner Bank werden?
Raiffeisen bietet ihren Kunden die Möglichkeit, Anteilsscheine zu zeichnen und von einer attraktiven Ausschüttung zu profitieren. Die Vor- und Nachteile.

Ich bin 61 Jahre alt und habe mich im September frühzeitig pensionieren lassen. Ich habe ein Sparkonto bei der Raiffeisen, auf dem ich circa 200'000 Franken habe. Das Geld benötige ich nur im Notfall. Nun habe ich ein Schreiben der Raiffeisenbank erhalten, dass es bei der Raiffeisen zu einer Umstrukturierung kommt und meine Niederlassung nicht mehr zur Raiffeisenbank Schweiz gehört, sondern eine eigene Niederlassung begründet – in meinem Fall Raiffeisen Zürich. Es gibt die Möglichkeit, Anteilsscheine bis 20'000 Franken zu zeichnen. Die Verzinsung würde an der GV festgelegt und unterliegt dem Geschäftsergebnis. Die Anteilsscheine sind nicht durch die Einlagensicherung gedeckt. Sehen Sie eine solche Anlage als sichere Anlage oder würden Sie mir raten, das Geld auf dem Sparkonto zu belassen? Leserfrage von O.S.
Raiffeisen ist als Genossenschaft organisiert und besteht aus zahlreichen rechtlich autonom arbeitenden lokalen Genossenschaften. In der Schweiz gibt es 225 Raiffeiseninstitute mit über 800 Standorten. Sie sind eigenständig und Trägerin von Raiffeisen Schweiz, welche die Gruppe strategisch führt. Einige wenige Raiffeisenbanken hierzulande sind aber nicht eigenständige Genossenschaften, sondern Niederlassungen, also faktisch lediglich Filialen von Raiffeisen Schweiz – ähnlich wie die CS oder UBS auch im ganzen Land Filialen betreiben.
Im Zuge der Mängel in Sachen Corporate Governance – also der Unternehmensführung, die wegen der Untersuchungen gegen den früheren Raiffeisenchef Pierin Vincenz bekannt wurden, ist Raiffeisen über die Bücher gegangen und hat die eigenen Strukturen durchleuchtet und erneuert. Im Rahmen der neuen Strategie ist Raiffeisen Schweiz daran, die eigenen Niederlassungen zu verselbstständigen. Dies halte ich für eine sinnvolle Strategie. Damit gilt künftig, dass jede Raiffeisenbank eine Genossenschaft ist.
Für Sie als Kunde der Raiffeisen-Filiale in Zürich, die bislang zu Raiffeisen Schweiz gehört, hat dies den Vorteil, dass Sie nun Genossenschafter ihrer Raiffeisenbank werden können. Wenn Sie dieses Angebot annehmen, könnten Sie künftig nicht nur mitbestimmen, sondern würden auch von den Ausschüttungen profitieren. Wie hoch diese dann im konkreten Fall sein werden, weiss ich nicht. Bei anderen Raiffeisen-Genossenschaften sind die Ausschüttungen in der Regel attraktiv und gerade auch in Zeiten von nach wie vor tiefen Frankenzinsen ein gutes Geschäft.
Die übrigen Raiffeisengenossenschaften haften über die Gruppe, falls eine ihrer Genossenschaften in Schräglage geraten würde.
Natürlich gibt es dies nicht gratis. Neben dem Kapital von maximal 20'000 Franken, das Sie investieren müssten, tragen Sie ein deutlich höheres Risiko, als wenn Sie das Geld einfach auf dem Sparkonto haben. Denn indem Sie Anteile zeichnen, werden Sie Mitbesitzer der Bank. Falls die Bank zusammenbrechen würde, was ich nicht erwarte, müssten Sie im schlimmsten Fall damit rechnen, dass Sie Ihr Geld verlieren. Sie würden nicht von der gesetzlichen Einlagensicherung profitieren wie wir es bei liquiden Mitteln auf dem Konto kennen, sondern wären dem Anlagerisiko ausgesetzt.
Ich halte dieses Risiko eines Totalverlustes im konkreten Fall allerdings für gering. Denn erstens verfolgt Raiffeisen eine eher konservative Strategie, zweitens ist die Genossenschaftsbanken-Gruppe ausschliesslich in der Schweiz tätig, was hohe Verluste im Ausland, wie wir sie von der CS und UBS kennen, verunmöglicht und drittens haften die übrigen Raiffeisengenossenschaften über die Gruppe, falls eine ihrer Genossenschaften in Schräglage geraten würde. Zwar hat jede einzelne lokale Raiffeisenbank ihren eigenen geografischen Geschäftskreis, innerhalb dem sie aktiv sein kann. Gleichzeitig ist die Raiffeisen Gruppe «eine solidarische Schicksals- und Risikogemeinschaft» wie sie es selbst nennt: «Die gegenseitige Haftung bedeutet für die Raiffeisenkunden eine hohe Sicherheit.».
Da Sie jetzt auf Ihrem Ersparten auf dem Konto praktisch keinen Zins bekommen, würde ich die Möglichkeit nutzen, um Anteilscheine zu zeichnen. Der Maximalbetrag würde nur maximal 10 Prozent ihres Sparbatzens auf dem Raiffeisenkonto ausmachen. Auch aus dieser Sicht hält sich Ihr Risiko in Grenzen. Sie würden aber von einer Ausschüttung profitieren, die deutlich höher ist als der Zins auf dem Konto. Und noch ein Punkt zur Sicherheit: Im Konkursfall einer Bank sind durch die gesetzliche Einlagensicherung lediglich maximal 100'000 Franken pro Kunde und Bank geschützt. Sie tragen also auch heute schon ein gewisses Restrisiko, weil Sie einen wesentlich höheren Betrag einfach auf dem Konto haben. Vor allem sollten Sie auch an die Teuerung denken, die auch bei uns auf 2,4 Prozent gestiegen ist. Diese nagt am Wert Ihres Geldes. Schlagen können Sie die Teuerung nur, indem Sie auf Ihrem Ersparten eine Rendite erzielen.
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