Kommentar zur Reichsbürger-RazziaSolche Typen als Spinner abzutun wäre naiv
Das eigentlich Beunruhigende an den 52 Männern und Frauen, die einen Staatsstreich in Deutschland geplant haben sollen, ist: Unter ihnen befinden sich Ex-Offiziere von Spezialkräften der deutschen Armee.

Das also sollten die Köpfe von Regierung und Armee für ein neues, «besseres» Deutschland sein: der Prinz eines uralten ostdeutschen Adelsgeschlechts – den seine eigene Familie «verwirrt» nennt. Eine ehemalige AfD-Abgeordnete, die Esoterischem anhängt. Ein bärtiger Naturschrat, der Outdoorkurse im Wald abhält. Und ein vorbestrafter Pensionär, der die meiste Zeit in Brasilien lebt, in Blogs die «Freimaurer» für alles Übel der Welt verantwortlich macht – und hofft, dass sie, nach einem «Systemwechsel» für alle Zeit «exterminiert» sein werden.
Man könnte es sich leicht machen und diese Leute als Spinner abtun, als verschrobene Verschwörungserzähler. Leute, die man nicht ernst nehmen muss, nach dem Motto: Eine Demokratie muss auch solche Typen aushalten. Doch gerade das wäre naiv. Einige der 52 Beschuldigten, die einer «terroristischen Vereinigung» zur Planung eines bewaffneten Systemwechsels in Deutschland angehören sollen, kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Sie sind Lehrer, Ärzte, Unternehmer. Es sind Menschen, die eigentlich Säulen der Demokratie sein sollten.
Bereits im Sommer hatte der deutsche Generalbundesanwalt Peter Frank vor einer Radikalisierung des rechten Milieus gewarnt. Die Szene der Reichsbürger und Verschwörungsideologen werde «immer gewaltbereiter». Und: «Es wäre fahrlässig, die davon ausgehende Gefahr abzutun.»